Der eigene Nachwuchs ist für viele der große Traum. Wären da nur nicht die beruflichen Nachteile, die vor allem Frauen dadurch fürchten. Offenbar zu Recht, wie eine aktuelle Studie des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) zeigt. Demnach kann sich die Schwangerschaft als echter „Karrierekiller“ erweisen.
„Chef, ich bin schwanger“ – diese Ansage erfordert bei vielen werdenden Müttern einiges an Mut. Immerhin bedeutet das, dass sie früher oder später ihren Job aufgeben müssen, zumindest kurzfristig. Die Apotheke muss sich unterdessen auf die Suche nach einer Schwangerschaftsvertretung machen. Aber wie geht es nach der Geburt weiter? Diese Frage kommt bei vielen Schwangeren auf und damit auch die Sorge vor einer Benachteiligung im Job. Doch ist die Schwangerschaft wirklich ein „Karrierekiller“ für Frauen? Das wollte der DGB wissen und befragte mehr als 1.000 berufstätige Mütter.
Baby sorgt für Nachteile: Schwangerschaft als „Karrierekiller“
Das Ergebnis ist ernüchternd: Zwei Drittel der Befragten geben an, dass die Schwangerschaft ihre berufliche Weiterentwicklung verzögert habe. Jeweils rund vier von zehn Befragten kritisieren außerdem, dass sie durch den Nachwuchs beruflich weniger interessante Tätigkeiten ausüben müssen und auch anstehende Gehaltserhöhungen verzögert wurden oder sogar ganz ausblieben. Somit erweist sich für viele die Schwangerschaft definitiv als „Karrierekiller“.
Doch damit nicht genug: Ein Viertel muss nach der Rückkehr an den Arbeitsplatz unter schlechteren Bedingungen arbeiten als vor der Schwangerschaft. Die Rückkehr in die alte Position ist für mehr als jede Fünfte unmöglich.
„Immer noch ist für viele Frauen die Geburt eines Kindes eine Karrierebremse – um dies zu ändern, gibt es noch viel zu tun. Die Unternehmen müssen endlich lernen, Schwangerschaft und Geburt als selbstverständlichen Teil in den Berufsbiografien ihrer Beschäftigten zu akzeptieren“, fordert die DGB-Vorsitzende Elke Hannack daher.
Mutterschutz wird häufig nicht ernst genommen
Und auch beim Thema Mutterschutz gibt es Nachholbedarf: Denn wie die DGB-Studie zeigt, nehmen es Chef:innen damit mitunter nicht allzu genau. Bereits seit 70 Jahren greift das Mutterschutzgesetz, um werdende Mütter sowie stillende Frauen am Arbeitsplatz vor zu hohen Belastungen zu bewahren. Das Problem: „Zentrale Instrumente des Arbeitsschutzes für Mütter funktionieren in der praktischen Umsetzung nicht“, kritisiert der DGB.
Einige Beispiele: Bei mehr als einem Drittel der Schwangeren erfolgt die gesetzlich vorgeschriebene Gefährdungsbeurteilung am Arbeitsplatz nicht. Zudem muss rund jede Zweite während der Schwangerschaft wiederholt Mehrarbeit leisten, häufig unfreiwillig. Auch Pausen- und Ruhezeiten werden nicht immer eingehalten.
Laut DGB würden „schwangere und stillende Arbeitnehmerinnen in der Arbeitswelt auch heute noch als Abweichung von der Norm, als Ausnahmeereignis, wahrgenommen.“ Dies müsse sich dringend ändern. Denn: Aufgrund der steigenden Erwerbsbeteiligung von Frauen werde Schwangerschaft in Zukunft noch viel häufiger ein Teil der Arbeitswelt sein.
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