ADHS-Dauertherapie: Bluthochdruck als Folge?
Leiden Patient:innen unter ADHS, ist meist eine medikamentöse Behandlung angezeigt, und zwar dauerhaft, da sich die Erkrankung bis ins Erwachsenenalter erstrecken kann. Doch eine ADHS-Dauertherapie steigert das Risiko für Bluthochdruck und weitere Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Eine Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) gehört zu den häufigsten psychischen Störungen. Betroffen sind hierzulande schätzungsweise zwischen 2 und 6 Prozent der Kinder. Kennzeichen sind Hyperaktivität, Unaufmerksamkeit und Impulsivität. Doch auch Erwachsene können weiter unter ADHS leiden.
Zur Behandlung kommen verschiedene Arzneimittel zum Einsatz, darunter Methylphenidat. Die Zahl der Verordnungen steigt dabei rapide. Das Problem: Je länger die Behandlung andauert, desto größer das Risiko für Patient:innen. Genau sind bei einer ADHS-Dauertherapie Folgen wie Bluthochdruck und weitere Herzerkrankungen oftmals vorprogrammiert. Das ist das Ergebnis einer schwedischen Studie.
Methylphenidat zählt zu den Amphetamin-ähnlichen Substanzen. Der Arzneistoff wirkt stimulierend im zentralen Nervensystem. Das indirekte Sympathomimetikum hemmt die Wiederaufnahme von Dopamin und Noradrenalin. Somit erhöht sich die extrazelluläre Konzentration. Nebenwirkungen können Appetitverlust, Schlaflosigkeit und Beeinträchtigung des Reaktionsvermögens sein. Doch damit nicht genug. Denn laut Fachinformation gehört eine Veränderung des Blutdrucks – in der Regel eine Erhöhung – ebenfalls zu den häufigen Nebenwirkungen (≥ 1/100, < 1/10) unter einer Methylphenidat-Behandlung, wenngleich die Wirkung jedoch meist nicht sehr stark ausgeprägt sei.
Bluthochdruck durch ADHS-Therapie: Dauer und Dosis entscheidend
Untersucht wurden die Auswirkungen einer ADHS-Dauertherapie mit Stimulantien wie Methylphenidat, Amphetamin, Dexamphetamin und Lisdexamfetamin sowie Nichtstimulanzien wie Atomoxetin und Guanfacin an mehr als 278.000 Patient:innen im Alter zwischen vier und 64 Jahren, die unter ADHS litten. Während ein Teil der Teilnehmenden über einen Zeitraum von bis zu 14 Jahren entsprechende Medikamente dagegen einnahm, wurden die Folgen der Therapie mit Patient:innen verglichen, die keine Arzneimittel nutzten.
Dabei zeigte sich: Erkrankte hatten unter einer ADHS-Dauertherapie im Vergleich zu Patient:innen ohne Therapie ein deutlich erhöhtes Risiko für Bluthochdruck und weitere Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Je länger die Behandlung andauerte, desto größer die Gefahr. „Während der 14-jährigen Nachbeobachtungszeit war jeder einjährige Anstieg der Einnahme von ADHS-Medikamenten mit einem um 4 Prozent erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden“, heißt es von den Forschenden.
Außerdem ergaben sich jedoch Unterschiede je nach Medikament. Demnach konnte unter der Einnahme von Methylphenidat und Lisdexamfetamin ein verstärktes Auftreten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck und Co. über die gesamte Beobachtungszeit festgestellt werden, für Atomoxetin dagegen nur im ersten Jahr. Und auch die Dosis spielte eine Rolle. Patient:innen, die beispielsweise > 60 mg Methylphenidat täglich anwendeten, wiesen pro Jahr der Einnahme ein um 5 Prozent erhöhtes Risiko auf. Unterschiede nach Altersgruppe – Erwachsene versus Kinder – oder Geschlecht ließen sich dagegen nicht beobachten.
Das Fazit: Ärzt:innen sollten einmal mehr eine gründliche Nutzen-Risiko-Bewertung durchführen, bevor sie eine medikamentöse ADHS-Dauertherapie starten. Außerdem sollten Patient:innen während der Behandlung regelmäßig auf kardiovaskuläre Anzeichen überwacht werden.
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