Die Leber ist eines der größten Organe im menschlichen Körper und hat viele wichtige Funktionen – wie die Regulierung von Stoffwechselprozessen und die Entgiftung. Wir zeigen dir, wie das Organ aufgebaut ist und welche Erkrankungen entstehen können.
Ist dir eine Laus über die Leber gelaufen? Noch im Mittelalter glaubten die Menschen, dass die Leber der Urheber von starken Gefühlen wie Zorn sei, und so entstand die bekannte Redewendung. Nun hat die Leber zwar keinen direkten Einfluss auf den eigenen Gemütszustand, ist sie jedoch erkrankt und nicht voll funktionsfähig, macht sich das schnell bemerkbar.
Aufbau der Leber
Mit einem Gewicht von 1.500 bis 2.000 Gramm ist sie die größte Drüse im menschlichen Körper. Sie befindet sich im rechten Oberbauch, unter dem Zwerchfell. Das Organ ist in zwei große und zwei kleine Leberlappen unterteilt:
- den rechten Leberlappen (Lobus dexter), der sich unter dem Zwerchfell befindet und teilweise mit ihm verwachsen ist,
- den linken Leberlappen (Lobus sinister), der kleiner als der rechte ist und in den linken Oberbauch hinüberreicht,
- die beiden kleineren Leberlappen sind der quadratische Lappen (Lobus quadratus) und der „geschwänzte“ Lappen (Lobus caudatus).
Unter dem Mikroskop ist zu erkennen, dass die Leberlappen nochmal in kleinere Leberläppchen unterteilt sind. Diese sind ungefähr ein bis zwei Millimeter groß, haben eine sechseckige Form und bestehen hauptsächlich aus den Leberzellen (Hepatozyten). An jedem Eckpunkt der Leberläppchen befindet sich ein Portalfeld mit der Glisson-Trias, bestehend aus:
- einem Ast der Leberarterie (Arteria interlobularis),
- einem Ast der Pfortader (Vena interlobularis) und
- einem Gallengang (Ductus biliferus).
Versorgung
Die Leber wird von zwei verschiedenen Blutgefäßen, der Pfortader (Vena portae) und der Leberarterie mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Diese treten an der Leberpforte in die Leber ein, die sich an der Unterseite des Organs befindet. Über die Leberarterie wird sie mit sauerstoffreichem Blut vom Herzen versorgt. Durch die Pfortader gelangt Blut mit Nährstoffen aus Dünn- und Dickdarm, mit Abbauprodukten der Milz und mit Hormonen aus der Bauchspeicheldrüse in die Leber.
Funktionen
Die Leber gilt als zentrales Stoffwechselorgan und erfüllt viele lebenswichtige Aufgaben:
- Synthese von Cholesterin, Fettsäuren und Bluteiweißen
- Glukoneogenese – sie kann aus Glycerin und anderen Aminosäuren Glukose produzieren
- Gallensaftproduktion – sie produziert täglich bis zu einen Liter Gallensaft
- Speicherorgan – sie speichert Glukose in Form von Glykogen, Fett in Form von Lipoproteinen und einige Vitamine
- Entgiftungszentrale – Alkohol, Medikamente, Schadstoffe oder auch bestimmte körpereigene Substanzen werden in der Leber um- und abgebaut.
Erkrankungen der Leber
Über die Leberwerte lassen sich einige Erkrankungen erkennen. Untersucht werden dabei bestimmte Leberenzyme, die bei Schädigungen der Leberzellen erhöht im Blutserum auftreten. Dabei gilt: Je mehr Leberzellen zerstört wurden, desto höher ist die Konzentration an Leberenzymen im Blut. So lässt sich auch das Ausmaß der Erkrankung einschätzen.
Häufig gemessene Leberenzyme sind:
- die Aspartat-Aminotransferase (AST)
- die Alanin-Aminotransferase (ALT)
- die Gamma-Glutamyltransferase (Gamma-GT) und
- die alkalische Phosphatase (AP).
Im Normalfall ist die Leber in der Lage, sich selbst zu regenerieren. Verletztes oder geschädigtes Gewebe kann unter bestimmten Voraussetzungen wieder neu gebildet werden. Doch auch die Regenerationsfähigkeit hat ihre Grenzen, sodass es trotzdem zu verschiedenen Lebererkrankungen kommen kann. Die häufigsten Ursachen sind dabei Viruserkrankungen, ein hoher Alkoholkonsum oder auch bestimmte Arzneimittel.
Zu den häufigsten Lebererkrankungen gehören:
Fettleber – hier lagert sich zusätzliches Fett im Lebergewebe ab. Die Leber muss mehr Fett aufnehmen als sie abbauen und speichern kann. Die Ursachen sind falsche Ernährung, übermäßiger Alkoholkonsum oder ein bestehender Diabetes mellitus.
Hepatits – hierbei handelt es sich um eine akute Leberentzündung, verursacht durch Virusinfektionen. Abhängig vom Virustyp wird zwischen Hepatitis A, B, C, D und E unterschieden. Bei chronischen Verläufen kann es zu Leberzirrhose oder Leberkrebs kommen.
Leberzirrhose – ist meist das Endstadium vieler chronischer Lebererkrankungen. Hierbei wird das Lebergewebe verändert, indem es durch Bindegewebe ersetzt wird. Das Lebergewebe verhärtet und stirbt langsam ab. Es bilden sich Vernarbungen und die Leber beginnt zu schrumpfen. Dieser Prozess kann sich über Jahrzehnte hinweg entwickeln und ist irreversibel.
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