Apotheken hätten das gute Recht zu streiken, betonte Bundesgesundheitsminister Professor Karl Lauterbach vor kurzem in einem Tweet. Und davon sollen die Teams nun einmal mehr Gebrauch machen. Der Hessische Apothekerverband (HAV) ruft am 2. Oktober zum Streik und zur Großdemo auf. Auch die Freie Apothekerschaft appelliert an die Kolleg:innen, die Apotheken an diesem Tag geschlossen zu halten.
Am 27. September sollen die Apotheken – zwischen 13 und 16 Uhr – erneut geschlossen bleiben, um die Antworten von Gesundheitsminister Lauterbach auf die sechs Fragen der Abda anzuhören. Für Adexa-Chef Andreas May handelt es sich dabei jedoch nur um ein „Warmlaufen“ für größere Protestaktionen. Und die kündigt nun der HAV an und ruft am 2. Oktober zum Streik und einer Großdemo auf. Denn obwohl am 14. Juni zehntausende Apothekenmitarbeiter:innen auf die Straße gegangen sind, um sich Gehör zu verschaffen sowie für ein faireres Honorar und bessere Arbeitsbedingungen einzutreten, habe sich an ihrer Situation seither nichts geändert, so der Verband. Daher gelte es, den Druck hochzuhalten.
„Wie mehrfach berichtet kämpfen die Apotheken weiter für eine wohnortnahe Arzneimittelversorgung und eine dafür angemessene Vergütung, die in den vergangenen 20 Jahren trotz Inflation, gestiegener Mieten und Energiepreise sowie Tariferhöhungen keine nennenswerte Anpassung erfuhr“, heißt es in einer Pressemitteilung. Die Folge: immer mehr Apothekenschließungen, auch in Hessen, wo auf 100.000 Einwohner:innen nur noch 21 Apotheken kommen.
2. Oktober: Apotheken sollen an Kundgebung teilnehmen
Um einmal mehr auf die prekäre Lage der Apotheken aufmerksam zu machen, findet am 2. Oktober um 11 Uhr auf dem Frankfurter Opernplatz eine große Kundgebung statt, zu der sich unter anderem auch Redner der hessischen Landtagsfraktionen angekündigt haben. Die Apotheken im Bundesland sollen derweil geschlossen bleiben und die Teams geschlossen nach Frankfurt kommen, um an der Kundgebung teilzunehmen. Die Versorgung werde durch die Notdienstapotheken gesichert.
„Eine wirtschaftlich attraktive Situation der Apotheken ist wegen der mangelnden Balance zwischen der seit zwei Jahrzehnten nahezu unveränderten Vergütung von aktuell 8,35 Euro und des immens steigenden Kostendrucks im selben Zeitraum einfach nicht mehr gegeben“, erklärt HAV-Vorsitzender Holger Seyfarth. Hinzu kommen laut HAV anhaltende Lieferengpässe bei hunderten Arzneimitteln, wachsende Bürokratie und fehlende Problemlösungen seitens der Politik.
„Wir müssen uns weiter klar und engagiert für wirtschaftliche, politische und berufsständische Rahmenbedingungen einsetzen, die junge Kolleginnen und Kollegen wieder dazu motivieren, eine öffentliche Apotheke zu übernehmen“, lautet der Appell.
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