Estradiol, Testosteron, Progesteron: Die Liste der Sexualhormone ist lang. Sie kommen häufig im Rahmen einer Hormonersatztherapie zum Einsatz, beispielsweise um den Hormonhaushalt im Rahmen der Menopause wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Das Problem: Topisch angewendet können Hormonpräparate zur Gefahr für Kinder und Haustiere werden.
Sexualhormone wie Estradiol und Testosteron zählen zu den Steroidhormonen und eignen sich aufgrund ihrer besonderen Struktur ideal für eine topische Anwendung, beispielsweise in Form von Salben, Gelen oder Sprays. Während Estradiol vor allem im Rahmen einer Hormonersatztherapie bei postmenopausalen Frauen zum Einsatz kommt, wird Testosteron zur Behandlung eines männlichen Hypogonadismus angewandt.
Das Problem: Die Zahl der Verschreibungen von Testosteron- sowie Estradiol-haltigen Hormonpräparaten zur topischen Anwendung steigt. Und damit auch das Risiko einer versehentlichen Übertragung auf Kinder und Haustiere, lautet die aktuelle Warnung im Bulletin zur Arzneimittelsicherheit des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte und des Paul-Ehrlich-Instituts. Denn unbeabsichtigter Hautkontakt genügt dafür offenbar.
Hormonpräparate oft unabsichtlich auf Kinder und Haustiere übertragen
Kommen Kinder oder Tiere während der Einwirkzeit in Kontakt mit der behandelten Stelle – zum Beispiel beim Spielen oder Kuscheln –, werden die Wirkstoffe leicht übertragen. Der Grund: Kinder und Haustiere wie Hunde und Katzen sind aufgrund ihrer Hautbeschaffenheit und des Verhältnisses von Körperoberfläche zu Körpervolumen besonders anfällig.
Die Folgen: „Die dadurch ausgelösten Symptome können schwerwiegend, teilweise irreversibel und die diagnostische Aufarbeitung langwierig sein“, so die Expert:innen. Zu den Beschwerden gehören unter anderem sexuelle Frühreife, vorzeitige Pubertät und vergrößerte Geschlechtsorgane, und zwar bei Mensch und Tier, wie aus verschiedenen Berichten von Tier- und Kinderärzt:innen hervorgeht.
Direkten Hautkontakt verhindern
Um dies zu verhindern, ist den Expert:innen zufolge Aufklärung das A und O. Und hier kommen auch Apotheken ins Spiel. So solltest du Kund:innen bei der Abgabe entsprechender Hormonpräparate auf die Gefahr einer Übertragung hinweisen und ihnen folgende Tipps geben:
- Rückstände von Salben, Gelen oder Sprays sollten nach rund zehn Minuten abgewaschen werden. Denn selbst Stunden nach dem Auftragen bleibt ein Teil der Wirkstoffe auf der Hautoberfläche und wird nicht vom Körper aufgenommen.
- Nach dem Auftragen sollten die Hände gründlich mit Wasser und Seife gewaschen werden. Tipp: Ähnlich wie nach der Anwendung von Schmerzgelen mit Diclofenac vor dem Waschen die Hände mit einem Papiertuch abwischen, damit so wenig Wirkstoff wie möglich ins Abwasser gelangt.
- Lässt sich direkter Körperkontakt nicht verhindern, sollten Patient:innen die Präparate generell auf bedeckten Körperstellen auftragen.
- Kam es dennoch versehentlich zu direktem Hautkontakt mit Dritten, sollte die jeweilige Hautstelle direkt gründlich gewaschen werden.
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