Weltweit steigen die Fälle von Affenpocken und auch hierzulande wurden die ersten Erkrankungen bestätigt. Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) rechnet mit weiteren Infektionen. „Eine Gefährdung für die Gesundheit der breiten Bevölkerung in Deutschland wird nach derzeitigen Erkenntnissen als gering eingeschätzt“, so das Robert-Koch-Institut (RKI), das die Situation sehr genau beobachtet.
Symptome und Übertragung
Laut RKI sind Affenpocken (Monkeypox virus) eine seltene, von Tieren, vermutlich vor allem Nagetieren, auf Menschen übertragbare Viruserkrankung. Zum ersten Mal wurden Affenpocken im Jahr 1970 im Kongo bei einem Jungen identifiziert. 2003 wurde der erste Nachweis über die Grenzen Afrikas hinaus dokumentiert. Die Ursache: Ein Import von Nagetieren von Ghana in die USA.
Die Inkubationszeit beträgt zwischen sieben und 21 Tage. Erste Symptome können Fieber, Kopf-, Muskel- und Rückenschmerzen sowie geschwollene Lymphknoten sein – gefolgt von Veränderungen der Haut im Gesicht und anderen Körperteilen. Die sogenannten Hauteffloreszenzen durchlaufen verschiedene Stadien bis sie schließlich verkrusten und abfallen. In einigen der aktuell gemeldeten Fälle traten die ersten Hautveränderungen im Urogenital-Bereich auf.
Eine Übertragung der Affenpocken ist vor allem bei Kontakt mit Blut, Gewebe oder Ausscheidungen infizierter Tiere möglich – aber auch beim Umgang mit Fleisch. Mensch-zu-Mensch-Übertragungen sind zwar selten, aber bei engem Kontakt möglich. Beispielsweise durch Körperflüssigkeiten oder Schorf der infizierten Person – „vermutlich auch im Rahmen von sexuellen Handlungen“, so das RKI weiter. „Da die Infektion durch engen Hautkontakt und möglicherweise auch über Schleimhautkontakt und Tröpfchen übertragen wird, empfehle ich aktuell besondere Vorsicht und Vermeidung von engen ungeschützten Kontakten mit unbekannten Personen“, zitiert die Tagesschau Professor Dr. Leif Erik Sander von der Berliner Charité. „Die Dynamik des aktuellen Affenpockenausbruchs ist ungewöhnlich und muss daher sehr ernst genommen werden, bis die Infektionsketten und Übertragungswege besser charakterisiert und effektiv unterbrochen wurden.“ Eine Übertragung bereits in der Vorläuferphase sei bei Face-to-Face-Kontakt durch ausgeschiedene Atemwegssekrete möglich. Die bislang längste dokumentierte Infektionskette liegt laut RKI bei sechs Personen.
Bislang sind die meisten Betroffenen nicht schwer erkrankt. „Nach derzeitigem Wissen ist für eine Übertragung des Erregers ein enger Kontakt erforderlich, deshalb kann gegenwärtig davon ausgegangen werden, dass der Ausbruch begrenzt bleibt“, so die Expert:innen. Eine Gefährdung für die Gesundheit der breiten Bevölkerung werde hierzulande nach derzeitigen Erkenntnissen als gering eingeschätzt.
Affenpocken: Kann eine Pockenimpfung schützen?
Das RKI lässt aufatmen: „Aufgrund der Ähnlichkeit der Viren schützen Impfstoffe, die zum Schutz vor den echten Pocken (Variola) entwickelt wurden, auch vor Affenpocken.“ In der EU ist ein Pocken-Impfstoff zugelassen – in den USA und Kanada gilt die Zulassung auch gegen Affenpocken. Eine Impfempfehlung gibt es derzeit nicht.
Zudem verläuft eine Affenpockeninfektion im Vergleich zu Menschenpocken, die seit 1980 als ausgerottet gelten, milder.
Therapie
Behandelt wird in erster Linie symptomatisch. Priorität hat das Verhindern einer bakteriellen Superinfektion. Tecovirimat hält in der EU auch eine Zulassung zur Behandlung von Affenpocken. Der antivirale Wirkstoff ist zur Behandlung von Menschen-, Affen- und Kuhpocken zugelassen. Tecovirimat bindet an das Protein VP37, das an der Bildung der Virushülle und der Virusfreisetzung beteiligt ist.
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