Für viele Menschen, die unter einer Laktoseintoleranz leiden, heißt es Finger weg von Milch, Joghurt, Käse – und bestimmten Arzneimitteln? Denn auch diese können Laktose enthalten. Was in puncto Medikamente und Laktoseintoleranz wichtig ist, verraten wir dir.
Schätzungsweise jede/r Fünfte oder Sechste ist hierzulande von einer Laktoseintoleranz betroffen. Darunter wird eine Unverträglichkeit gegenüber Milch und Milchprodukten verstanden. Genauer produziert der Körper zu wenig des Enzyms Laktase, das zur Aufspaltung des enthaltenen Milchzuckers in Glukose und Galaktose im Dünndarm dient. Die Folge: Milchzucker gelangt ungespalten in den Dickdarm, wird von den Darmbakterien vergoren und es entstehen Gase wie Methan, Kohlendioxid und Wasserstoff.
Zu den Symptomen gehören unter anderem Übelkeit, Bauchkrämpfe, Flatulenz und Durchfall. Um dem vorzubeugen, meiden Betroffene den Verzehr entsprechender Produkte. Doch auch bei der Arzneimitteleinnahme ist im Zusammenhang mit einer Laktoseintoleranz Vorsicht geboten, denn einige Medikamente enthalten Laktose.
Medikamente mit Laktose: Einnahme trotz Laktoseintoleranz?
„Laktose fällt als preisgünstiger Rohstoff durch Eindampfen und Kristallisation aus Molke an und kann aufgrund ihrer günstigen Eigenschaften vielfältig verarbeitet werden“, heißt es von ratiopharm. Der Milchzucker kommt aufgrund seiner hohen Wasserbindungsfähigkeit in Arzneimitteln unter anderem als Bindemittel sowie als Träger- oder Hilfsstoff zum Einsatz, zum Beispiel in verschiedenen gastroenterologischen Präparaten. Doch was gilt, wenn Menschen mit Laktoseintoleranz Medikamente mit Laktose einnehmen?
Übrigens: Mehr als 90 Prozent der Tabletten beinhaltet mindestens einen Zusatzstoff, der allergische Reaktionen auslösen kann, wie die Europäische Stiftung für Allergieforschung (ECARF) in einer Untersuchung herausfand. Neben Laktose sind oftmals Maisstärke, Gelatine, Soja- oder Sesamöl und Co. enthalten.
Es kommt auf die Menge an. Je nach Präparat unterscheidet sich die Menge der enthaltenen Laktose. Laut ratiopharm liegt sie in der Regel zwischen 10 und 300 mg. Ob dies ausreicht, um bei der Einnahme der Medikamente bei Betroffenen mit Laktoseintoleranz Symptome zu verursachen, ist umstritten. Bei vielen Patient:innen ist dies erst ab einer Zufuhr von einem oder mehreren Gramm der Fall. Ist die Intoleranz dagegen besonders stark ausgeprägt, sodass der Körper beispielsweise überhaupt keine Laktase mehr bildet, kann womöglich auch die Aufnahme geringfügiger Mengen zu den typischen Beschwerden führen.
Das Problem: Oftmals wissen Betroffene nicht, dass sie trotz Intoleranz Laktose zu sich nehmen. Deine Beratung ist also gefragt. Liegt eine Laktoseintoleranz vor, sollte auf Medikamente ausgewichen werden, die laktosefei sind. Inzwischen bieten viele Hersteller entsprechende Alternativen an.
Das könnte dich auch interessieren
Mehr aus dieser Kategorie
Antibiotika für Kinder: Besser nicht zu früh?
Dass Antibiotika mit Bedacht verordnet werden sollten – Stichwort Resistenzen –, ist bekannt. Das gilt besonders, wenn diese bei Kindern …
Erhöht Milch das Risiko für Herzkrankheiten?
Milch- und Milchprodukte haben bei vielen Menschen einen festen Platz auf dem Ernährungsplan. Doch zu viel davon kann gefährlich werden, …
SVA tagt: OTC-Switch für Sildenafil und Co.?
Am 21. Januar 2025 tagt der Sachverständigenausschuss für Verschreibungspflicht (SVA) zum ersten Mal im neuen Jahr. Auf der Agenda steht …