Zostex: 65 Euro Mehrkosten
Gesetzlich Versicherte müssen tief ins Portemonnaie greifen, wenn sie mit Zostex (Brivudin, Berlin-Chemie) versorgt werden sollen. Weil der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) für den Wirkstoff einen Festbetrag festgelegt hat, fallen für Zostex Mehrkosten in Höhe von 65 Euro an.
Brivudin verhindert die Vermehrung von Varizella-zoster-Virus (VZV) durch Hemmung der Replikation. Das Nukleosidanalogon wird nur in den virusinfizierten Zellen durch aufeinanderfolgende Phosphorylierungen in die eigentliche Wirkform Brivudin-Triphosphat umgewandelt. Die aktive Substanz ist für die Hemmung der viralen Replikation verantwortlich und kann mehr als zehn Stunden mit der viralen DNA-Polymerase interagieren.
Zum 1. April hat der G-BA Brivudin in eine Festbetragsgruppe mit Aciclovir gestellt. „Damit wurde auch die maximale Höhe der Erstattung für Zostex durch die gesetzlichen Krankenkassen festgelegt, und unser bisheriger Preis müsste um 84 Prozent abgesenkt werden, um weiter von den gesetzlichen Krankenkassen erstattet zu werden“, teilt Berlin-Chemie den Apotheken mit.
Zostex ist zur frühzeitigen Gürtelrose-Behandlung (Herpes zoster) bei Erwachsenen mit intaktem Immunsystem zugelassen. Die Behandlung sollte so früh wie möglich – vorzugsweise innerhalb von 72 Stunden nach Auftreten der ersten Hauterscheinungen oder 48 Stunden nach Auftreten der ersten Bläschen – begonnen werden. Die Tabletten werden über einen Zeitraum von sieben Tagen etwa zur gleichen Tageszeit – unabhängig von den Mahlzeiten – eingenommen.
Kontraindiziert ist Brivudin in Kombination mit einer Chemotherapie mit 5-Fluorouracil (5-FU), einschließlich topischer 5-FU-Präparate und 5-FU-Prodrugs oder Kombinationspräparaten mit diesen Wirkstoffen oder anderen Fluoropyrimidinen. Zwischen dem Abschluss der Behandlung mit Brivudin und einem Therapiebeginn mit 5-FU-haltigen Arzneimitteln muss ein zeitlicher Abstand von mindestens vier Wochen eingehalten werden.
65 Euro Mehrkosten für Zostex
Allerdings sei es Berlin-Chemie als forschendes Arzneimittelunternehmen nicht möglich, den Preis von Zostex auf Erstattungsniveau zu senken. Die Folge: Gesetzlich Versicherte müssen Mehrkosten in Höhe von 65 Euro für Zostex aus eigener Tasche zahlen. „Selbstverständlich hat der Patient in dieser Situation die Möglichkeit, sich auf ein Generikum umstellen zu lassen“, informiert Berlin-Chemie. Generika gibt es bereits seit 2018. Aktuell sind für Zostex keine Rabattverträge zu beachten.
„Wir bitten um Ihr Verständnis für diese Entscheidung und möchten uns bei Ihnen für eventuell auftretende Unannehmlichkeiten in diesem Zusammenhang entschuldigen.“
Für Privatversicherte ändere sich laut Berlin-Chemie nichts, diese bekommen die Kosten für Zostex weiterhin vollständig erstattet.
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