Wer in Vollzeit arbeitet, steht in der Regel fünf Tage in der Apotheke. Derzeit sind nicht nur starke Nerven gefragt, sondern es lasten auch aufgrund von Personalmangel immer mehr Arbeiten auf weniger Schultern. Zwei Tage frei sind da meist zu wenig, um sich zu erholen. Kein Wunder, dass die Mehrheit der Vollzeitbeschäftigten den Wunsch nach einer Vier-Tage-Woche ausspricht, und zwar bei gleichem Lohn, wie die Ergebnisse einer Befragung der Hans-Böckler-Stiftung zeigen.
Über die Vier-Tage-Woche wird viel diskutiert. Dass das Modell funktioniert und Arbeitnehmende sogar produktiver und seltener krank sind, zeigen unter anderem Island und auch Großbritannien – hier haben mehrere Unternehmen die Arbeitszeit freiwillig für ein halbes Jahr verkürzt, ohne das Gehalt anzupassen – 30 Prozent wollen die Vier-Tage-Woche beibehalten. Und auch in Japan gibt es eine Vier-Tage-Woche. In Spanien können Arbeitgebende die wöchentliche Arbeitszeit freiwillig um einen halben Tag kürzen – bei staatlichen Zuschüssen.
Zurück nach Deutschland. Eine Studie der Hans-Böckler-Stiftung zeigt, dass rund 81 Prozent der Vollzeitbeschäftigten eine Vier-Tage-Woche wollen. Mehr noch: Die große Mehrheit (73 Prozent) wünscht Lohnausgleich. Und 8 Prozent würden auf vier Tage wechseln, auch wenn das Gehalt gekürzt würde. 17 Prozent der Befragten lehnen eine Vier-Tage-Woche ab und nur 2 Prozent arbeiten bereits vier Tage in Vollzeit.
Warum eine Vier-Tage-Woche?
Weil dann mehr Zeit für sich selbst – Hobbies, Sport, Erholung – und die Familie bleibt. Job und Familie unter einen Hut zu bekommen, fällt bei einer Vollzeitstelle auf fünf Tage verteilt schwer. Die Folgen liegen auf der Hand – gesundheitliche Probleme bis hin zum Burnout.
Was spricht dagegen?
Wer eine Verkürzung der Arbeitstage ablehnt, hat Gründe. Dazu gehören Bedenken, die Arbeit nicht zu schaffen, dass Arbeitsabläufe unverändert bleiben würden, die Karriere stockt oder häufiger für Kolleg:innen eingesprungen werden muss.
Dass sich die große Mehrheit der Vollzeitbeschäftigten eine Vier-Tage-Woche bei gleichbleibendem Lohn wünscht, ist nach Einschätzung der Forschenden keine grundsätzliche Hürde für eine Arbeitszeitverkürzung. Denn bisher hat sich gezeigt, dass Angestellte bei einer Vier-Tage-Woche produktiver sind und keine finanziellen Verluste für Arbeitgebende entstehen, was einen Lohnausgleich möglich macht.
„Insofern handelt es sich bei der Vier-Tage-Woche um ein Arbeitszeitarrangement, das nicht nur betriebliche Gewinne verspricht, sondern auch individuell breit favorisiert wird“, schreiben die Forschenden. Allerdings müssten bei einer Verkürzung Arbeitsmenge und Arbeitsabläufe angepasst werden.
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