Omega-3-Fettsäuren: Besser Fisch statt Fischöl?
Fischöl kommt in zahlreichen Nahrungsergänzungsmitteln (NEM) zum Einsatz und soll dazu beitragen, den Omega-3-Haushalt zu stärken, was wiederum zahlreiche gesundheitsfördernde Effekte mit sich bringen soll. Doch statt auf Fischöl sollten Patient:innen besser auf Fisch setzen, heißt es von Forschenden.
Omega-3-Fettsäuren wie alpha-Linolensäure (ALA), Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA) sind wichtig für den Stoffwechsel sollen weitere positive Auswirkungen auf den menschlichen Körper haben. Und auch in der Schwangerschaft spielen DHA/EPA eine wichtige Rolle für die normale Entwicklung von Augen und Gehirn des Babys.
Das Problem: Sie können nicht selbst gebildet, sondern müssen zugeführt werden, beispielsweise über die Nahrung. Fetter Seefisch wie Makrele, Hering, Thunfisch oder Lachs, Leinöl und Walnüsse gelten als gute Omega-3-Lieferanten und können – regelmäßig verzehrt – den Bedarf decken. Doch auch NEM mit Fischöl und anderen Omega-3-Fettsäuren kommen zum Einsatz. Dabei versprechen die Hersteller oft verschiedene gesundheitsfördernde Effekte. Zu Unrecht, wie neue Studienergebnisse zeigen.
Finger weg von NEM mit Fischöl?
Forschende der University of Texas, Medical Center, Dallas (USA) haben rund 2.800 Nahrungsergänzungsmittel mit Fischöl und anderen Omega-3-Fettsäuren sowie die damit verbundenen Health Claims unter die Lupe genommen. Dabei zeigte sich: Rund drei von vier Präparaten wurden demnach mit mindestens einem gesundheitsfördernden Effekt beworben. Am häufigsten wurde den NEM mit Fischöl und anderen Omega-3-Fettsäuren dabei eine Förderung der kardiovaskulären Funktion zugesprochen, gefolgt von positiven Auswirkungen auf die mentale Gesundheit, Gelenke, Augen und einer antioxidativen, entzündungshemmenden, cholesterin- und triglyceridsenkenden Wirkung. Doch nur jede fünfte dieser Aussagen war auch durch die US-amerikanische Gesundheitsbehörde FDA belegt.
Achtung: Werden Omega-3-Fettsäuren über NEM, beispielsweise mit Fischöl, zugeführt, ist außerdem an Wechselwirkungen zu denken. So ist unter anderem in Kombination mit Antikoagulantien Vorsicht geboten, da Omega-3 den Effekt der Blutgerinnungshemmung noch verstärken kann.
Hinzukommt, dass die Dosierung der Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA für eine Tagesdosis in zahlreichen Präparaten stark abweicht. Bei EPA schwankte der Gehalt zwischen 135 und 647 mg, bei DHA zwischen 140 und 500 mg. Einige Präparate enthielten sogar mehrere Gramm der Fettsäuren – ohne im Beipackzettel auf damit verbundene mögliche Nebenwirkungen hinzuweisen.
Die Forschenden fordern daher strengere Vorschriften für die Kennzeichnung von entsprechenden NEM. Mehr noch: „Wenn Fischöl, dann bitte mit Gräten!“, lautet ihr Fazit.
Übrigens: Auch Stiftung Warentest hatte NEM mit Omega-3-Fettsäuren wie Fischöl eine Absage erteilt.
Das könnte dich auch interessieren
Mehr aus dieser Kategorie
Spironolacton: Warnung vor Falschinformationen auf TikTok
Neben verschiedenen Beauty- und Ernährungstrends kursieren in den Sozialen Medien auch zahlreiche Mutproben mit Arzneimitteln, beispielsweise die gefährliche Paracetamol-Challenge. Nun …
Chargenüberprüfung: Wick Husten-Sirup mit portugiesischem Etikett
Apotheken sollen das Warenlager überprüfen. Sind Packungen Wick Husten-Sirup gegen Reizhusten mit Honig mit portugiesischem Etikett im Bestand, soll die …
Antibiotika: Wirkverzögerung wegen Nährstoffmangel?
Ob Mandelentzündung, Syphilis oder andere Geschlechtskrankheiten – Um bestimmte bakterielle Infektionen einzudämmen, führt an der Anwendung von Antibiotika oftmals kein …