Kommen Patient:innen mit Reizmagen in die Apotheke, sind in der Regel Protonenpumpenhemmer (PPI) Mittel der Wahl. Dabei könnte eine Behandlung mit Kurkuma, genau mit Curcumin, bei Reizmagen denselben Effekt haben, zeigen neue Daten.
Hierzulande leidet etwa jede/r Zehnte an einem Reizmagen – sprich einem verfrühten Sättigungs- oder Völlegefühl, Magenschmerzen und Co., auch als funktionelle Dyspepsie bekannt. Die Ursachen für die Erkrankung sind bisher nicht vollständig geklärt. Zur Therapie kommen unter anderem PPI wie Omeprazol zum Einsatz. Forschende wollen nun eine neue Behandlungsoption entdeckt haben. Demnach ist Curcumin bei Reizmagen ebenso wirksam wie Omeprazol.
PPI vermindern die Magensäuresekretion, indem sie die Protonenpumpe durch Bindung an die H+/K+-ATPase irreversibel hemmen. Sie sind säureempfindlich und mit einem magensaftresistenten Überzug versehen, sodass die Resorption erst im Dünndarm erfolgt. Eine Daueranwendung von PPI kann jedoch zu einem Ungleichgewicht im Kalium- und Magnesiumhaushalt und zu Herzrhythmusstörungen führen.
Curcumin ist ein Polyphenol, dem entzündungshemmende und verdauungsfördernde Eigenschaften zugesprochen werden und das dem Wirkmechanismus von Corticoiden ähnelt. Es ist fettlöslich und wird über die Leber und den Darm schnell wieder ausgeschieden. Curcumin wird in der ayurvedischen Medizin seit Längerem bei Verdauungsbeschwerden eingesetzt, weil es die Ausschüttung von Gallensäuren in der Leber anregen soll, wodurch Nahrungsfette besser verdaut werden können.
Curcumin und Omeprazol bei Reizmagen gleich wirksam
In einer randomisierten, doppelblinden, kontrollierten Studie haben Wissenschaftler:innen des Center of Excellence in Preventive & Integrative Medicine and Department of Preventive and Social Medicine der Chulalongkorn University Faculty of Medicine in Bangkok die klinischen Effekte von Curcumin untersucht und mit Omeprazol verglichen. Alle Teilnehmer:innen waren im Alter von 18 bis 70 Jahren und litten unter funktioneller Dyspepsie. Sie wurden in drei Gruppen unterteilt und erhielten zur Therapie entweder Curcumin allein, Omeprazol allein oder eine Kombination aus viermal täglich je zwei Kapseln mit 250 mg Curcumin plus einmal täglich eine Kapsel mit 20 mg Omeprazol über 28 Tage.
Nach 28 Tagen sowie nach 56 Tagen wurde die mögliche Besserung der Reizdarm-Symptome bewertet. Dazu diente der sogenannte SODA-Score (Severity of Dyspepsia Assessment). Beurteilt wurden unter anderem das Schmerzempfinden und die Zufriedenheit der Patient:innen. Dabei zeigte sich in allen drei Gruppen durch die Behandlung eine Verbesserung. Das Besondere: „Es wurden keine signifikanten Unterschiede zwischen den drei Gruppen festgestellt, und es traten keine schwerwiegenden unerwünschten Ereignisse auf.“
Im Klartext bedeutet das, dass eine Therapie mit Curcumin bei Reizmagen ebenso effektiv war wie unter Omeprazol. Eine Kombination der beiden Wirkstoffe hatte dagegen keinen zusätzlichen positiven Effekt. „Curcumin und Omeprazol hatten eine vergleichbare Wirksamkeit bei funktioneller Dyspepsie ohne offensichtlichen Synergieeffekt“, fassen die Forschenden zusammen. Nun gelte es, die Wirkung von Curcumin bei Reizmagen weiter zu untersuchen.
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