Zink, Vitamine und Calcium: Das sind nur einige der Nährstoffe, die Verbraucher:innen zusätzlich zur regulären Ernährung in Form von Pulvern, Kapseln oder Tabletten zu sich nehmen. Stichwort Nahrungsergänzungsmittel. Dabei ist eine Substitution nur in wenigen Fällen notwendig. Doch wie lässt sich ein tatsächlicher Nährstoffmangel erkennen und was ist rund um die Diagnose wichtig?
Mehr als jede/r Zweite nimmt hierzulande Supplemente gegen einen vermeintlichen Vitamin- und/oder Mineralstoffmangel ein. Und das, obwohl nur selten wirklich ein Mangel vorliegt, wie aus Daten des Verbrauchermonitors SPEZIAL 2021 hervorgeht. Denn die Versorgungslage in Deutschland ist generell gut, stellt die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz klar und der tägliche Bedarf kann oftmals durch die normale Ernährung gedeckt werden. Aber wie lässt sich ein Nährstoffmangel erkennen und was bringen verschiedene Untersuchungsmethoden? Die Expert:innen klären auf.
Nährstoffmangel ärztlich abklären lassen?
Verschiedene Symptome können auf einen Nährstoffmangel hindeuten. Dazu gehören mehr oder weniger spezifische Anzeichen wie Blässe, Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Konzentrationsmangel, Hautprobleme, Empfindungsstörungen, ein verzögertes Wachstum bei Kindern sowie Mundwinkelrhagaden. Eine verlässliche Auskunft liefern jedoch laut den Verbraucherschützer:innen nur bestimmte Labor-Biomarker.
Vermuten Patient:innen bei sich einen Nährstoffmangel, sollten sie dies mit dem/der Ärzt:in besprechen. „Das optimale Vorgehen zur Abschätzung eines Mikronährstoffmangels umfasst zunächst einmal eine detaillierte Anamnese mit Ernährungsprotokoll und eine körperliche Untersuchung, die vor allem Haut, Schleimhäute, Mund, Augen und auch Nervenstörungen (Nervenreize, Geruchsempfinden etc.) berücksichtigen sollte“, heißt es von den Expert:innen. Anschließend können entsprechende Laboruntersuchungen veranlasst werden, die je nach dem zu untersuchenden Nährstoff auf Blut (Vollblut, Serum, Plasma), Urin oder einer Gewebeprobe basieren und unterschiedliche Biomarker heranziehen.
Achtung: Die jeweiligen Werte können durch verschiedene Faktoren beeinflusst werden, warnt die Verbraucherzentrale. So kann beispielsweise eine Infektion zu einem verringerten Zink-Spiegel führen, der sich in der Regel jedoch von selbst wieder normalisiert.
Wer trägt die Kosten?
Sofern auch aus ärztlicher Sicht der Verdacht auf einen Nährstoffmangel besteht, kann die konkrete Diagnostik zu Lasten der Krankenkasse abgerechnet werden. Diese übernimmt unter Umständen auch die Kosten für verordnete Arzneimittel zur Behandlung. Wer jedoch seinen Nährstoffspiegel nur generell überprüfen lassen möchte, kann dies als als individuelle Gesundheitsleistung (IGeL) in der Arztpraxis beauftragen und muss die Kosten dafür selbst tragen. Zudem können Bluttests über private Testlabore in Anspruch genommen werden, die den Gehalt verschiedener Nährstoffe untersuchen und selbst gezahlt werden müssen.
Anstelle von Blutuntersuchungen gibt es für Selbstzahler:innen noch verschiedene andere Methoden zur Diagnostik eines möglichen Nährstoffmangels:
- Bioresonanz-Diagnostik: Hierbei soll ein Bioresonanz-Gerät elektromagnetische Schwingungen im Körper messen und dabei Aufschluss über den individuellen Mikronährstoffbedarf liefern. Laut den Expert:innen gibt es für die Methode jedoch keine wissenschaftlichen Belege.
- Kinesiologische Diagnostik: Gleiches gilt für einen speziellen Muskeltest, der zeigen soll, welche Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente der Körper vermehrt benötigt.
- Antioxidantien-Scanner: Mithilfe einer Lichtmessung soll der Gehalt an Antioxidantien (vor allem Carotinoide) in der inneren Handfläche gemessen werden. Anhand dessen sollen dann über einen Algorithmus die Konzentration der Antioxidantien in der Haut bestimmt und Rückschlüsse auf das antioxidative Niveau gezogen werden. „Diese Geräte haben keine Zulassung als Medizinprodukt und dürfen nicht zu medizinischen Diagnosen genutzt werden“, heißt es von der Verbraucherzentrale.
- Haar-Mineral-Analyse: Auch die Haare sollen dabei helfen können, einen Nährstoffmangel aufzudecken. Laut einer Untersuchung der Stiftung Warentest würden jedoch die Analysewerte von Labor zu Labor schwanken. „Haar-Mineral-Analysen sind kein anerkanntes diagnostisches Verfahren“, lautet daher das Fazit der Verbraucherschützer:innen.
Übrigens: Von Selbsttests, wie sie unter anderem online und in der Drogerie erworben werden können, raten die Verbraucherschützer:innen ab. Der Grund: Neben möglichen Fehlern bei der Probennahme warnen sie vor schwankenden Ergebnissen, die oftmals direkt mit einer Kaufempfehlung für Supplemente verbunden sind.
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