Knapp eine Million Menschen leidet hierzulande unter Gicht. Kommen Patient:innen mit entsprechenden Beschwerden in die Apotheke, ist deine Beratung gefragt. Wir frischen dein Wissen über Auslöser, Symptome und Behandlung auf.
Gicht – auch arthritis urica genannt – ist eine Stoffwechselkrankheit, bei der sich im Blut zu viel Harnsäure ansammelt (Hyperurikämie). Grund ist entweder eine Überproduktion von Harnsäure oder ein eingeschränkter Abbau. Die überschüssige Harnsäure lagert sich in Form von Kristallen im Körper ab, vor allem in Gelenken und Sehnen, aber auch in Schleimbeuteln und inneren Organen wie den Nieren.
Die Folge: schmerzhafte Entzündungen. Die Rede ist dann von einem Gichtanfall. Dabei schwellen bestimmte Gelenke innerhalb weniger Stunden an und werden sehr schmerzempfindlich. Die Entzündung hält in der Regel etwa ein bis zwei Wochen an. Auslöser können unter anderem ein erhöhter Verzehr von Fleisch und/oder Alkohol sein, aber auch Stress oder Infektionen.
Ein Großteil der Gichtpatient:innen ist männlich. Die Erkrankung tritt zudem meist erst ab einem Alter von 40 Jahren auf. Unterschieden wird zwischen primärer und sekundärer Gicht. Erstere ist erblich bedingt und mit einer verringerten Harnsäureausscheidung verknüpft, während Letztere durch andere Erkrankungen wie Nierenschäden oder Tumore verursacht werden kann. Auch einige Medikamente können Gicht auslösen.
Gicht: Das sind die Symptome
Die Erkrankung bleibt oftmals zu Beginn symptomlos. Das bedeutet, bevor es zu Anfällen kommt, können Betroffene mitunter schon einige Jahre unter Gicht leiden. Die ersten Anfälle treten meist nach üppigen Mahlzeiten oder einem erhöhten Alkoholgenuss in Gelenken des Fußbereichs auf. Sie schwellen an, werden heiß und es kann zu rot-bläulichen Verfärbungen kommen. Hinzu kommen Schmerzen und eine hohe Berührungsempfindlichkeit.
Teilweise entwickeln Patient:innen auch sogenannte Gichtknoten (Tophi). Dabei lagert sich das Salz der Harnsäure unter anderem an Ohrmuscheln, Zehen- und Fingergelenken, der Achillessehne oder in den Schleimbeuteln der Ellenbogen ab. Bei einer Ablagerung in den Nieren kann deren Funktion beeinträchtigt werden.
So wird behandelt
Um Gicht zu diagnostizieren, ist eine Bestimmung des Harnsäuregehaltes im Blut unverzichtbar. Liegt dieser bei über sechs bis sieben Milligramm pro 100 Milliliter Blutserum, besteht ein Hinweis auf Gicht. Ziel ist es, den Harnsäurespiegel zu senken. Denn bei einer dauerhaften Erhöhung werden die Gichtanfälle immer häufiger oder es entwickelt sich eine chronische Gicht mit dauerhaft schmerzhaft entzündeten Gelenken und Organschäden.
Zur Langzeitbehandlung kommen Benzbromaron oder Allopurinol zum Einsatz. Ersteres wirkt harntreibend und regt so die Harnsäureausscheidung über die Nieren an. Allopurinol soll die Harnsäurebildung einschränken und das Ablagern von Harnsäuresalz verhindern. Akute Beschwerden eines Anfalls werden mit Schmerzmitteln wie nicht-steroidalen Antirheumatika behandelt. Auch die Gabe von Kortison, beispielsweise direkt in das betroffene Gelenk, kann das Abklingen der Entzündung beschleunigen.
Achtung: Acetylsalicylsäure ist bei Gicht-Patient:innen tabu. Denn ASS hemmt die Ausscheidung von Harnsäure über die Nieren und kann im schlimmsten Fall sogar einen Gichtanfall auslösen.
Zur Vorbeugung von Gichtanfällen sollten Betroffene zudem auf eine purinarme Ernährung setzen und Lebensmittel mit einem Gehalt von mehr als 150 Milligramm Purin pro 100 Gramm meiden. Dazu gehören unter anderem Fleisch, Wurst, Meeresfrüchte, Hülsenfrüchte, Spinat, Spargel. Der Grund: Purin fungiert als Basis für die Harnsäurebildung. Auch Alkohol und Getränke mit viel Fruchtzucker sollten gemieden werden.
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