Der Personalmangel macht vor den Apotheken nicht Halt. 53 Prozent der Apotheker:innen und PTA beschreiben die Beeinträchtigung für ihre Apotheke durch aktuell unbesetzte Stellen/Ausfälle von Mitarbeitenden als sehr groß und drei von zehn als mittelmäßig. Das bedeutet Mehrarbeit für die Kolleg:innen, denn Überstunden sind „das“ Mittel, um den Personalmangel in den Apotheken abzufedern, wie eine aktuelle aposcope-Blitzumfrage zeigt.
Die Apothekenteams arbeiten am Limit. Das Stresslevel in den Apotheken ist hoch und das Personal knapp. Überstunden sind an der Tagesordnung. Nicht nur, dass der Nachwuchs fehlt, die Corona-Pandemie sorgt für zusätzliche Ausfälle, die es zu kompensieren gilt. aposcope hat die Kolleg:innen befragt und zeigt den Status quo.
Apotheker:innen, PTA und PKA gesucht
Nur ein Drittel der Apotheker:innen und PTA hat derzeit keinen Personalbedarf. Dem gegenüber stehen 65 Prozent der befragten Kolleg:innen, die aktuell unbesetzte Stellen in der Apotheke vermelden. Es fehlt an allen Berufsgruppen – allen voran PTA (50 Prozent), nicht leitende Apotheker:innen (43 Prozent) und PKA (22 Prozent); aber auch Filialleiter:innen (3 Prozent) und Pharmazieingenieur:innen (1 Prozent).
Wie viele Stellen sind pro Berufsgruppe zu besetzen?
An nicht leitende Apotheker:innen soll meist nur eine Position vergeben werden (33 Prozent). Bei den PTA sind dagegen oft mehrere Stellen zu besetzen – 28 haben eine und 22 Prozent zwei oder gar mehr Stellen für PTA frei. 16 Prozent der Befragten wollen eine und 5 Prozent zwei PKA-Stellen besetzen.
Personalmangel in Apotheken fordert einen langen Atem und wer Personal sucht, braucht Geduld, denn offene Stellen lassen sich nicht binnen weniger Wochen besetzen. Im Durchschnitt sind die Kolleg:innen schon seit elf Monaten auf der Suche nach nicht leitenden Apotheker:innen, seit neun Monaten auf der Suche nach PTA und sieben Monate dauert im Durchschnitt schon die Suche nach PKA.
So suchen Apotheken nach Personal
aposcope hat die Teams gefragt, über welche Wege die Kolleg:innen die unbesetzte/n Stelle/n kommunizieren, um neues Personal zu finden. Das sind die Top 5 Antworten. Mehr als die Hälfte (54 Prozent) setzt auf das persönliche Netzwerk aus Freund:innen, Familie und Kolleg:innen, 52 Prozent schalten Stellenanzeige/n auf Online-Jobbörsen und 46 Prozent auf der apothekeneigenen Webseite. Auch Print-Medien spielen mit 39 Prozent eine Rolle sowie Social Media (31 Prozent). Headhunter sind nur bei 9 Prozent der Befragten ein Thema.
Personalmangel in Apotheken: Überstunden sind die „Lösung“
Wer die offenen Stellen nicht besetzen kann, muss Lösungen finden, um den Mangel abzufedern. Da wundert es nicht, dass die anwesenden Kolleg:innen gefragt sind – bei knapp sechs von zehn befragten Kolleg:innen werden Überstunden angeordnet, um dem Personalmangel entgegenzuwirken. Ein Viertel haben Dienstleistungen wie etwa Blutdruckmessung eingestellt und 17 Prozent holen Kolleg:innen aus dem Ruhestand zurück. Nachhaltig ist das nicht – aber die Kolleg:innen denken weiter und investieren in die Zukunft. Mehr als jede/r zweite Kolleg:in bildet PTA und PhiP aus und 23 Prozent werben an PTA-Schulen für die eigene Apotheke. Finanzielle Anreize für Mitarbeiter.innen, die erfolgreich eine Stelle vermitteln, sind nur bei 18 Prozent der Befragten ein Thema. Und auch die kurzzeitige Besetzung der offenen Stelle durch Personalleasing spielt mit 11 Prozent nur eine untergeordnete Rolle.
Verkürzte Öffnungszeiten in Apotheken wegen Personalmangel (K)ein Thema?
Wer die Öffnungszeiten der Apotheke aufgrund von Personalmangel nicht mehr vollumfänglich abdecken kann, könnte diese auf das geforderte Maß verkürzen – oder? Für den Großteil der befragten Kolleg:innen ist das kein Thema – nur 8 Prozent haben die Öffnungszeiten der Apotheke auf die Mindestöffnungszeiten reduziert – 10 Prozent haben sich für die Schließung an einem einzelnen Wochentag entschieden und 14 Prozent machen zur Mittagszeit dicht.
Künftig könnte die Sache anders aussehen, denn verkürzte Öffnungszeiten sind bei 17 Prozent der Befragten in Planung, ebenso viele planen die Verkürzung auf die Mindestöffnungszeiten.
Zur Methodik: Im Rahmen der aposcope-Blitzumfrage wurden am 3. und 4. August 2022 insgesamt 253 Apotheker:innen und 254 PTA befragt.
Mehr aus dieser Kategorie
Kinderkrankentage: Verringert Teilzeit den Anspruch?
Sowohl in diesem als auch im kommen Jahr können berufstätige Eltern jeweils bis zu 15 Kinderkrankentage beanspruchen. Ihr Gehalt bekommen …
Diamorphin: Zugang zu „Heroin“ auf Rezept soll erleichtert werden
Diamorphin kommt in der Substitutionstherapie zum Einsatz. Seit 2009 gibt es das „Heroin“ auf Rezept. Seitdem ist die Zahl der …
Adexa-Positionspapier: Aufstiegschancen für PTA
Am 16. Dezember stellt Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) die Vertrauensfrage und ebnet damit den Weg für Neuwahlen. An die neue …