Erschöpfung, Müdigkeit, Kurzatmigkeit, Gedächtnis- oder Konzentrationsstörungen: Schätzungsweise jede/r siebte Corona-Patient:in leidet auch Monate nach der Infektion an solchen Spätfolgen, die die Lebensqualität beeinträchtigen. Aber können bestimmte Medikamente wie Metformin vor Long-Covid schützen?
Das haben Forschende der Abteilung für allgemeine innere Medizin der Universität von Minnesota in Minneapolis (USA) untersucht. Ziel war es, herauszufinden, ob eine frühe Behandlung von SARS-CoV-2 mit Metformin, Ivermectin oder Fluvoxamin Long Covid verhindert. Ihre Untersuchung ist Teil der standortübergreifenden, randomisierten, vierfach verblindeten, placebokontrollierten klinischen Phase III-Studie „COVID-OUT“, die sich mit den verschiedenen Einsatzmöglichkeiten der drei Medikamente bei SARS-CoV-2 beschäftigt.
Behandlung mit Metformin, Ivermectin und Fluvoxamin
Für ihre Analyse wurden 1.125 Erwachsene zwischen 30 und 85 Jahren herangezogen. Alle Teilnehmenden hatten Übergewicht oder Adipositas und waren mit Corona infiziert, hatten jedoch weniger als sieben Tage Symptome.
Die Proband:innen erhielten innerhalb von drei Tagen nach der Corona-Diagnose entweder über 14 Tage 1.500 mg Metformin täglich, für drei Tage 430 µg/kg/Tag Ivermectin oder über 14 Tage Fluvoxamin zu 50 mg am ersten Tag und anschließend zweimal täglich 50 mg. Zusätzlich gab es für jedes eingesetzte Medikament eine Kontrollgruppe, die ein Placebo erhielt. Nach zehn Monaten wurde überprüft, bei wie vielen Patient:innen sich eine Long-Covid-Erkrankung ausgebildet hatte.
Metformin senkt das Long-Covid-Risiko deutlich
Das Ergebnis: Am wirksamsten scheint Metformin vor Long-Covid zu schützen. So wurde in der Metformin-Gruppe ein Rückgang der Inzidenz von Long Covid um 42 Prozent im Vergleich zur verblindeten Kontrollgruppe festgestellt, heißt es von den Forschenden. Demnach erhielten in der entsprechenden Verumgruppe 6,3 Prozent eine Long-Covid-Diagnose, wohingegen es in der Kontrollgruppe 10,6 Prozent waren.
Metformin zählt zur Substanzklasse der Biguanide und wird zur Behandlung von Typ-2-Diabetes angewendet. Angezeigt ist der Wirkstoff vor allem bei übergewichtigen Patient:innen, wenn Diät und Gewichtsreduktion trotz körperlicher Aktivität keine ausreichende Einstellung des Blutzuckerspiegels erzielen. Metformin kann die Insulinresistenz verbessern. Der Arzneistoff hemmt die Glukosebildung in der Leber und verzögert deren Aufnahme im Darm. Im Gegenzug wird die Aufnahme von Blutglukose in die Muskelzellen verstärkt. Die Insulinausschüttung ist vermindert, das Hungergefühl nimmt ab und die Betroffenen verlieren Gewicht.
Bei den beiden anderen Wirkstoffen lag der Anteil an Long-Covid-Diagnosen in der Verumgruppe jeweils höher als in der Kontrollgruppe. So entwickelten 8 Prozent der Ivermectin-Patient:innen Long-Covid, während es in der Kontrollgruppe 7,5 Prozent waren. Bei Fluvoxamin war der Unterschied noch größer – 10,1 Prozent in der Verumgruppe, 7,5 Prozent in der Kontrollgruppe.
Ob sich die Ergebnisse auch auf andere Bevölkerungsgruppen, die keine Risikopatient:innen sind, übertragen lassen, muss noch untersucht werden.
Übrigens: Auch Paxlovid kann das Long-Covid-Risiko senken. Demnach soll das Medikament nicht nur im Akutfall vor einem schweren Verlauf schützen, sondern auch die Gefahr einer Ausbildung von Long-Covid verringern können.
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