Weil Menschen versehentlich Pergolid-haltige Tierarzneimittel eingenommen haben, ruft das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) vor allem Pferdehalter:innen zu Vorsichtsmaßnahmen auf.
Seit März sind dem BVL vier Fälle einer unbeabsichtigten Einnahme von Pergolid bekannt. Die Ursachen können verschieden sein. Möglich ist zum einen die Verwechslung mit der eigenen Medikation und zum anderen der Verzehr von Lebensmitteln, die mit dem Arzneimittel präpariert waren. Sollen Pferden Tabletten verabreicht werden, erfolgt dies häufig über Lebensmittel wie beispielsweise Brot, Möhren oder Äpfel, in denen das Arzneimittel versteckt wird. Daher lautet die Empfehlung des BVL: Präpariertes Futter direkt verabreichen. Ist eine Zwischenlagerung in der Futterkammer nötig, sollte das vorbereitete Futter sicher verschlossen und gekennzeichnet aufbewahrt werden.
Pergolid ist ein Dopamin-Agonist und wird zur Behandlung der durch eine Dysfunktion der Pars intermedia der Hypophyse (PPID) bedingten klinischen Symptome (Equines Cushing-Syndrom) bei Pferden eingesetzt. Das synthetisch hergestellte Mutterkornalkaloid-Derivat hemmt die Freisetzung von Prolaktin. Das Equine Cushing Syndrom (ECS) ist die häufigste Hormonstörung bei Pferden. Die Tiere ändern Verhalten und Erscheinungsbild. Betroffen ist etwa jedes fünfte Pferd älter als 15 Jahre. ECS
ist nicht heilbar. Ursache ist eine Fehlfunktion der Epiphyse – es wird weniger Dopamin gebildet. Die Folge ist eine ungehemmte Überproduktion von ACTH, Cortisol und anderen Hormonen. Das hormonelle Gleichgewicht der Tiere ist gestört.
Vom Menschen eingenommen kann das Mutterkorn-Derivat zu Erbrechen, Schwindel, Lethargie oder niedrigem Blutdruck führen.
„Wichtig ist, dass Tierarzneien immer getrennt von Humanarzneimitteln und außerhalb der Reichweite von Kindern gelagert werden, um eine versehentliche Einnahme oder die Verwechslung von Tabletten zu vermeiden“, betont Dr. Ann Neubert vom BVL.
Zudem sollte sichergestellt werden, dass alle Personen, die Pferden Medikamente verabreichen, ausreichend über die erforderlichen Sicherheitsvorkehrungen informiert sind. Tipp: Tierarzneimittel immer nur in der Originalverpackung zusammen mit der Gebrauchsinformation aufbewahren.
Sollte es doch zu einer versehentlichen Einnahme von Pergolid kommen, rät Neubert: „Setzen Sie sich nicht an das Steuer eines Fahrzeugs und bedienen Sie keine Maschinen. Ein Arzt sollte unverzüglich zu Rate gezogen werden.“
Pergolid kam auch bei Menschen zum Einsatz, und zwar zur Behandlung von Beschwerden einer Parkinson-Erkrankung. Allerdings nicht als Mittel der ersten Wahl, sondern nur, wenn andere Behandlungsmöglichkeiten nicht oder nicht ausreichend wirksam waren.
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