Home > Praxistipp > Pille danach – Checkliste für die Beratung 

Bei der Abgabe der Pille danach sind sowohl Fingerspitzengefühl als auch eine ausführliche Beratung wichtig. Mit unserer Checkliste bist du dafür bestens vorbereitet. 

Verhütungspannen sind nach wie vor für viele Kund:innen ein sensibles Thema. Viele empfinden den Gang zur Apotheke als unangenehm und belastend. Nicht selten wird deshalb der Partner oder eine Drittperson gebeten, die Pille danach zu besorgen. Auf eine ausführliche Beratung kann trotzdem nicht verzichtet werden, denn nicht immer ist die Einnahme der Pille danach möglich. Ebenso spielt in einigen Fällen die Wahl des Wirkstoffes eine Rolle, abhängig zum Beispiel von bestimmten Vorerkrankungen. Welche Informationen sollten also in einem Beratungsgespräch nicht fehlen? Wir haben für dich alles zusammengefasst.

Wirkstoffe 

Es stehen zwei Wirkstoffe für die Notfallkontrazeption zur Auswahl:

• Ulipristalacetat (UPA), ein Progesteron-Rezeptor-Modulator und
• Levonorgestrel (LNG), ein synthetisches Gestagen.

Beide Wirkstoffe können den bevorstehenden Eisprung verschieben:

• LNG um 72 Stunden (3 Tage), mit einer Anlaufzeit von 24 Stunden
• UPA um 120 Stunden (5 Tage), mit einer Anlaufzeit von sechs Stunden – jedoch kann UPA den Eisprung auch dann noch verzögern, wenn der LH-Anstieg schon begonnen hat (kurz vor dem Eisprung).

Die Einnahme der beiden Wirkstoffe kann zu jedem Zeitpunkt im Zyklus empfohlen werden. Hat der Eisprung aber bereits stattgefunden, sind beide Wirkstoffe unwirksam und haben keinen Einfluss mehr. Eine mögliche Schwangerschaft kann zu dem Zeitpunkt nicht mehr verhindert werden und es findet auch kein Abbruch einer bestehenden Schwangerschaft statt.

Checkliste für die Beratung

Wann war der Zeitpunkt des ungeschützten Geschlechtsverkehrs?

• Sind noch keine 72 Stunden vergangen, können beide Wirkstoffe empfohlen werden. 
• Bei mehr als 72 Stunden aber unter 120 Stunden kann nur noch UPA empfohlen werden.
• Eine Einnahme ist jedoch innerhalb von zwölf Stunden nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr zu empfehlen.
• Sind mehr als 120 Stunden vergangen, kann kein Notfallkontrazeptivum mehr abgegeben werden. Der Besuch bei einem/einer Gynäkolog:in ist notwendig.

Wie wird im Normalfall verhütet?

• Wird mit der Pille verhütet und die Einnahme wurde vergessen, gibt es verschiedene Vorgehensweisen – abhängig von der Art der Pille, der Häufigkeit und dem Zeitpunkt der vergessenen Einnahme. Spezielle Informationen sollten aus der jeweiligen Fachinformation der betroffenen Pille entnommen werden.
• Wenn nötig, kann die Einnahme der vergessenen Pille am selben Tag erfolgen wie die Einnahme der Pille danach.
• Jedoch sollte darauf hingewiesen werden, dass kein ausreichender Verhütungsschutz mehr gegeben ist. Es muss trotz weiterer Einnahme der regulären Pille für den restlichen Zyklus zusätzlich mit einer Barriere-Methode verhütet werden.

Werden noch andere Arzneimittel eingenommen?

• Die Wirksamkeit von UPA und LNG kann durch CYP3A4-Induktoren reduziert werden. Das gilt zum Beispiel für einige Antiepileptika (Phenytoin, Carbamazepin), Johanniskraut und HIV-Therapeutika (Efavirenz, Ritonavir). Als Alternative kann die Dosis von LNG auf drei Milligramm erhöht werden.
• Werden orale Glucorticoide zur Behandlung von schwerem Asthma bronchiale eingenommen, kann nur LNG empfohlen werden.

Bestehen Krankheiten?

• Besteht eine schwere Lebererkrankung, kann keine Pille danach empfohlen werden. In dem Fall sollte an eine/einen Ärzt:in verwiesen werden.
• Besteht ein erhöhtes Risiko für Thrombosen, sollte hier UPA als Wirkstoff empfohlen werden. 

Besteht eine mögliche Schwangerschaft? 

• Bei dem Verdacht einer bestehenden Schwangerschaft sollte ebenfalls auf einen Arztbesuch hingewiesen werden. Zwar führt die zusätzliche Einnahme der Pille danach nicht zu einem Schwangerschaftsabbruch, eine Wirksamkeit hat sie in dem Fall aber auch nicht.

Wird zurzeit noch gestillt?

• Beide Wirkstoffe sind während der Stillzeit geeignet. Es muss nach der Einnahme aber eine Stillpause eingelegt werden und die Milch in der Zeit abgepumpt und verworfen werden. 
• Für UPA gilt eine Stillpause von einer Woche.
• Für LNG gilt eine Stillpause von acht Stunden. 

Wurde die Pille danach schon einmal eingenommen? Gab es Nebenwirkungen?

• Sind bei der Einnahme der Pille danach in der Vergangenheit Nebenwirkungen aufgetreten, sollte ein Arztbesuch empfohlen werden.

Wurde die Pille danach bereits im selben Zyklus eingenommen?

• Eine wiederholte Einnahme der Pille danach ist möglich. Selbst wenn eine weitere Anwendung innerhalb desselben Zyklus stattfindet. Jedoch muss in dem Fall darauf hingewiesen werden, dass eine erneute Einnahme im selben Zyklus zu einem Wirkverlust führen kann.
• Findet innerhalb von 24 Stunden nach der Einnahme eine erneute Verhütungspanne statt, so ist eine weitere Einnahme nicht nötig.

Allgemeine Hinweise bei der Beratung

• Durch die Einnahme der Pille danach kann sich die Menstruation verspäten. Ist die Menstruation mehr als sieben Tage verspätet, soll ein Schwangerschaftstest durchgeführt werden.
• Wird innerhalb von zwölf Stunden nach der Einnahme erbrochen, soll eine zweite Dosis eingenommen werden.
• Die Pille danach wird bis zu einem Alter von 22 Jahren von den Krankenkassen erstattet.