Für drei Monate sollen die Festbeträge für 180 Kinderarzneimittel ausgesetzt werden. Das Ziel: fehlende Fiebersäfte und -zäpfchen sowie Antibiotika schnell wieder verfügbar machen. „Wo sollen diese Medikamente herkommen?“, fragt Pro Generika und hält die Maßnahme für „nicht mehr als eine symbolische Geste.“ Das Engpass-Problem löse die befristete Preiserhöhung nicht.
Schnellschuss ohne Erfolgsaussicht? Seit Monaten sind Fiebersäfte und -zäpfchen für Kinder Mangelware. Zwar wird immer mal wieder Ware ausgeliefert, doch der Bedarf kann nicht gedeckt werden. Und auch verschiedene Kinderantibiotika fallen derzeit aus. Schnelle Hilfe kommt in Form von ausländischer Ware, die zeitlich befristet in den Markt gebracht werden darf. Zudem hat der GKV-Spitzenverband kurzfristig beschlossen, die Festbeträge von 180 Kinderarzneimitteln aufzuheben, und zwar ab dem 1. Februar bis zum 30 April.
Die Festbeträge fallen für sieben Wirkstoffe oder Wirkstoffgruppen – darunter ibuprofen- und, paracetamolhaltige sowie antibiotische Arzneimittel für Kinder. Zwar gilt die Regelung für 180 Arzneimittel, tatsächlich betroffen sind aber nur rund 60. Der Grund: Viele Präparate liegen ohnehin unter dem Festbetrag. Zwar könnten die Hersteller die Preise kräftig anpassen – aber eben nur für drei Monate. Zudem mahnte der GKV-Spitzenverband, dass die Aussetzung der Festbeträge kein „Freifahrtschein für Gewinnmaximierung“ sei. „Wir werden hier genau hinschauen, wie die Aussetzung der Festbeträge wirkt.“
Keine Festbeträge: „Woher sollen die Fiebersäfte plötzlich kommen?“
„Eine Aussetzung der Festbeträge für Kinderarzneimittel, wie sie der GKV-Spitzenverband verfügt hat, ist eine Geste – aber sie wird das Problem der Engpässe kurzfristig nicht lösen“, sagt Bork Bretthauer, Geschäftsführer Pro Generika. „Denn: Woher sollen die Fiebersäfte plötzlich kommen?“
Denn, wie Pro Generika mitteilt, produzieren die letzten verbliebenen Fiebersaft-Hersteller bereits rund um die Uhr. „Trotzdem kommen sie angesichts der massiv erhöhten Nachfrage und stetig abreißender Lieferketten nicht hinterher.“ Und auch wenn sich die Preise für drei Monate erhöhen: „Es gibt derzeit schlicht keine Ware, die kurzfristig auf den Markt gebracht werden könnte.“ Es gibt also keine schnelle Lösung. Es seien langfristige Anreize nötig, damit sich wieder mehr Unternehmen an der Produktion von Kinderarzneimitteln und anderen Medikamenten beteiligen.
Keine Hersteller, keine Fiebersäfte
Ein Grund für die aktuellen Engpässe liegt laut Pro Generika darin, dass es zu wenige Hersteller gibt, die überhaupt noch Kinderarzneimittel herstellen. „Und dass die Produktion für sie dauerhaft nicht mehr wirtschaftlich ist, daran ändert auch eine vorübergehende Preiserhöhung nichts.“
„Kurzfristige Maßnahmen lösen keine strukturellen Probleme: Kein Unternehmen kann Produktionsstätten ausbauen, wenn nach drei Monaten wieder das ‚Hauptsache billig‘-Prinzip gilt. Hersteller werden sich erst wieder an der Produktion von Kinderarzneimitteln beteiligen, wenn sie auch perspektivisch mit auskömmlichen Preisen rechnen können“, so Bretthauer.
Außerdem können Preiserhöhungen nur Anreize darstellen, wenn sie auch bei den Unternehmen ankommen. Dazu müssten aber auch andere Regelungen wie Rabattverträge, Generikarabatte oder 4-G-Regel ausgesetzt werden, heißt es.
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