Neben der Beratung im HV und der Arzneimittelherstellung in der Rezeptur gehört auch das Anmessen von Kompressionsstrümpfen zu deinen Aufgaben in der Apotheke. Dabei ist im doppelten Sinne Fingerspitzengefühl gefragt. Denn vor allem bei vielen Frauen kommen diese zur Behandlung eines Lipödems zum Einsatz, was jedoch leicht mit Übergewicht verwechselt wird. Mehr dazu erfährst du von uns.
Schwanger oder dick? Diese Frage gehört zu den größten Fettnäpfchen in der Apotheke. Ähnlich knifflig wird es jedoch, wenn Kund:innen mit Lipödem in die Apotheke kommen. Denn es besteht Verwechslungsgefahr, und zwar zu Übergewicht oder sogar Adipositas.
Etwa vier Millionen Menschen leiden hierzulande unter einem Lipödem. Betroffen sind vor allem Frauen. Dabei handelt es sich um eine Störung der Fettverteilung. Die Folge: eine unkontrollierte Fettvermehrung, die zu einer Ungleichverteilung der Körperproportionen führt. Doch wie kommt es dazu und wie wird behandelt?
Lipödem: Ursachen nicht eindeutig geklärt
Ein Lipödem kann erblich bedingt oder im Zusammenhang mit hormonellen Veränderungen wie in der Pubertät oder während einer Schwangerschaft auftreten. Die genauen Ursachen sind bisher noch nicht erforscht, informiert die Deutsche Gesellschaft für Phlebologie e.V. (DGP). Fest steht: Es bildet sich vermehrt Unterhautfettgewebe, was in Form von Fettansammlungen sichtbar wird – meist in der unteren Körperhälfte. Es bilden sich Knoten unter der Haut. Betroffen sind vor allem Beine, Hüfte und Gesäß, vereinzelt auch die Arme. Hinzu kommt eine verstärkte Durchlässigkeit der Blutkapillaren, sodass sich zusätzlich Flüssigkeit im Gewebe ansammelt.
Die Folge: Die betroffenen Stellen sind druckempfindlich, spannen und schmerzen. Außerdem bilden sich vermehrt blaue Flecken. Das Lipödem kann in drei Schweregrade unterteilt werden und gilt laut S1-Leitline als chronisch und progredient, was bedeutet, dass die Fettverteilungsstörung meist voranschreitet und sich verschlechtern kann.
So wird behandelt
Eine medikamentöse Behandlung gibt es ebenso wenig wie eine Heilung. Stattdessen wird auf Kompressionstherapie gesetzt. Je nach Kasse werden die Kosten dafür übernommen. Durch das Tragen von Kompressionsstrümpfen und/oder -hosen werden die Beschwerden gelindert. Und hier kommst du ins Spiel. Denn für das Anmessen suchen Patient:innen meist Rat in der Apotheke. Es ist also Fingerspitzengefühl gefragt. Denn nicht selten werden die Symptome zunächst mit Übergewicht in Verbindung gebracht, informiert die DGP. Lassen sich jedoch Knoten und ungleiche Körperproportionen erkennen, ist Rücksprache mit einem/einer Spezialist:in angezeigt.
Je nach Schwere des Lipödems können außerdem eine manuelle Lymphdrainage bis hin zum operativen Absaugen der krankhaften Fetteinlagerungen in Betracht kommen. Letzteres wird bei Patient:innen mit Schweregrad drei ebenfalls von den Kassen bezahlt, wenn andere Therapien erfolglos geblieben sind und befristet bis 2024. Bis zu diesem Zeitpunkt sollen Ergebnisse einer vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) veranlassten Erprobungsstudie vorliegen, die die Wirkung des Eingriffs in allen Stadien des Lipödems untersucht.
Ziel der Behandlung ist neben der Linderung der Symptome das Verhindern von weiteren Fetteinlagerungen und damit verbundenen Komplikationen wie Lymphödemen oder Gangbildstörungen. Patient:innen sollten sich außerdem viel bewegen und gesund ernähren, um eine Gewichtszunahme zu vermeiden, denn diese kann das Krankheitsbild befeuern.
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