Werden Arzneimittel mit entgegengesetzter Wirkung verabreicht, kann eine Wirkminderung oder gar ein Wirkverlust die Folge sein. Ein Beispiel ist die Kombi Propranolol und Salbutamol.
Die Wirkstoffkombination Propranolol und Salbutamol lässt gleich mehrere Alarmglocken läuten, denn der Betablocker ist bei Asthma bronchiale kontraindiziert. Der Grund: Ein bestehendes Asthma kann sich unter Propranolol verstärken. Denn der Wirkstoff gehört zu den unselektiven Betablockern und hemmt nicht nur die Beta-1-Rezeptoren, die sich zum Großteil im Herzen befinden, sondern auch Beta-2-Rezeptoren, die unter anderem in der Lunge lokalisiert sind. Werden die Beta-2-Adrenozeptoren gehemmt, kann eine Vasokonstriktion der Bronchien die Folge sein. Sollen die Bronchien dann mit Salbutamol wieder erweitert werden, kann der mögliche Wirkverlust schwerwiegende Folgen haben.
Wirkstoffcheck
In den 60er Jahren wurde mit Propranolol der erste Betablocker entwickelt. Den Grundstein für die Entwicklung der Betablocker legte wohl Raymond Ahlquist 1948, als er die Hypothese aufstellte, dass die Wirkungen von Adrenalin und Noradrenalin durch Alpha- und Betarezeptoren vermittelt werden. Propranolol wird unter anderem bei Bluthochdruck, koronarer Herzkrankheit sowie zur Reinfarktprophylaxe und Migräneprophylaxe eingesetzt. Der Betablocker senkt den Blutdruck und hat gefäßverengende und antiarrhythmische Eigenschaften.
Der lipophile nicht kardioselektive Betablocker verdrängt die Neurotransmitter Noradrenalin und Adrenalin und mindert so deren aktivierende und stimulierende Effekte. Blutdruck, Herzfrequenz und Sauerstoffverbrauch des Herzens nehmen ab. Betablocker wirken negativ chronotrop (reduzieren die Herzfrequenz), negativ inotrop (senken die Herz-Kontraktilität) und negativ dromotrop (mindern die AV-Überleitungsgeschwindigkeit). Betablocker sind Sympatolytika und hemmen die Funktion des sympathischen Nervensystems.
Salbutamol gehört zu den Beta-Sympathomimetika und wird aufgrund seines schnellen Wirkeintritts und bronchienerweiternden Effekts bei einem akuten Asthmaanfall eingesetzt. Der Wirkstoff bindet selektiv an die Beta-2-Adrenozeptoren der Bronchialmuskulatur.
Propranolol + Salbutamol = Wirkverlust
Propranolol kann die Wirkung von beta-adrenergen Stimulanzien wie Salbutamol herabsetzen. Denn beide Wirkstoffe setzen an den Beta-2-Rezeptoren an, der eine blockiert und der andere regt an.
Die Lösung: Muss der/die Patient:in mit einem Betablocker behandelt werden, sollte auf einen selektiven Betablocker wie beispielsweise Metoprolol gewechselt werden.
Das könnte dich auch interessieren
Mehr aus dieser Kategorie
Albuterol Sulfate einmal pro Woche reinigen
Hexal wurde das Inverkehrbringen von „Albuterol Sulfate Inhalation Aerosol 90 mcg with Dose Indicator“ aus den USA gestattet. Denn hierzulande …
Depressionen durch Betablocker?
Betablocker gehören hierzulande zu den meistverordneten Wirkstoffen und kommen in verschiedenen Indikationen zum Einsatz. Dazu zählt auch die Prophylaxe nach …
„Werwolfsyndrom“: Übermäßiger Haarwuchs durch Minoxidil-Exposition
In Spanien wird über Fälle des sogenannten „Werwolfsyndroms“ – Hypertrichose – bei Kindern berichtet. Grund dafür ist eine unbeabsichtigte Exposition …