Was haben Zuckerstreusel mit Arzneimittelfälschungen zu tun? Offenbar mehr als gedacht. Denn die Streusel sollen dabei helfen können, mögliche Fälschungen leichter zu entdecken. Wie das funktioniert? So viel vorweg: Es geht um den Abdruck.
Ob Kekse, Kuchen oder Schokotaler: bunte Streusel peppen praktisch jede Leckerei auf – und knacken so schön beim Kauen. Doch die kleinen bunten Kügelchen können noch viel mehr. Dank Zuckerstreuseln könnten Arzneimittelfälschungen künftig besser erkannt werden. Aber der Reihe nach.
Ist dir schon einmal aufgefallen, dass Zuckerstreusel im Gebäck oder auf anderen Süßigkeiten ihre Spuren hinterlassen? Die Rede ist von der Kule, die die Kügelchen gebildet haben. Und genau die soll auch bei Arzneimitteln genutzt werden. Auf die Idee kam Professor Dr. William Grover von der University of California. Er beschäftigte sich näher mit den zahlreichen verschiedenen Mustern, die die Streusel beispielsweise auf Schokotalern oder -bonbons hinterlassen. „Es stellte sich heraus, dass die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein zufällig erzeugtes Bonbonmuster jemals wiederholt, gleich Null ist, sodass jedes dieser Bonbons einzigartig ist und niemals zufällig dupliziert werden kann“, heißt es in einer Pressemitteilung der Universität.
Und schon war die Idee für den sogenannten „CandyCode“ bei Arzneimitteln geboren. Denn auch diese könnten dadurch eine individuelle Kennzeichnung durch den Hersteller erhalten, sodass Verbraucher:innen im Zweifel dadurch deren Echtheit überprüfen könnten. „Wenn Zuckerstreusel unmittelbar nach der Herstellung zufällig auf eine Pille aufgebracht werden, ist es unwahrscheinlich, dass sich das spezifische Muster, das sie bilden, jemals zufällig wiederholt; das bedeutet, dass das Muster (oder der ,CandyCode‘) verwendet werden kann, um die Pille eindeutig zu identifizieren und sie von allen anderen Pillen zu unterscheiden.“
Gegen Arzneimittelfälschungen: Zuckerstreusel als individuelle Signatur
Der Gedanke: Hersteller könnten die CandyCodes von jeder hergestellten Pille oder Kapsel in einer Datenbank hinterlegen. Patient:innen sollen dann zu Hause ein Foto von der jeweiligen Pille machen und hochladen, sodass automatisch überprüft wird, ob der CandyCode der Pille mit einem bekannten Code in der Datenbank übereinstimmt und es sich folglich um ein Originalprodukt handelt. So die Theorie. Ein erster Praxistest anhand von entsprechend präparierten Paracetamol-Kapseln, die mithilfe eines Algorithmus‘ analysiert wurden, verlief erfolgreich. Die Kapseln konnten eindeutig zugeordnet werden.
„Durch die Bereitstellung universell eindeutiger IDs, die leicht herzustellen, aber schwer zu fälschen sind, die keine Änderung der bestehenden Arzneimittelformulierung und nur minimale Änderungen des Herstellungsprozesses erfordern und für deren Überprüfung nur ein Kamerahandy benötigt wird, könnten CandyCodes eine wichtige Rolle bei der Betrugsbekämpfung bei Arzneimitteln und vielen anderen Produkten spielen“, so das Fazit.
Übrigens: Die Zahl der gefälschten Arzneimittel hat zuletzt deutlich zugenommen. Allein zwischen März und September 2020 konnten laut einem Bericht der Europäischen Agentur für geistiges Eigentum 25 Millionen Tonnen gefälschte Präparate beschlagnahmt werden, darunter Mittel gegen Krebs, Potenzmittel, Pseudoephedrin, Dopingsubstanzen, Analgetika, Antiöstrogene, Virostatika, Hypnotika, Antihistaminika und Anxiolytika.
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