Antibiotika nicht mit Milch, Goji-Beeren nicht mit Blutverdünnern und Grapefruit nicht mit Statinen – diese Interaktionen gehören zu den Top 10 der Wechselwirkungen zwischen Lebensmitteln und Medikamenten. Wir verraten dir, worauf noch zu achten ist.
Wechselwirkungen sind nicht nur zwischen Arzneimitteln möglich, sondern auch zwischen Lebensmitteln und Medikamenten. Hier kommen die Top 10.
Grapefruit
Grapefruits sind ein Frühstücksklassiker. Vorsicht ist unter anderem bei einer Statintherapie geboten, denn Wechselwirkungen sind möglich – aber nicht bei allen Statinen. Patient:innen, die mit Atorvastatin, Lovastatin oder Simvastatin behandelt werden, sollten besser auf den Verzehr von Grapefruit und Grapefruitsaft verzichten. Denn: Naringenin hemmt in der Leber Cytochrom P450-Enzyme – genau 3A4 – und somit die Metabolisierung der Arzneistoffe. Die Folge: Die unerwünschten Arzneimittelwirkungen können sich verstärken. Für Fluvastatin, Pravastatin und Rosuvastatin ist keine Wechselwirkung mit Grapefruit zu erwarten.
Koffein/Kaffee
Ohne Kaffee oder Energydrink geht bei einigen von uns nichts. Doch Koffein-haltige Lebensmittel können mit einigen Arzneimitteln in Wechselwirkung treten. Vorsicht ist beispielsweise bei Clozapin geboten, denn Koffein und das Neuroleptikum werden über CYP1A2 metabolisiert. Das Problem: Koffein kann die Plasmakonzentrationen von Clozapin erhöhen. In der Folge können sich die Nebenwirkungen des Neuroleptikums verstärken.
Vorsicht ist auch bei der gleichzeitigen Einnahme von Gyrasehemmern und Koffein geboten. Das Antibiotikum kann die Elimination von Koffein und seinem Abbauprodukt Paraxanthin verzögern. Im schlimmsten Fall können Herzrhythmusstörungen die Folge sein. Verantwortlich für die Interaktion ist CYP1A2 aus der Cytochrom-Gruppe P450.
Außerdem sollten Kaffee und Schwarztee aufgrund der enthaltenen Gerbstoffe mit zeitlichem Abstand zu Eisenpräparaten eingenommen werden.
Milch und Milchprodukte
Milch und Milchprodukte enthalten Calcium. Und hier liegt das Problem. So sollte beispielsweise zu einigen Antibiotika wie Tetrazyklin ein Einnahmeabstand eingehalten werden, um die Resorption nicht zu beeinträchtigen. Vorsicht ist auch bei Schilddrüsenpräparaten geboten, denn Calcium aus der Nahrung kann die Aufnahme der Wirkstoffe verringern. Stichwort Komplexbildung.
Grünes Gemüse
100 g Grünkohl enthalten 817 μg Vitamin K, in 100 g Spinat stecken 305 μg Vitamin K und 100 g gekochter Broccoli kommen auf 270 μg Vitamin K – um nur einige Beispiele zu nennen. Müssen Phenprocoumon-Patient:innen auf diese Lebensmittel verzichten? Die Antwort liefert die Deutsche Herzstiftung. Klar ist, dass eine vermehrte Vitamin-K-Aufnahme die Wirkung von Gerinnungshemmern wie Phenprocoumon abschwächen kann. „Allerdings ist das kein Grund, auf Vitamin-K-reiche Lebensmittel wie z.B. Spinat, Brokkoli oder verschiedene Kohlsorten zu verzichten“, stellen die Expert:innen klar.
Gojibeere und Knoblauch
Gojibeeren sollten von Patient:innen, die mit Phenprocoumon behandelt werden, mit Vorsicht genossen werden. Am besten ist ein Verzicht. Der Grund: Die Vitamin C-haltigen Beeren stehen im Verdacht, den Abbau von Phenprocoumon und Warfarin zu hemmen. Die Folge ist eine erhöhte Blutungsneigung. Auch Knoblauch kann die gerinnungshemmende Wirkung vertsärken.
Ballaststoffe
Ballaststoffe sind zwar wichtig für eine gesunde Verdauung, können aber die Bioverfügbarkeit von Digoxin beeinflussen. Das Problem: Wird der Wirkstoff zusammen mit einer ballaststoffreichen Mahlzeit eingenommen, kann sich die Wirkung von Digoxin verringern, weil weniger Arzneistoff vom Körper aufgenommen wird. Die Bioverfügbarkeit von Digoxin kann sich in Kombi mit Ballaststoffen verringern.
Eiweiß
Proteinreiche Kost wie beispielsweise Eiweißriegel können eine Wirkungsverminderung bei Levodopa zur Folge haben. Der Grund: Levodopa besitzt eine Ähnlichkeit zu Eiweißbausteinen. Der Wirkstoff und Aminosäuren konkurrieren um die gleichen Transporter und zwar nicht nur im Magen-Darm-Trakt, sondern auch an der Blut-Hirn-Schranke. Ist der Transporter vom Nahrungseiweiß belegt, kann Levodopa nicht mehr andocken und ins Blut aufgenommen werden. Wirkverlust oder Wirkungsschwankungen können die Folge sein. Während also eine eiweißreiche Ernährung die Wirkung abschwächen kann, kann eine eiweißarme Kost das Gegenteil bewirken und die Wirkung verstärken.
Tyramin-haltige Lebensmittel
Patient:innen unter einer Therapie mit nicht-selektiven MAO-Hemmern sollten eine tyraminarme Diät einhalten. Wird mit selektiven MAO-Hemmern behandelt, nehmen Käse & Co. keinen Einfluss. Tranylcypromin ist ein irreversibler nichtselektiver MAO-Hemmer und ist außerdem Inhibitor von Cytochrom-P450 2A6. Der Wirkstoff blockiert also Enzyme, die für den Abbau der Neurotransmitter in den Nervenzellen zuständig sind, und erhöht so deren Konzentration. Der Abbau mittels oxidativer Desaminierung der Botenstoffe gilt aber auch für körperfremde Stoffe wie Tyramin. Das biogene Amin der Aminosäure Tyrosin besitzt unter anderem vasokonstriktive und dadurch blutdrucksteigernde Eigenschaften. Halten die Patient:innen keine tyraminarme Diät ein, können hypertensive Krisen und lebensbedrohliche Hirnblutungen die Folgen sein.
Alkohol
Wer ein Antibiotikum einnimmt, darf keinen Alkohol trinken. Oder? Ein generelles Alkoholverbot während einer Antibiotikatherapie gibt es nicht.
Ein Gläschen ist erlaubt bei der Therapie mit Azithromycin, Cephalosporinen wie Cefuroxim, Cefotaxim und Cefpodoxim, Clarithromycin, den Fluorchinolonen Ciprofloxacin, Levofloxacin und Moxifloxacin, Nitrofurantion, den Penicillinen Penicillin V und Amoxicillin, den Rifamycinen wie Rifampicin und Rifabutin – vorausgesetzt, die Patient:innen haben keine chronischen Leber- oder Nierenschädigungen.
Tabu ist Alkohol unter anderem bei einer Behandlung mit dem Cephalosporin Ceftriaxon, Erythromycin, Isoniazid, Metronidazol sowie Trimethoprim-Sulfamethoxazol. Auf Alkohol verzichten sollten auch Patient:innen, die mit Benzodiazepinen oder hochdosierten nicht-steroidalen-Antirheumatika behandelt werden.
Omega-3
Omega-3-Fettsäuren können die Fließeigenschaften des Blutes verbessern und die Blutgerinnung hemmen. EPA und DHA können ab einer Dosierung von etwa einem Gramm täglich die Wirkung der Vitamin-K-Antagonisten verstärken. Die verlängerte Blutungszeit kann auf einen Rückgang der Produktion von Thromboxan A2 zurückgeführt werden. Außerdem können hochdosierte Omega-3-Fettsäure-Präparate die gerinnungshemmende Wirkung von Acetylsalicylsäure (ASS) verstärken. Die Lösung: Will ein/e Patient:in, der/die mit Antikoagulantien behandelt wird, Omega-3-Fettsäuren substituieren, sollte mit dem/der behandelnden Ärzt:in Rücksprache gehalten werden.
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