Stiftung Warentest hat 31 Zahncremes getestet – darunter auch bekannte Marken aus der Apotheke. So viel vorweg: Die Zahncremes ohne Fluorid konnten die Expert:innen nicht überzeugen, wie schon im Jahr 2020.
Eine Zahncreme soll – na klar – die Beißerchen sauber machen, schützen und für strahlendes Weiß sorgen. Und am besten auch noch schmecken. Bei der Wahl der Zahncreme haben Verbraucher:innen die Qual der Wahl, denn der Markt ist riesig. Der aktuelle Zahnpasta-Test liefert eine Entscheidungshilfe.
Der Test
Stiftung Warentest hat 31 Zahncremes genauer unter die Lupe genommen. Ein K.O.-Kriterium war der Fluoridgehalt. Zahnpasten ohne Fluorid wurden mit „mangelhaft“ bewertet. Der Grund: Kein Fluorid, kein Kariesschutz.
Fluorid dient der Vorbeugung von Karies. In Zahncremes können beispielsweise Natrium- oder Aminfluorid sowie Natriummonofluorphosphat enthalten sein. Das Fluorid aus der Zahnpasta stärkt den Zahnschmelz. Denn es reagiert mit den Calcium-Ionen im Mund und es entsteht Calciumfluorid, das sich auf die Zahnoberfläche legt. Der Zahnschmelz wird vor Säure geschützt. Verbraucher:innen sollten eine Zahncreme mit einem Fluoridgehalt von 10 bis 15 Prozent entsprechend 1.000 ppm (zwei bis fünf Jahre) bis 1.500 ppm (Erwachsene) wählen.
Außerdem flossen die Entfernung von Verfärbungen, die Verpackung und deklarierte Werbeaussagen in die Bewertung ein. Zudem wurde der Gehalt an Titandioxid überprüft – das Pigment ist ab August in Lebensmitteln tabu und laut Stiftung Warentest für die Zahnpflege unnötig. Dennoch enthalten 21 der untersuchten Zahncremes Titandioxid. Das Qualitätsurteil wurde um eine Note abgewertet, heißt es.
Zahncremes ohne Fluorid überzeugen nicht
Fluorid ist und bleibt ein Streitthema, so auch beim aktuellen Testergebnis. Dass Fluorid den Zahnschmelz stärkt und vor Karies schützt, ist unumstritten. Doch auch ein biomimetischer Wirkkomplex – Hydroxylapatit – kommt zur Kariesprophylaxe zum Einsatz. Beide Substanzen haben ihre Berechtigung, belegen doch etwa 300 internationale Studien die Wirksamkeit von Fluorid und mehr als 150 internationale Studien die Wirksamkeit des körpereigenen Minerals Hydroxylapatit (HAP). Doch Stiftung Warentest konnten die fluoridfreien Produkte nicht überzeugen, darunter auch Bioniq (Dr. Wolff). Alternative Stoffe zu Fluorid seien nicht so umfangreich untersucht und ihr karieshemmender Effekt nicht ausreichend nachgewiesen, so die Expert:innen. Und das gelte auch für Hydroxylapatit enthalten in Bioniq. Die Zahncreme fällt durch, „da sie keinen ausreichenden Kariesschutz bietet.“
Dr. Wolff kontert
„Unsere Bioniq Repair-Zahncreme (ohne Fluorid) wurde in dem hier vorliegenden Test nicht geprüft. Diese Herangehensweise, d. h. Zahnpasten ohne Fluorid von den weiteren Tests auszuschließen, ist für uns wissenschaftlich nicht nachvollziehbar. Schließlich handelt es sich bei Zahnpasten um hochkomplexe kosmetische Mittel, die auch ohne Fluorid wirksam gegen Karies sein können. […] Wir bei Dr. Wolff setzen bewusst kein Fluorid ein, weil es eine steigende Anzahl an Studien gibt, die negative toxikologische Wirkungen von Fluorid (z. B. neurotoxikologische Wirkungen) selbst bei geringsten Fluorid-Konzentrationen zeigen. Als alternativen und hinsichtlich Sicherheit und Wirksamkeit sehr gut untersuchten Wirkstoff setzen wir Hydroxylapatit ein.
Zahlreiche wissenschaftliche Studien von Zahnmedizinern/innen deutscher und internationaler Universitätskliniken zeigen, dass Hydroxylapatit, der Hauptwirkstoff der Bioniq Repair-Zahncremes, im Bereich der Zahnpflege sehr gut untersucht ist (Enax et al. 2020). Hydroxylapatit ist genauso wirksam in der Kariesprophylaxe wie Fluorid, es remineralisiert und stärkt die Zähne effektiv (Amaechi et al. 2019, Tschoppe et al. 2011). Ein aktueller systematischer Literaturüberblick mit Meta-Analyse, der 291
Studien umfasst, bestätigt die Wirksamkeit von Hydroxylapatit in der Kariesprophylaxe.
Die Meta-Analyse der enthaltenen klinischen Studien zeigt eindeutig die Wirksamkeit von Hydroxylapatit (Limeback et al. 2021). Eine weitere Publikation von O’Hagan- Wong et al. (Faculty of Dentistry, University of Toronto, Kanada) bestätigt diese Ergebnisse. Zudem wird in dieser Publikation hervorgehoben, dass es für Patienten/innen wichtig ist alternative, wirksame fluoridfreie Zahnpasten für die Kariesprophylaxe anbieten zu können. Hydroxylapatit ist ein bionischer Wirkstoff, der den natürlichen Zahnschmelzkristalliten ähnelt, klinisch wirksam und sehr gut verträglich ist (Limeback et al. 2021, Meyer et al. 2022). Aufgrund der Datenlage wurde der Kariesschutz einer fluoridfreien
Hydroxylapatit-Zahnpasta durch die Gesundheitsbehörden in Kanada in diesem Jahr offiziell bestätigt.“
Das Ergebnis
Unter den Apothekenmarken hat Meridol die Nase vorn und wird mit „sehr gut“ bewertet. Lacalut erhält die Gesamtnote „gut“ – ebenso wie Parodontax. Ajona, Bioniq und Weleda Calendula Zahncreme werden mit „mangelhaft“ bewertet.
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