Der Notdienst gehört für Apotheken regelmäßig dazu. Immerhin besteht der Versorgungsauftrag auch nachts, an Feiertagen und sonntags. Doch „echte“ Notfälle werden weniger, kritisiert der Landesapothekerverband Niedersachsen (LAV). Stattdessen wird vor immer mehr Beleidigung und Belästigung im Notdienst gewarnt.
PTA bleiben in der Regel von Nacht- und Feiertagsarbeit verschont. Dafür müssen die Kolleg:innen häufig so einiges mitmachen. Denn Beleidigung, Belästigung und Co. sind im Notdienst längst keine Seltenheit mehr, heißt es vom LAV. Mehr noch: Der eigentliche Sinn des Notdienstes gerät immer mehr in den Hintergrund.
Generell sei der Umgangston der Kund:innen deutlich harscher und die Hemmschwelle niedriger geworden. Unfreundliche Patient:innen an der Notdienstklappe seien daher immer häufiger, heißt es von LAV-Vorstand Berend Groenefeld. Außerdem würden die diensthabenden Mitarbeiter:innen auch vor telefonischen Beleidigungen und Belästigungen im Notdienst nicht verschont bleiben. Im Gegenteil. Dies werde immer häufiger – und könne schwerwiegende Folgen haben, so der LAV. Immerhin entstehe so ein zusätzlicher Stressfaktor, der es den Kolleg:innen erschweren kann, bei einem tatsächlichen Notfall entsprechend schnell zu reagieren. Zudem entstehe dadurch eine psychische Belastung.
Notdienst: Mehr Belästigung, weniger Notfälle
Dass Apotheken Notdienst leisten, ist nicht nur gesetzlich geregelt, sondern sei auch eine Selbstverständlichkeit, so Groenefeld weiter. „Wir als Heilberufler kommen unserer Verpflichtung natürlich gerne nach, im Notfall nach Feierabend zu beraten und die Hilfesuchenden mit Arzneimitteln zu versorgen.“ Das Problem: Um „echte“ Notfälle handelt es sich dabei nicht immer. Denn Patient:innen nutzen die Bereitschaft der Apotheke zunehmend auch ohne akute Beschwerden. „Einige Patientinnen und Patienten kommen in die Apotheke, um sich außerhalb der Öffnungszeiten über freiverkäufliche Arzneimittel oder über Gesundheitsthemen beraten zu lassen“, so die Kritik. Hinzu kommen vermehrt Testanrufe, um die tatsächliche Erreichbarkeit der Apotheke zu überprüfen.
„Der Nacht- und Notdienst der Apotheken ist aber nur für Notfälle da, ist keine Verlängerung der Öffnungszeiten und keine zusätzliche Möglichkeit, Einkäufe abends oder nachts in der Apotheke zu erledigen“, erinnert der LAV und appelliert einmal mehr an die Patient:innen, dies zu beachten.
Mehr aus dieser Kategorie
21.000 Euro weniger: PTA-Gehalt stark unter Durchschnitt
Rund 52.300 Euro brutto verdienen Erwerbstätige hierzulande pro Jahr im Durchschnitt. PTA können da nicht mithalten. Im Gegenteil: Je nach …
Drei-Tage-Regel bei Krankschreibung: Wochenende zählt mit
An einer Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (AU) führt meist kein Weg vorbei, wenn Angestellte auf der Arbeit krankheitsbedingt ausfallen. Seit rund zwei Jahren …
Lieferengpässe: ALBVVG bringt keine Besserung
Lieferengpässe sind Dauerthema in den Apotheken. Derzeit sind mehr als drei Millionen Versicherte von Engpässen betroffen. Das ist das Ergebnis …