Kein Lakritz während der Schwangerschaft? Denn die Leckerei soll die körperliche und geistige Entwicklung des Kindes beeinträchtigen können. Doch Expert:innen kommen zu dem Schluss, dass die Daten einer finnischen Studie nicht geeignet sind, um zuverlässige Aussagen über einen möglichen kausalen Zusammenhang zwischen dem Verzehr von Lakritz in der Schwangerschaft und der Entwicklung der Nachkommen zu treffen.
Eine finnische Beobachtungsstudie verglich die geistige und körperliche Entwicklung von Kindern, deren Mütter in der Schwangerschaft mehr als 250 g Lakritze – was etwa 500 mg Glycyrrhizinsäure entspricht – pro Woche konsumiert hatten, mit Kindern, deren Mütter keine oder nur etwa 125 g Lakritze pro Woche zu sich genommen hatten. Das Ergebnis: Kinder, deren Mütter mehr als 250 mg Lakritz genascht haben, zeigten in einigen Parametern ihrer körperlichen und geistigen Entwicklung Unterschiede zu den anderen Kindern. Die Forschenden werteten dies als unerwünschte Effekte der Exposition des ungeborenen Kindes gegenüber Glycyrrhizinsäure. Daher lautete die Empfehlung: Kein Lakritz während der Schwangerschaft!
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat die finnische Studie bewertet. Das Ergebnis deckt sich mit dem des Norwegian Scientific Committee for Food and Environment – die „in der Studie erhobenen Daten [sind] nicht geeignet, zuverlässige Aussagen über einen möglichen Kausalzusammenhang zwischen dem Verzehr von Lakritz in der Schwangerschaft und der körperlichen und geistigen Entwicklung der Nachkommen zu treffen.“
Lakritze ist ein Genussmittel. Enthalten ist das Glykosid Glycyrrhizin. Der natürliche Inhaltsstoff der Süßholzwurzel verleiht der Lakritze den typischen Geschmack und hemmt die 11-beta-Hydroxysteroiddehydrogenase. Das Enzym wandelt Cortisol zu Cortison um. Lagert sich Cortisol verstärkt in der Niere an, kommt es zu einer aldosteronartigen Wirkung. Aldosteron zählt zu den Mineralocorticoiden und verursacht einen vermehrten Einbau von Natriumkanälen in der Niere. Dadurch wird vermehrt Natrium rückresorbiert und Kalium ausgeschieden – eine Hypokaliämie kann entstehen, was das Blutvolumen und den Blutdruck in die Höhe treibt.
Zwar sei von Glycyrrhizinsäure bekannt, dass ein ständiger Verzehr von größeren Mengen (mehr als 200 Milligramm/100 Gramm Lakritze) zu einer Veränderung des Mineralstoffwechsels mit Natriumanreicherungen und Kaliumverlusten führen kann und erhöhten Blutdruck, Ödeme und Muskelschwäche verursachen kann, aber, dass die Substanz Einfluss auf die Entwicklung des ungeborenen Kindes nehmen kann, sei durch die Beobachtungsstudie nicht ausreichend belegt.
Good to know: Nicht nur Glycyrrhizin, sondern auch Ammoniumchlorid (Salmiak) in Salzlakritze kann Probleme machen, denn die Substanz führt in höheren Dosen zu metabolischer Azidose sowie zu Beeinträchtigungen des normalen Ionenhaushalts mit Übelkeit, Erbrechen und neurologischen Störungen.
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