Den PTA-Beruf gibt es heute auf den Tag genau offiziell seit 55 Jahren. Denn am 24. März 1968 trat das „Gesetz über den Beruf des pharmazeutisch-technischen Assistenten“, kurz PTA-Berufsgesetz, in Kraft. Auch wenn das Berufsbild im Kern gleichgeblieben ist, gab es seitdem einige Änderungen. Das Problem: Inzwischen ist der PTA-Nachwuchs vielerorts knapp und der Beruf vom Aussterben bedroht. Doch was muss sich ändern, damit es gar nicht so weit kommt? Was wünschen sich PTA für die Zukunft ihres Berufes? Wir haben bei den Kolleg:innen aus der PTA IN LOVE-Community nachgefragt.
Zukunft des PTA-Berufs: Ohne Wertschätzung geht nichts
An erster Stelle steht für die Kolleg:innen der Aspekt der Wertschätzung. Denn daran mangelt es oftmals. Doch nicht nur das. In der Öffentlichkeit wird der PTA-Beruf meist gar nicht oder falsch wahrgenommen. „Viele denken, wir sind einfach nur Verkäufer:innen“, erklärt PTA Tanja. Das muss sich ändern. Denn: „Wir tragen viel Verantwortung und die Ausbildung ist auch nicht ohne“, findet Ebru. Die Arbeit in der Apotheke ist für sie ein echter Traumjob, doch für die Zukunft wünscht sie sich, dass der PTA-Beruf auch von Kundenseite ernst genommen wird.
Das gilt vor allem auch für die männlichen Kollegen, die ohnehin schon rar gesät sind. Umso wichtiger ist es, dass Kund:innen auch die Expertise männlicher PTA anerkennen und wertschätzen, betonen Michele und Oliver. Beide wünschen sich zudem mehr Gelassenheit im HV, und zwar vor allem auf Kundenseite. „Einige sind noch sehr angespannt von den letzten beiden Jahren, es wäre schön, wenn alle etwas runterkommen“, erklärt Michele. Und Oliver ergänzt: „Wir sind oft der Prellbock, dabei sind wir immer da, wenn Not herrscht.“ Er wünscht sich in Zukunft ein besseres Miteinander von Apotheken, Arztpraxen und Patient:innen, um die Versorgung zu verbessern.
Schluss mit Angst vor Altersarmut
Und dann ist da noch die Vergütung, die für viele Kolleg:innen ein zentrales Thema ist. „Der PTA-Beruf wurde kaputtgespart“, meint Tanja. In ihren Augen ist es ein Unding, dass sich jemand, der Vollzeit als PTA in der Apotheke arbeitet fragen muss, ob ein kleiner Urlaub finanziell noch möglich ist oder nicht. Der Gedanke an die Rente versetzt viele Kolleg:innen in Angst. Stichwort Altersarmut. „Für die hohe Verantwortung und unsere zahlreichen Leistungen braucht es eine bessere Vergütung“, stimmt auch Michele zu.
PTA-Ausbildung fehlt der Praxisbezug
Doch Geld allein reicht nicht. Der PTA-Beruf braucht in Zukunft auch mehr Freiraum. Zwar kann seit knapp drei Monaten die Aufsichtspflicht unter bestimmten Voraussetzungen entfallen, doch spürbar ist das laut PTA Trientje bisher nicht wirklich. Sie wünscht sich eine – zumindest kurzfristige – Vertretungsbefugnis. Und auch die Ausbildung muss sich verändern, findet ihre Schwester Tietzje. Denn aktuell werde man nach zwei Jahren Schule plötzlich ins kalte Wasser geworfen, ohne irgendwelche praktischen Erfahrungen. Zudem fehle der Praxisbezug, um theoretische Inhalte auch direkt verknüpfen zu können, zum Beispiel bei Wirkstoffnamen und Co. „Während der Ausbildung schon ein bis zwei Tage pro Woche in die Apotheke zu gehen, um sich besser damit vertraut zu machen und schon einen Überblick über einige Tätigkeiten zu bekommen, wäre super“, meint die PTA.
PTA-Beruf und Apotheke für die Zukunft aufstellen
In einem Punkt sind sich viele Kolleg:innen einig: Sie wollen wieder mehr Zeit für die Beratung haben – auch wenn diese zunehmend schwieriger werden kann. Stichwort Sprachbarriere. Wie sich diese überwinden lässt, sodass Kund:innen trotz Verständnisproblemen nicht mit leeren Händen gehen müssen, darauf sollten PTA künftig besser vorbereitet werden, findet Jessica. Zum Beispiel über Coachings. Außerdem braucht es mehr Diversität. Die wünscht sich auch Izabela, um das Teamwork zu verbessern. „Jede:r sollte so akzeptiert werden, wie er/sie ist.“
Für PTA Marie und Apotheker Jonas muss sich jedoch nicht nur der PTA-Beruf, sondern die gesamte Apotheke in Zukunft wandeln. „Aktuell ist die Apotheke altbacken und angestaubt“, finden sie. Da ist es kein Wunder, dass insbesondere die ländliche Versorgung ausstirbt – auch qualitativ. Jede Apotheke brauche heutzutage einen öffentlichen (Online-)Auftritt und müsse einfach moderner werden, um zeitgemäß und attraktiv zu bleiben.
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