In diesem Herbst und Winter fällt die Welle an Atemwegserkrankungen besonders groß aus, vor allem bei Kindern. Neben vielen RSV- und Influenza-Fällen gehören dazu auch vermehrte Infektionen, die durch Gruppe-A-Streptokokken verursacht werden. Stichwort Scharlach.
Bereits Mitte Dezember hat die Weltgesundheitsorganisation über einen Anstieg von schweren, teils tödlich verlaufenden Erkrankungen durch invasive Gruppe-A-Streptokokken-Infektionen in mehreren europäischen Ländern informiert. Die britische Gesundheitsbehörde gab in diesem Zusammenhang den Tod von 19 Kindern und Jugendlichen bekannt. Und auch in Deutschland ließ sich für das vierte Quartal 2022 eine steigende Zahl an A-Streptokokken-Infektionen wie Scharlach beobachten, und zwar in allen Altersgruppen, heißt es vom Robert-Koch-Institut (RKI).
„Während der Pandemie gingen – bedingt durch die Schutzmaßnahmen – die Fallzahlen von vielen respiratorischen Erkrankungen zurück. […] Dies führt jetzt zu einem ,Nachholeffekt‘ mit erheblich erhöhten Krankheitszahlen, dies gilt insbesondere für die nicht-invasiven Infektionen wie Tonsillopharyngitiden, proportional steigen aber auch die Fallzahlen der invasiven Infektionen an“, schreibt die Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI) dazu in einer Stellungnahme und mahnt zur erhöhten Aufmerksamkeit.
Scharlach: Das sind die Symptome
Scharlach gehört zu den häufigsten bakteriellen Erkrankungen bei Kindern und wird durch A-Streptokokken – Streptococcus pyogenes – verursacht. Doch auch Erwachsene können sich infizieren. Die Inkubationszeit beträgt zwischen einem und drei Tagen. Zu Beginn der Erkrankung sind die Symptome meist unspezifisch. Dazu gehören:
- Kopf- und Halsschmerzen,
- Schluckbeschwerden,
- Schüttelfrost,
- rasch ansteigendes Fieber,
- Bauchschmerzen und Erbrechen (vor allem bei Kindern),
- Rötung an Gaumen und Rachen,
- geschwollene Lymphknoten im Halsbereich
Nach ein bis zwei Tagen entsteht ein juckender Hautausschlag, der sich über die Achseln, den Brustkorb und die Leisten auf den ganzen Körper ausbreitet, wobei Handinnenflächen und Fußsohlen ausgespart bleiben. Der Ausschlag hält etwa sechs bis neun Tage an, anschließend schält sich die Haut, vor allem an den Handinnenflächen und Fußsohlen ab.
Übrigens: Ein typisches Symptom von Scharlach ist auch die Himbeerzunge. Dabei rötet sich die Zunge himbeerfarben. Die Haut um die Mundpartie ist blass.
Antibiotika-Behandlung notwendig
Scharlach ist hochansteckend, daher sollten Betroffene Kontakte vermeiden. Denn die Übertragung erfolgt durch direkten Kontakt zu Infizierten per Tröpfcheninfektion. Schmierinfektionen sind selten. Hinzu kommt: Jeder fünfte bis zehnte Mensch ist Träger der Scharlach-Erreger, ohne selbst zu erkranken, informiert die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.
Behandelt wird Scharlach mit Antibiotika wie Penicillin V, meist über zehn Tage. Trotz der erhöhten Infektionszahlen weist die DGPI darauf hin, das Antibiotikaverordnungsverfahren bei Kindern und Jugendlichen mit Halsschmerzen nicht zu ändern und weiterhin die Empfehlungen der AWMF-S3-Leitlinie Halsschmerzen zu beachten. Da jedoch einige Antibiotika von Engpässen betroffen sind, hat die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin eine Liste mit Alternativen erstellt, die auch die Behandlung von Streptokokken-A-Infektionen beinhaltet.
24 Stunden nach Beginn der Antibiotika-Gabe sind Betroffene nicht mehr ansteckend, ohne Antibiotika-Therapie besteht bis zu 3 Wochen nach den ersten Beschwerden Ansteckungsgefahr. Nach überstandener Scharlach-Infektion besteht lediglich eine Immunität gegen das jeweilige Toxin, sodass eine wiederholte Erkrankung möglich ist.
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