Die HIV-Präexpositionsprophylaxe (PrEP) ist seit knapp vier Jahren hierzulande Kassenleistung. Zum Einsatz kommen neben Spritzen auch Tabletten. Bei einigen Wirkstoffen ist jedoch Vorsicht geboten. So stehen bestimmte PrEP in Verdacht, Blutdruck und Cholesterin nach oben zu treiben.
Zur HIV-Präexpositionsprophylaxe sind inzwischen verschiedene Präparate zugelassen, darunter auch Cabotegravir als Depotspritze, für die der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) vor kurzem eine Zulassungsempfehlung ausgesprochen hat. Alternativen kommen in Tablettenform, meist mit der Wirkstoffkombination Emtricitabin/Tenofovir. Doch letztere kann bei Daueranwendung Folgen haben. So könnte die PrEP Blutdruck- und Cholesterinwerte in die Höhe treiben, wie neue Daten zeigen.
Übrigens: Warum die PrEP hierzulande bisher noch zu wenig genutzt wird, erfährst du hier.
Tenofoviralafenamid als neuer Wirkstoff bei PrEP und HIV-Therapie
Schon seit 2016 ist die Kombi Emtricitabin/Tenofovir zur HIV-Präexpositionsprophylaxe in der EU zugelassen. Zum Einsatz kamen dabei zunächst Präparate mit dem Wirkstoff Tenofovirdisoproxil (TDF), einem Prodrug des Reverse-Transkriptase-Hemmers Tenofovir, das beim Transport in die Blutzellen unterstützt. Inzwischen kommt alternativ Tenofoviralafenamid (TAF) ins Spiel, ebenfalls ein Prodrug von Tenofovir. Der Wirkstoff soll zum einen effektiver als TDF sein, eine höhere Schutzwirkung bieten und zum anderen das Risiko von Nebenwirkungen wie verringerten Nierenwerten und Co. senken.
Das Problem: Unter der Kombi Tenofoviralafenamid/Emtricitabin stieg die Zahl der Diagnosen von Hypertonie sowie der Verordnungen von Statinen. Das haben Forschende der Kaiser Permanente Bernard J. Tyson School of Medicine Pasadena (Kalifornien, USA) herausgefunden. Eine PrEP mit TAF könnte demnach Blutdruck und Cholesterin in die Höhe treiben, so die Vermutung.
Achtung: In den USA ist die PrEP mit TAF bereits seit 2019 zugelassen, in der EU bisher jedoch nicht in dieser Indikation, sondern lediglich zur Behandlung einer bestehenden HIV-Infektion.
Blutdruck und Cholesterin unter PrEP mit TAF erhöht
Um dies zu überprüfen, haben die Wissenschaftler:innen in einer retrospektiven Kohortenstudie elektronische Gesundheitsakten von mehr als 6.800 Personen herangezogen, die eine PrEP einnahmen, und zwar entweder mit TAF oder TDF. Dabei wurden die Blutdruck- und Cholesterinwerte innerhalb von zwei Jahren nach der ersten Einnahme untersucht. Dabei zeigte sich: Die Verordnung einer PrEP mit TAF führte zu 64 Prozent häufiger zu einem Anstieg des Blutdrucks auf über 140/90 mm Hg. Noch häufiger wurde wegen erhöhter LDL-Werte mit einer Statinbehandlung begonnen.
Ob und inwiefern das Auftreten von Bluthochdruck und der Notwendigkeit einer Statintherapie auf die Einnahme der PrEP mit TAF zurückzuführen ist, konnte jedoch nicht geklärt werden. Dennoch appellieren die Forschenden, Blutdruck- und Cholesterinwerte bei TAF-Anwender:innen regelmäßig zu prüfen.
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