Impfen ist in der Apotheke schon lange ein Thema. In Modellprojekten wird gegen Grippe geimpft und auch die Corona-Impfung hat Einzug gehalten. Ab Herbst ist die Influenzaimpfung in den Apotheken Teil der Regelversorgung. Doch machen die Kolleg:innen mit? Die Antwort liefert eine aktuelle aposcope-Befragung unter den Teams.
Impfungen in den Apotheken sind ein niedrigschwelliges Angebot und können dazu beitragen, die Impfquote zu erhöhen. Soweit die Theorie, denn der Großteil der Kolleg:innen erteilt Impfungen in den Apotheken eine Absage – nur 14 Prozent der befragten Apotheker:innen und PTA geben an, dass in ihrer Apotheke gegen Corona geimpft wird. Grippeimpfungen bieten sogar nur 10 Prozent der Umfrageteilnehmer:innen an.
Angesichts der derzeit herrschenden Impfmüdigkeit und der fehlenden Impfkampagne wenig verwunderlich. Doch wie sieht die Sache im Herbst aus? Rechnen die Teams mit einem Ansturm auf die Apotheken. Nein, sagen 75 Prozent der Inhaber:innen und 67 Prozent der angestellten Approbierten. PTA sind etwas zuversichtlicher – 61 Prozent rechnen nicht mit einem Run in puncto Grippe- und Corona-Impfung.
Kein Wunder also, dass im Herbst nicht mehr Apotheken impfen werden – hinzukommen 5 Prozent in puncto Corona-Impfungen – macht summa summarum 19 Prozent im Herbst insgesamt. Grippeimpfungen bieten derzeit 10 Prozent der Kolleg:innen an, im Herbst kommen 8 Prozentpunkte hinzu. Somit wird im Großen und Ganzen im Herbst nur in zwei von zehn Apotheken geimpft.
Und trotzdem sagen 65 Prozent der Befragten, Impfungen in den Apotheken sind eine Chance und 45 Prozent sind der Meinung, Apotheken sollten auch andere Impfungen wie beispielsweise FSME anbieten dürfen.
Und auch in Baden-Württemberg, wo das Ziel verfolgt wird, im Herbst rund 200.000 Menschen pro Woche gegen Corona zu impfen, machen nur knapp 30 Prozent der Kolleg:innen mit.
Impfen in der Apotheke: Diese Gründe sprechen dagegen
- Fehlendes Personal (64,4 Prozent)
- Keine Räumlichkeiten/Kein Platz (63,5 Prozent)
- Fehlende zeitliche Kapazitäten (56,3 Prozent)
- Wir möchten keinen Ärger mit den Praxen (30,4 Prozent)
- Wir sind nicht geschult (26,4 Prozent)
- Bürokratischer Aufwand bei der Übermittlung an das RKI (23 Prozent)
- Angst vor Impfreaktionen (12,3 Prozent)
Und auch wer impft, hat Gründe dafür:
- Stärkt das Ansehen der Vor-Ort-Apotheke (69,9 Prozent)
- Hebt die Kompetenz des Apothekenteams hervor (66,3 Prozent)
- Erweiterung des Leistungsspektrums (63,9 Prozent)
- Fördert die Bindung der Kundschaft (63,9 Prozent)
- Fördert die Gewinnung neuer Kundschaft (53 Prozent)
- Niederschwelliges Angebot erhöht die Impfquoten (47 Prozent)
- Hohe Nachfrage (30,1 Prozent)
- Finanzielle Gründe (19,3 Prozent)
Stichwort Personalmangel – sollten PTA impfen dürfen? Ja, sagen 48 Prozent der Umfrageteilnehmer:innen. Zum Vergleich: Vor einem Monat hat sich noch ein Drittel dafür ausgesprochen, auch PTA zu qualifizieren.
Keine kostenlosen Tests für alle – das sagen die Teams
Impfen und Testen gehören seit Beginn der Pandemie zu den wichtigsten Instrumenten, um das Infektionsgeschehen einzudämmen. Doch Testen bricht als Säule weg, denn 69 Prozent der Befragten sagen, seit dem Wegfall der kostenlosen Bürgertests gibt es keine Möglichkeit mehr, Infektionsketten zu erkennen und zu durchbrechen, sodass uns die nächste Welle bevorsteht oder sogar überrollt.
Wann kommt die nächste Welle?
Wir sind schon mittendrin, sagen 59 Prozent der Inhaber:innen, 46 Prozent der angestellten Approbierten und nur 37 Prozent der PTA. Die nächste Welle kommt im Herbst, sagen 31 Prozent der Inhaber:innen, 35 Prozent der angestellten Approbierten und nur 40 Prozent der PTA.
Testen kann die Welle eindämmen, aber Bürgertests für alle wurden vor kurzem eingestellt. Das ist verantwortungslos, sagen 54 Prozent der Inhaber:innen, 63 Prozent der angestellten Approbierten und 71 Prozent der PTA.
Wie viele Kolleg:innen testen noch?
- Wir bieten auch weiterhin/unbefristet PoC-Antigen-Schnelltests an. (25 Prozent)
- Wir führen noch solange PoC-Antigen-Schnelltests durch, bis unsere Vorräte aufgebraucht sind. (4 Prozent)
- Wir haben aufgrund der neuen Testverordnung das Angebot der PoC-Antigen-Schnelltests eingestellt. (7 Prozent)
- Wir haben aufgrund der neuen Testverordnung das Angebot der PoC-Antigen-Schnelltests vorläufig eingestellt, bis die Abrechnung/Dokumentation geklärt ist. (2 Prozent)
- Wir haben in der Vergangenheit PoC-Antigen-Schnelltests angeboten, das Angebot aber noch vor Bekanntwerden der neuen Testverordnung eingestellt. (12 Prozent)
- Wir haben noch nie PoC-Antigen-Schnelltests angeboten. (50 Prozent)
Die neue Testverordnung stellt die Kolleg:innen vor verschiedene Herausforderungen. Das sind die Top 5:
- Dokumentation der Anspruchsberechtigung (71 Prozent)
- Prüfung der Anspruchsberechtigung (64 Prozent)
- Dokumentation der Selbstauskunft (50 Prozent)
- Ausfüllen der Selbstauskunft (32 Prozent)
- Ausweiskontrolle (28 Prozent)
Corona-Tests sind nicht mehr für alle Bürger:innen kostenlos, in einigen Fällen wird ein Eigenanteil von 3 Euro fällig. Übernehmen die Apotheken die Kosten? Ja, sagen knapp 11 Prozent der Befragten.
aposcope wollte auch wissen, wie die Teams mit denjenigen umgehen, die keinen Anspruch auf einen Test – weder kostenlos noch mit Eigenanteil – haben. 79 Prozent testen die Betroffenen, und zwar als Selbstzahlerleistung. Im Median werden 10 Euro fällig.
Es gibt nur ein wesentliches Problem: Es ist im Apothekenalltag nur schwer darstellbar, die Berechtigten von den Nichtberechtigten, die Selbstzahler:innen von den Eigenbeteiligungszahler:innen und den Nicht-Zahler:innen zu unterscheiden – sagen 84 Prozent der Befragten.
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