Indikationscheck: Gastroenteritis
Die Zahl der Atemwegsinfektionen durch Influenza-, RS- und Coronaviren ist inzwischen rückläufig und der Höhepunkt laut Robert-Koch-Institut (RKI) überschritten. Doch in der kalten Jahreszeit haben auch Kund:innen mit Gastroenteritis Hochsaison in der Apotheke. Deine Beratung ist also gefragt. Wir frischen dein Wissen zu Symptomen, Ansteckung und Co. auf.
Als Gastroenteritis – auch bekannt als Magen-Darm-Grippe oder -Infekt – wird eine Schleimhautentzündung in Magen und Dünndarm bezeichnet. Sie gehört zu den häufigsten Infektionskrankheiten weltweit und wird häufig durch Noroviren ausgelöst, die zu den Caliciviridae gehören und als hochansteckend gelten, sodass bereits eine geringe Virenkonzentration genügt, um sich zu infizieren. Doch auch Rotaviren oder verschiedene Bakterien oder sogar Parasiten können der Auslöser sein, informiert die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).
Achtung: Die Lebensmittelvergiftung stellt ebenfalls eine Form der Gastroenteritis dar und wird durch von Bakterien produzierte Toxine verursacht.
Symptome und Ansteckung
Zu den häufigsten Symptomen der Gastroenteritis zählen
- Übelkeit,
- starker wässrig, blutig oder schleimiger Durchfall,
- schwallartiges Erbrechen,
- Abgeschlagenheit,
- Bauchschmerzen,
- Myalgie und
- leichtes Fieber.
Ähnlich wie bei einer Influenza können die Beschwerden mitunter plötzlich auftreten. Die Inkubationszeit liegt zwischen sechs und 50 Stunden. Die Symptome halten in der Regel für zwölf bis 48 Stunden an.
Das Problem: Während die akuten Symptome meist bereits nach ein bis zwei Tagen ausgestanden sind, besteht weiter Ansteckungsgefahr, und zwar über sieben bis 14 Tage. Es ist also Vorsicht angesagt – regelmäßiges Lüften und Händewaschen, Kontakte reduzieren, Bad und Schlafzimmer nach Möglichkeit getrennt nutzen, Bettwäsche und Handtücher bei mindestens 60 Grad waschen sowie Erbrochenes und Stuhlreste schnell beseitigen.
Denn die Übertragung erfolgt am häufigsten fäkal-oral: Aus den Ausscheidungen von Infizierten gelangen Erreger auf Lebensmittel oder Flächen und von dort auf die Hände anderer Personen, bevor sie über den Mund in den Verdauungstrakt kommen. Außerdem ist je nach Erreger eine Ansteckung per Tröpfcheninfektion oder durch verunreinigte Lebensmittel sowie den Kontakt zu Tieren möglich.
Gastroenteritis: So wird behandelt
Bei der Behandlung der Gastroenteritis steht an erster Stelle, das durch Durchfall und Erbrechen verursachte Flüssigkeitsdefizit auszugleichen. Stichwort Rehydratation. Hierfür kommen fertige Elektrolytlösungen zum Einsatz. Mittel der Wahl sind unter anderem Elotrans und Oralpädon, die jedoch von Lieferengpässen betroffen sind. Als Alternative kommt die Herstellung einer Trinklösung in der Rezeptur ins Spiel. Mehr dazu erfährst du hier.
Betroffene sollten außerdem darauf hingewiesen werden, ausreichend zu trinken – am besten leicht gesalzene Tees und/oder Brühe. Von stopfenden Lebensmitteln oder Wirkstoffen wie Loperamid und Racecadotril gegen Durchfall ist dagegen laut BZgA meist abzuraten, da dies den Abtransport von Erregern verzögern und somit den Krankheitsverlauf verlängern kann.
Bei besonders starkem Erbrechen kann laut RKI eine Behandlung mit Antiemetika angezeigt sein. Eine antivirale Therapieoption steht nicht nur Verfügung. Einer Infektion mit Rotaviren kann mit einer Impfung vorgebeugt werden.
Sind die Beschwerden nach drei Tagen nicht abgeklungen oder klagen Kund:innen in der Apotheke über starke Kreislaufprobleme, Muskelkrämpfe, Verwirrtheit, hohes Fieber oder Blut um Stuhl, sollte an eine Arztpraxis verwiesen werden. Der Besuch ist außerdem für Kleinkinder, ältere Patient:innen und Personen mit geschwächtem Immunsystem angezeigt.
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