Jede/r vierte Erwachsene greift hierzulande zu Zigaretten und Co. Und dass, obwohl mit dem Rauchen zahlreiche Gesundheitsrisiken verbunden sind. Stichworte Krebs, Herzinfarkt, Schlaganfälle, um nur einige zu nennen. Doch damit nicht genug. Denn auch bei der Kombination von Nikotin mit einigen Medikamenten ist Vorsicht geboten. Wir frischen dein Wissen auf.
Dass Arzneimittel und Alkohol meist keine gute Kombination sind, ist bekannt. Doch auch für Raucher:innen ist Vorsicht geboten. Denn Zigaretten können ebenfalls zum Problem werden. Der Grund: Die enthaltenen Substanzen – allem voran Nikotin – können die Wirkung bestimmter Medikamente beeinflussen. Bei der Abgabe ist also deine Beratung gefragt.
Medikamente: Bei der Einnahme an Nikotin denken
Das Alkaloid Nikotin gelangt über die Blut-Hirn-Schranke schnell ins Zentralnervensystem und regt dort die Sympathikusaktivität an. Die Folge: Herzfrequenz und Blutdruck steigen. Werden blutdrucksenkende Arzneimittel eingenommen – zum Beispiel Betablocker –, wird deren Wirkung somit gemindert, wodurch eine höhere Dosierung notwendig wird. Gleiches gilt bei der Einnahme von Benzodiazepinen, denn ihr sedierender Effekt wird durch die erhöhte Aktivität des Sympathikus‘ ebenfalls gemindert.
Hinzukommt der gefäßverengende Effekt von Nikotin, der bei einigen Medikamenten gefährlich werden kann. Ein Beispiel dafür ist die Verabreichung von Insulin. Wird dieses während des Rauchens oder kurz danach verabreicht, ist die Resorption verzögert – die Dosis muss erhöht werden. Zudem entwickeln Raucher:innen häufiger eine Insulinresistenz.
Außerdem sorgt Nikotin für eine Steigerung der Magensäure-Sekretion und besitzt eine ulzerogene Wirkung. Treten Beschwerden wie Magenschmerzen oder Sodbrennen auf und soll mit Antazida behandelt werden, benötigen Raucher:innen meist eine höhere Dosis.
Keine Pille für Raucherinnen?
Doch auch andere in Zigaretten enthaltene Substanzen als Nikotin haben einen Einfluss auf Medikamente. Dazu gehören die polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffe (PAK). Sie aktivieren Leberenzyme wie CYP1A2. In Kombination mit Psychopharmaka wie Haloperidol, Clozapin oder Olanzapin, aber auch mit dem Antidepressivum Fluvoxamin kann dies gefährlich werden, denn sie werden ebenfalls über CYP1A2 sowie weitere Enzyme metabolisiert. Das bedeutet, sie werden schneller abgebaut als bei Nichtraucher:innen, sodass eine Dosisanpassung nötig ist.
Übrigens: Nikotin wirkt nicht aktivierend auf CYP1A2, weshalb eine Nikotinersatztherapie in Kombination mit entsprechend metabolisierten Arzneimitteln möglich ist.
Rauchen verstärkt außerdem das Risiko für venöse Thromboembolien und Herzinfarkte, das durch die Einnahme von oralen Kontrazeptiva ohnehin erhöht ist. Hier ist ein Umstieg auf Monopräparate wie die Minipille zu empfehlen.
Achtung: Ist ein Rauchstopp geplant, sollten Patient:innen zuvor Arztrücksprache halten, um eine Dosisanpassung vorzunehmen. Denn auch plötzlich fehlende PAK und Nikotin können sich in Kombination mit Medikamenten auswirken.
Das könnte dich auch interessieren
Mehr aus dieser Kategorie
Antibiotika für Kinder: Besser nicht zu früh?
Dass Antibiotika mit Bedacht verordnet werden sollten – Stichwort Resistenzen –, ist bekannt. Das gilt besonders, wenn diese bei Kindern …
Erhöht Milch das Risiko für Herzkrankheiten?
Milch- und Milchprodukte haben bei vielen Menschen einen festen Platz auf dem Ernährungsplan. Doch zu viel davon kann gefährlich werden, …
SVA tagt: OTC-Switch für Sildenafil und Co.?
Am 21. Januar 2025 tagt der Sachverständigenausschuss für Verschreibungspflicht (SVA) zum ersten Mal im neuen Jahr. Auf der Agenda steht …