Der Juni ist auch als Pride Month bekannt. Ziel ist es, unter anderem die Rechte der LGBTQI+ Community zu stärken. Dabei besteht auch hierzulande Nachholbedarf, allem voran im Gesundheitssystem. Denn dieses kennt bisher nur zwei Geschlechter – eine Gefahr für die (sexuelle) Gesundheit von trans und nicht-binären Menschen.
„Medizinische Einrichtungen und Beratungsstellen zu Fragen der sexuellen Gesundheit in Deutschland sind auf trans und nicht-binäre Menschen nicht ausreichend vorbereitet“, heißt es in einer Pressemitteilung der Deutschen Aidshilfe. Denn: Das Gesundheitssystem sei hierzulande weiterhin lediglich auf zwei Geschlechter ausgerichtet – sowohl in puncto Beratung als auch bei der Medikation. Das sind die Kernergebnisse einer gemeinsamen Studie der Aidshilfe mit dem Robert-Koch-Institut, für die mehr als 3.000 Menschen befragt wurden.
Fehlendes Wissen gefährdet Gesundheit von trans und nicht-binären Menschen
Das Problem: „Trans und nicht-binäre Menschen sind generell erhöhten gesundheitlichen Risiken ausgesetzt“, und zwar sowohl physisch als auch psychisch. So kämpfen viele Personen weiterhin mit Diskriminierung und Stigmatisierung, was häufig zu psychischen Belastungen führt. Hinzukommt ein deutlich erhöhtes Risiko für sexuell übertragbare Krankheiten wie HIV. Außerdem werde die physische Gesundheit von trans und nicht-binären Personen auch durch fehlende Kompetenz bei Ärzt:innen gefährdet.
Dazu ein Beispiel: Ist Behandelnden in der Beratung von trans Männern nicht klar, dass diese aufnehmenden Vaginalsex praktizieren, könne dies bei der Beratung zur HIV-Prophylaxe PrEP gefährliche Folgen haben. Denn in diesem Fall dauert es länger, bis sich in der Vaginalschleimhaut ein ausreichender PrEP-Schutz aufgebaut hat, was bei der Einnahme berücksichtigt werden muss.
Übrigens: In Sachen Aufklärung sind auch Apotheken gefragt.
Empfehlungen für eine bessere Versorgung von trans und nicht-binären Menschen
„Mit Blick auf HIV und Geschlechtskrankheiten ist ein leichter Zugang zu kompetenten Angeboten für Beratung, Tests und Behandlung unverzichtbar. Trans und nicht-binäre Menschen können sich darauf in Deutschland noch nicht verlassen. Sie müssen mit Unwissenheit und Diskriminierung rechnen – und damit, dass sie schlicht nicht mitgedacht werden. Das muss sich dringend ändern!“, sagt Sylvia Urban vom Vorstand der Deutschen Aidshilfe.
Das RKI und die Aidshilfe haben daher Empfehlungen für eine bessere Versorgung für sexuelle Gesundheit entwickelt. Dazu gehören:
- mehr Test- und Beratungsangebote speziell für trans und nicht-binäre Menschen – communitynah und mit Profis, die selbst aus den adressierten Gruppen stammen
- spezielle Angebote in Einrichtungen wie Testtage für trans und nicht-binäre Menschen
- das Bereitstellen von Informationsmaterial zu Sexualität und Safer Sex, das auf die Bedürfnisse von trans und nicht-binären Menschen zugeschnitten ist
- Zugang zu speziellem Informationsmaterial für Fachpersonal in Beratungs- und Teststellen sowie medizinischen Einrichtungen
- flächendeckende Grundlagenschulungen sowie Platzierung des Themas in Aus- und Fortbildungen von medizinischem und beratendem Personal
- Anpassung der medizinischen Strukturen an geschlechtliche Vielfalt
- Qualitätssiegel für Einrichtungen mit spezieller Kompetenz
- Schaffung von Angeboten für Selbsterfahrung, Körperarbeit und Selbsthilfe
- Förderungen von Angeboten aus den Communitys für die Communitys
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