Etwa eine von 100 Personen leidet an einer Hyperthyreose, einer Überfunktion der Schilddrüse. Zur Behandlung kommen vor allem Thyreostatika infrage, unter anderem mit Perchloraten. Dazu gehören auch Irenat Tropfen (Alliance Pharma). Doch das Präparat ist von einem Lieferengpass betroffen, und zwar voraussichtlich bis Oktober 2028.
Irenat kommt zur Behandlung einer Jod- oder Amiodaron-induzierten Hyperthyreose zum Einsatz. Das Arzneimittel enthält Natriumperchlorat, das zu den Thyreostatika gehört, die Aufnahme von Iod in die Schilddrüsenzellen kurzfristig blockiert und einer Überproduktion von Schilddrüsenhormonen entgegenwirkt. Außerdem wird Irenat unter anderem bei Patient:innen mit Schilddrüsenüberfunktion vor und nach Computertomografien, Herzkatheteruntersuchungen und weiteren szintigraphischen Untersuchungen eingesetzt, um bei der Gabe von Iod-haltigen Kontrastmitteln oder schilddrüsengängigen Radiopharmaka einer Belastung der Schilddrüse vorzubeugen.
Das Arzneimittel steht in Form von Tropfen zur Verfügung, die mit Wasser verdünnt eingenommen werden. Die Anfangsdosis beträgt bei Erwachsenen mit Hyperthyreose 40-50 Tropfen/Tag verteilt auf mehrere Dosen, als Erhaltungsdosis werden 20 Tropfen/Tag eingenommen. Nun informiert das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) über einen Lieferengpass bei Irenat Tropfen. Dieser besteht bereits seit Oktober und wird voraussichtlich die nächsten fünf Jahre – sprich bis Oktober 2028 – andauern.
Engpass bei Irenat Tropfen: Produktion unwirtschaftlich
Als Grund für den Engpass führt das BfArM „Probleme beim Wirkstoffhersteller“ an. Konkret könne das Präparat aktuell nicht zum gesetzlich festgelegten Herstellerabgabepreis von 7,23 Euro pro Packung hergestellt werden. Der bisherige Wirkstoffhersteller Alliance Pharma habe die Verträge aus wirtschaftlichen Gründen gekündigt. Zwar wurde bereits ein neuer Hersteller gefunden, auch dieser könne jedoch nicht zum festgesetzten Preis produzieren. Um die Produktion wieder aufzunehmen und eine wirtschaftliche Lösung zu finden, sei Alliance Pharma seit Juni 2023 im Austausch mit dem Bundesgesundheitsministerium.
Laut dem Berufsverband Deutscher Nuklearmediziner (BDN) reichen die aktuellen Lagerbestände in der EU jedoch voraussichtlich nur noch bis Jahresende aus. Ein Alternativpräparat steht laut BfArM nicht zur Verfügung. „Wir appellieren dringend an den Gesetzgeber, den Herstellern eine wirtschaftliche Produktion zu ermöglichen“, heißt es vom BDN. Nur so lasse sich der Lieferengpass eindämmen und ein Versorgungsengpass im besten Fall verhindern.
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