Vor allem in der kalten Jahreszeit stehen trockene und gereizte Augen bei vielen Menschen an der Tagesordnung – Heizungsluft und Co. sei Dank. Doch auch andere Faktoren können eine Rolle spielen. Worauf es bei der Beratung zum sogenannten Sicca-Syndrom ankommt, erfährst du hier.
Das Sicca-Syndrom gehört auf dem Gebiet der Augenheilkunde zu den häufigsten Erkrankungen, rund jede/r Fünfte ist betroffen. Doch wie kommt es überhaupt zu trockenen Augen und welche Behandlung ist angezeigt, wenn Kund:innen mit trockenen Augen in der Apotheke stehen? „Frische Luft und künstliche Tränen aus der Apotheke können Abhilfe schaffen“, liefert beispielsweise der Hessische Apothekerverband (HAV) als Tipp. Aber der Reihe nach.
Sicca-Syndrom: Was sind die Ursachen?
Die Ursachen für das Sicca Syndrom können vielfältig sein. Allem voran eine Störung des Tränenfilms, die wiederum auf einen Mangel an Tränenflüssigkeit, eine Meibomdrüsen-Dysfunktion oder eine Schädigung der Augenoberfläche zurückgeführt werden kann. Der vor allem aus Fett, Wasser und Schleim aufgebaute Tränenfilm hält das Auge feucht, sorgt für eine Gleitschicht auf dem Augapfel und für scharfes Sehen. Mehr noch: Durch ihn wird der vordere Teil des Auges mit Nährstoffen versorgt und durch die antimikrobielle Wirkung vor Infektionen geschützt.
Steht zu wenig Tränenflüssigkeit zur Verfügung oder benetzt diese das Auge nicht lange genug, zählen Schwellungen, Verkleben, Brennen, Rötungen oder sogar Entzündungen sowie eine gesteigerte Lichtempfindlichkeit zu den Symptomen. Hinzu kommt ein Fremdkörpergefühl. „Häufig klagen Betroffene über ein kratzendes Gefühl im Auge, als ob Sandkörner darin wären“, heißt es vom HAV.
Das Problem: Zum Abend hin nimmt die Produktion der Flüssigkeit ab. Hinzu kommen weitere „Störquellen“ wie zunehmendes Alter, die Wechseljahre und Schilddrüsenerkrankungen. Außerdem treten trockene Augen oft als Begleiterscheinungen bei Diabetes oder Hauterkrankungen wie Neurodermitis, Psoriasis, oder Rosazea auf. Und dann sind da noch Arzneimittel, darunter Betablocker, Psychopharmaka, Schlafmittel oder Allergiemittel, die die Produktion der Tränenfilms beeinflussen können. Aber auch Stress, eine zu geringe Trinkmenge, Büro- und Computerarbeit, Staub, Zugluft oder trockene Heizungsluft können die Verdunstung des Tränenfilms beschleunigen und so die Entstehung trockener Augen begünstigen.
Wie wird behandelt?
Bei Kund:innen mit Sicca-Syndrom können künstliche Tränen laut HAV dazu beitragen, den Tränenfilm aufzubauen und das Auge zu schützen. Sie sind arzneistofffrei und können meist nur die akuten Symptome, nicht aber die Ursachen bekämpfen. Erhältlich sind Tränenersatzprodukte als Tropfen, Gel, Spray oder Salbe – mit und ohne Konservierungsstoffe. Während Tropfen in der Regel nicht lange an der betroffenen Stelle bleiben und daher mehrmals angewendet werden sollten, wirken Salben und Gele länger und können beispielsweise nachts genutzt werden.
Zu den Behandlungsoptionen zählen unter anderem Produkte mit
- Hyaluronsäure: Sie besitzt ein hohes Wasserbindungsvermögen und sorgt zudem dafür, dass sich auf der Augenoberfläche ein Hydrogelfilm bildet, der die Viskosität erhöht und das Auge vor Austrocknung schützt.
- Dexpanthenol: Spendet Feuchtigkeit und pflegt zusätzlich.
- Ectoin: Der Naturstoff besitzt ebenfalls wasserbindende Eigenschaften, wirkt hydratisierend und schützt vor Verdunstung.
Mit Tyrvaya hat auch ein Nasenspray von der US-Arzneimittelbehörde FDA die Zulassung zur Behandlung von trockenen Augen erhalten. Der enthaltene Wirkstoff Vareniclin bindet an cholinerge Rezeptoren und aktiviert den parasympathischen Weg des Trigeminus, was zu einer erhöhten Produktion des Tränenfilms führt. Durch die nasale Anwendung wird das ohnehin gereizte trockene Auge nicht zusätzlich gereizt.
Auch verschiedene Hausmittel können bei Symptomen wie Brennen und Co. Linderung bringen. „Abhilfe schaffen Aufenthalte an der frischen Luft, wenn die Augen dabei vor heftigem Wind geschützt sind“, so der HAV. Daneben können auch Umschläge mit abgekühlten Teebeuteln von schwarzem Tee, die auf die geschlossenen Lider gelegt werden und die gereizte Haut beruhigen sollen, zum Einsatz kommen. Tabu ist dagegen ein Ausspülen mit Wasser, da so noch mehr Tränenflüssigkeit herausgespült werden kann.
Achtung: Anhaltende Beschwerden sollten laut HAV mit einem/einer Ärzt:in abgeklärt werden. Je nach zugrundeliegender Ursache kann unter anderem eine Behandlung mit dem Immunsuppressivum Ciclosporin, kortisonhaltigen Augentropfen oder Antibiotika verordnet werden.
Zur Vorbeugung sind viel Trinken, frische Luft und ein Raumklima mit einer Luftfeuchtigkeit zwischen 40 und 60 Prozent angezeigt. Trockene Heizungsluft, Tabakrauch und Co. gilt es ebenso zu meiden wie eine direkte UV-Einstrahlung.
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