Für Tamoxifen gibt es nur noch zwei Hersteller, wie Pro Generika informiert. Immer mehr Hersteller haben die Produktion eingestellt. Der Grund: der geringe Erstattungspreis.
2022 startete mit einem Engpass bei Tamoxifen. Weil offenbar ein Wirkstoffhersteller die Produktion von Tamoxifen eingestellt hatte, kam es am Jahresanfang zu Engpässen beim selektiven Estrogenrezeptormodulator. Der Grund: Die Produktion ist nicht mehr wirtschaftlich. Für Patient:innen ein Schock, denn Tamoxifen ist alternativlos für Brustkrebspatient:innen.
„Seit dem Frühling haben weitere Hersteller die Produktion eingestellt“, informiert Pro Generika. Übrig sind allein noch zwei Hersteller – zuvor waren es vier –, die die Versorgung sichern. Ein Hersteller stemmt mehr als vier Fünftel der Versorgung.
„Der Grund, dass sich so viele Hersteller aus der Produktion zurückgezogen haben, ist der unverändert niedrige Erstattungspreis“, mahnt Pro Generika. Denn seit zwölf Jahren gelte beinahe derselbe Festbetrag. Für eine Dreimonatspackung Tamoxifen erhalten die Hersteller gerade einmal 8,80 Euro von den Krankenkassen.
Der Lieferengpass bei Tamoxifen ist die Folge einer dramatischen Marktkonzentration – Zulieferer haben laut Pro Generika die Preise so erhöht, dass eine Produktion zum Erstattungspreis nicht möglich war. Alternativen mussten her – bis dahin kam keine Ware. Wer noch Ware hatte, wurde leergekauft. Zwar konnte der Engpass mit der Gestattung des Einzelimports und einer Sonderproduktion abgefedert werden, doch am Problem – genauer den Strukturen – änderte dies nichts.
„Der Engpass beim Brustkrebsmittel Tamoxifen konnte abgewendet werden, aber das Problem hat sich nicht gelöst. Im Gegenteil: Die Situation am Markt ist noch verschärfter. Es gibt noch weniger Unternehmen als vorher, die die Versorgung sichern. Wenn die Politik jetzt mit dem Generika-Gesetz die Arzneimittelversorgung stärken will, muss sie zuerst bei versorgungskritischen Wirkstoffen wie Tamoxifen ansetzen. Hier braucht es dringend Anreize, damit sich wieder mehr Unternehmen an der Versorgung beteiligen – sonst ist es nur eine Frage der Zeit, bis der nächste Engpass eintritt“, so Pro Generika. Zwar gebe es im Moment genügend Tamoxifen-haltige Arzneimittel, um hierzulande alle Brustkrebspatient:innen zu versorgen, setze die Politik nicht an, sei es aber nur eine Frage Zeit, bis Tamoxifen wieder knapp werde.
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