Die Frage, wie der PTA-Beruf attraktiver werden kann, gilt es schnell zu beantworten. Antworten und Lösungen müssen her, denn nicht nur unter PTA herrscht Fachkräftemangel. Es sind alle Apothekenberufe betroffen. Kein Wunder, dass die Adexa in der aktuellen Umfrage „Berufswahl öffentliche Apotheke: Was gibt den Ausschlag, was lässt sich verbessern?“ Antworten finden will. Der BVpta geht einen Schritt weiter und bezieht Stellung. Die Bundesvorsitzende Margareta Ewers zeigt die Missstände auf. Ein Punkt ist die fehlende Ausbildungsvergütung.
Spätestens mit dem Schulabschluss in der Tasche, stellt sich für viele Jugendliche die Frage, welche berufliche Laufbahn sie einschlagen. Doch die Apotheke scheint nur für wenige eine Option zu sein. Hat die Apotheke an Attraktivität verloren? Im August 2022 hatte nur ein Drittel der von apsocope befragten Apotheker:innen und PTA keinen Personalbedarf – 65 Prozent beklagten unbesetzte Stellen in der Apotheke. Es fehlt an allen Berufsgruppen – allen voran PTA (50 Prozent), nicht-leitenden Apotheker:innen (43 Prozent) und PKA (22 Prozent).
Nachwuchs muss also her. Eigentlich kein Problem, wenn man bedenkt, dass der Anteil der Abiturient:innen, die eine duale oder schulische Ausbildung starten, gestiegen ist – von 36 Prozent im Jahr 2011 auf 47 Prozent im Jahr 2021. Dies zeigt eine aktuelle Studie der Bertelsmann-Stiftung, die im Auftrag des Forschungsinstituts für Bildungs- und Sozialökonomie durchgeführt wurde.
Achtung, Nachwuchs-Falle
„Das Interesse der Heranwachsenden ist also da – aber werden die Bedingungen und Perspektiven für den PTA-Beruf dem auch gerecht?“, fragt die BVpta-Bundesvorsitzende Margareta Ewers und liefert direkt die Antwort. „Eher nicht!“ Wenn Arbeitgebende in öffentlichen Apotheken und Krankenhäusern nicht in eine Nachwuchs-Falle tappen wollen, sollten sie die Signale hören und richtig deuten, mahnt Ewers.
Ausbildungsvergütung steigert Attraktivität
Denn fest steht: „Die PTA-Ausbildung steht in Konkurrenz zu anderen Gesundheitsfachberufen, die z.B. eine Ausbildungsvergütung anbieten, oder kein Schulgeld anfällt.“ Zu dem Ergebnis komme ein Eckpunktepapier der Bund-Länder-Arbeitsgruppe „Gesamtkonzept Gesundheitsfachberufe“.
Angehende PTA gehen in den ersten zwei Jahren leer aus. Der schulische Teil der Ausbildung wird nicht vergütet, im Gegenteil, PTA müssen mitunter noch für die schulische Ausbildung zahlen. Denn nicht an jeder PTA-Schule gibt es Schulgeldfreiheit. Ewers nennt ein Beispiel außerhalb der Gesundheitsberufe: „Ein Auszubildender für den Beruf des Gärtners/Friedhofsgärtners bei einer Kommune bekommt im ersten Lehrjahr eine Vergütung von 1.108,26 Euro. Das sind in den ersten zweieinhalb Jahren gut 33.000 Euro, die man im Laufe des Berufslebens erst einmal aufholen muss als PTA.“
„Die AG ‚Attraktivität des PTA-Berufs der Bundesapothekerkammer (BAK)‘ – ja, so etwas gibt es, und der BVpta arbeitet darin mit – formuliert in ihrer Schlussfolgerung noch relativ moderat: ‚Eine Schulgeldfreiheit an allen PTA-Schulen und eine Ausbildungsvergütung würden die Attraktivität steigern‘“, so Ewers.
Modellprojekt: PTA-Stipendium
„Um mehr junge Menschen für den Beruf PTA zu gewinnen, bedarf es nicht unbedingt der Akademisierung oder einer Vertretungsbefugnis, sondern erst einmal einer angemessenen finanziellen Wertschätzung schon während der Ausbildung. Das erhöhe die Attraktivität“, weiß Clemens Tründelberg, Apotheker und Leiter der PTA-Schule Eisenhüttenstadt.
In Brandenburg geht man mit dem Modellprojekt „PTA-Stipendium“ einen Schritt weiter. Um mehr Schüler:innen für den Ausbildungsberuf zu gewinnen, bieten interessierte Brandenburger Apotheken ein Ausbildungsstipendium an – sprich; sie bieten angehenden PTA im ersten Ausbildungsjahr eine Vergütung an. Empfohlen sind 150 Euro pro Monat.
Aber auch im zweiten Ausbildungsjahr können sich die PTA-Schüler:innen über eine Vergütung freuen, denn es besteht die Möglichkeit, an jedem Freitag in der Partnerapotheke gegen Bezahlung zu arbeiten. So können bei einem angepassten Stundenplan etwa 300 Euro pro Monat verdient werden – wenn der derzeit geltende Mindestlohn gezahlt wird.
Die Frage nach den Perspektiven
Die finanzielle Wertschätzung während der Ausbildung sei das eine, die Perspektiven im PTA-Beruf das andere. „Was kommt nach der Berufsausbildung? Wie kann ich in meinem Job noch besser durchstarten? Welche Karriere strebe ich an – und welchen Abschluss brauche ich dafür?“, fragt Ewers. „Und dabei steht fest: Fort- und Weiterbildung ist der Schlüssel zu mehr Kompetenzen, Aufstieg und Erfolg im Berufsleben. Nur: Bei den PTA ist von diesen Grundsätzen des Berufslebens bisher wenig zu erkennen. Das muss sich unbedingt ändern.“
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