Der Hype um Semaglutid ist ungebrochen – vor allem zur Gewichtsreduktion. Doch unter dem Wirkstoff drohen Nebenwirkungen. Wird Semaglutid zur Adipositas-Behandlung eingesetzt, können schwere Magen-Darm-Probleme auftreten, warnen Forschende.
Semaglutid kommt in Arzneimitteln mit unterschiedlichen Indikationen zum Einsatz. Während Ozempic ausschließlich zur Diabetes-Behandlung bei Erwachsenen mit unzureichend kontrolliertem Diabetes mellitus Typ 2 als Zusatz zu Diät und körperlicher Aktivität zugelassen ist, besitzt Wegovy die Zulassung für die Indikation Gewichtsreduktion bei Adipositas-Patient:innen ab einem BMI von 27 oder höher mit mindestens einer gewichtsbedingten Begleiterkrankung oder einem BMI von 30 oder höher, jeweils in Verbindung mit der Durchführung einer kalorienreduzierten Diät und erhöhter körperlicher Aktivität und kann seit Juli auch hierzulande verordnet werden.
Neben der angestrebten Gewichtsreduktion konnte unter dem Wirkstoff bereits ein positiver Effekt auf das Herz-Kreislauf-Risiko nachgewiesen werden. Doch die Gabe von Semaglutid und seinem Pendant Liraglutid zur Adipositas-Behandlung kann auch mit schweren Magen-Darm-Problemen verbunden sein. Dazu zählen gastrointestinale Beschwerden wie Pankreatitis, Gallenerkrankungen und Co., wie neue Studienergebnisse zeigen.
Semaglutid ist ein GLP-1-Analogon und wirkt selektiv als GLP-1-Rezeptoragonist – bindet der Wirkstoff an den Rezeptor, wird dieser aktiviert. Die Folgen:
- der Blutzuckerspiegel wird glucoseabhängig durch Stimulation der Insulinsekretion und Senkung der Glucagonsekretion gesenkt
- Körpergewicht und Körperfettmasse werden durch eine geringere Energieaufnahme – Appetitreduktion – gemindert.
Magen-Darm-Probleme unter Semaglutid und Liragluitd
Forschende der Universität von British Columbia in Vancouver haben herausgefunden, dass bei Patient:innen, die in der Indikation Gewichtsreduktion mit Semaglutid oder Liraglutid behandelt wurden, mitunter schwere Magen-Darm-Probleme wie eine akute Pankreatitis, Gastroparese und/oder Darmverschluss auftraten. Die genannten Nebenwirkungen sind bereits aus der Diabetes-Behandlung mit den entsprechenden Wirkstoffen bekannt, waren bisher aber nicht für die Indikation Gewichtsreduktion nachgewiesen. Für ihre Studie haben sie eine Stichprobe von zufällig ausgewählten Patientendaten aus der IQVIA-Datenbank herangezogen. Einbezogen wurden insgesamt mehr als 5.000 adipöse Personen, die zwischen 2006 und 2020 Semaglutid, Liraglutid oder mit Bupropion-Naltrexon ein anderes Mittel anwendeten, um ihr Gewicht zu reduzieren, aber nicht an Diabetes litten.
Es zeigte sich, dass die Anzahl der Fälle von gastrointestinalen Nebenwirkungen zwar insgesamt nur gering, unter den beiden GLP-1-Analoga aber deutlich – konkret bis zu neunmal – größer ausfiel als unter Bupropion-Naltrexon zum Abnehmen. „Die Einnahme von GLP-1-Agonisten war im Vergleich zu Bupropion-Naltrexon mit einem erhöhten Risiko für Pankreatitis, Darmverschluss und Gastroparese, nicht aber für Gallenerkrankungen verbunden“, heißt es in der Studie.
„In Anbetracht der breiten Verwendung dieser Medikamente müssen diese unerwünschten Ereignisse, auch wenn sie selten sind, von Patienten berücksichtigt werden, die eine Verwendung dieser Medikamente zur Gewichtsabnahme in Erwägung ziehen, da sich das Nutzen-Risiko-Verhältnis für diese Gruppe von dem derjenigen unterscheiden könnte, die sie zur Behandlung von Diabetes verwenden“, lautet das Fazit der Forschenden. Außerdem hoffen sie auf eine Aktualisierung der Warnhinweise in der Indikation Gewichtsreduktion.
Mehr aus dieser Kategorie
Erhöht Milch das Risiko für Herzkrankheiten?
Milch- und Milchprodukte haben bei vielen Menschen einen festen Platz auf dem Ernährungsplan. Doch zu viel davon kann gefährlich werden, …
SVA tagt: OTC-Switch für Sildenafil und Co.?
Am 21. Januar 2025 tagt der Sachverständigenausschuss für Verschreibungspflicht (SVA) zum ersten Mal im neuen Jahr. Auf der Agenda steht …
Baclofen: Beeinträchtigung der Gehirnfunktion
Für einige Baclofen-haltige Arzneimittel gibt es neue Warnhinweise. Die Fach- und Gebrauchsinformationen müssen entsprechend angepasst werden. Genau droht unter der …