Etwa jede/r Dritte leidet hierzulande an Bluthochdruck. Die Folge: unter anderem ein erhöhtes Risiko für Herz-, Hirn- und Nierenerkrankungen. Hinzu kommt offenbar ein Einfluss auf die psychische Gesundheit, und zwar im positiven Sinn. Macht Bluthochdruck Betroffene zufriedener?
Hypertonie gehört zu den Volkskrankheiten – weltweit ist etwa jeder fünfte Mensch davon betroffen. In vielen Fällen bleibt die Erkrankung sogar unentdeckt, wie die Weltgesundheitsorganisation berichtet. Und das hat Folgen. Denn unbehandelt können sich daraus weitere Erkrankungen entwickeln. Und auch zur psychischen Gesundheit besteht ein Zusammenhang. Wie genau sich dieser zeigt, haben Forschende des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften (MPI CBS) in Leipzig untersucht. Demnach macht Bluthochdruck Patient:innen offenbar zufriedener.
Patient:innen mit Bluthochdruck waren zufriedener
Um den Zusammenhang zwischen Bluthochdruck und der psychischen Gesundheit zu analysieren, haben die Wissenschaftler:innen in einer Beobachtungsstudie Daten von mehr als 500.000 Patient:innen aus der UK Biodatenbank herangezogen. Das Ergebnis: Patient:innen mit Bluthochdruck waren zufriedener „Wir konnten zeigen, dass ein höherer Blutdruck mit weniger depressiven Symptomen, größerem Wohlbefinden und geringerer emotionsbezogener Gehirnaktivität verbunden ist“, und zwar in einem Nachbeobachtungszeitraum von bis zu rund zehn Jahren, heißt es in einer Pressemitteilung des Instituts.
Demnach könne ein erhöhter Blutdruck die Wahrnehmung von körperlichen, aber auch von sozialen Schmerzen und Stress deutlich verringern – mit Folgen. Denn das könnte wiederum dazu führen, dass Personen, die sich mit vorübergehend höherem Blutdruck mental gut fühlen, Schmerz oder Stress länger aushalten und so eine langfristige Hypertonie entwickeln. Stichwort Verstärkungslernen.
Die Daten zeigten außerdem: Ein kurzfristig leicht erhöhter Blutdruck, der noch nicht als Bluthochdruck diagnostiziert wurde, wirkt sich offenbar negativ auf die psychische Gesundheit aus – auch dies mit Folgen. Denn dadurch werden oftmals entsprechende Medikamente zur Blutdrucksenkung nicht eingenommen, weil diese zusätzlich für Müdigkeit und Abgeschlagenheit sorgen können, wodurch sich die Erkrankung wiederum verfestigen kann.
Der genaue kausale Zusammenhang zwischen Bluthochdruck und psychischer Gesundheit ist laut den Forschenden zwar noch nicht vollständig geklärt, eine wichtige Rolle dürfte jedoch das sogenannte Baroreflexsystem spielen.
Barorezeptoren – dehnungsempfindliche Rezeptoren, die sich im Aortenbogen und im Sinus der Halsschlagader befinden, – sind die peripheren Sensoren für den Blutdruck und werden bei jedem Herzschlag während der Systole aktiviert und während der Diastole weniger aktiv.
„Neben ihrer Rolle bei der Regulierung von Blutdruck und Herzfrequenz hat sich gezeigt, dass die Aktivierung der Barorezeptoren auch die Verarbeitung von Emotionen und Schmerzen beeinflusst“, fassen die Autor:innen zusammen.
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