Bei Valproinsäure sind nicht nur verschiedene Gegenanzeigen und Indikationseinschränkungen zu beachten, sondern auch Wechselwirkungen. Unter anderem ist bei der Kombi aus Acetylsalicylsäure (ASS) und Valproinsäure Vorsicht geboten.
Valproinsäure und ASS: Wirkstoffcheck
Valproinsäure ist seit 1967 auf dem Markt. Der Arzneistoff – und das Salz Valproat – aus der Grupppe der Antiepileptika wird zur Behandlung von generalisierten Anfällen sowie fokalen und sekundär generalisierten Anfällen und zur Kombinationsbehandlung bei anderen Anfallsformen, wenn diese auf die übliche antiepileptische Behandlung nicht ansprechen, eingesetzt. Der krampflösende Wirkstoff zeigt keine strukturelle Ähnlichkeit mit anderen antikonvulsiven Wirkstoffen. Die Wirkung kann auf eine Blockade spannungsabhängiger Natriumkanäle sowie Calciumkanäle zurückgeführt werden. Außerdem wird durch die Einnahme von Valproinsäure die Konzentration der Gamma-Aminobuttersäure (GABA) erhöht, denn der Arzneistoff hemmt die GABA-Transaminase, die den Neurotransmitter abbaut.
Acetylsalicylsäure (ASS) hemmt in geringer Dosierung irreversibel die Thrombozytenaggregation durch Acetylierung der Cyclooxygenase. In der Folge kommt es zu einer Hemmung von Thromboxan-A2 in den Blutzellen. In höheren Dosierungen überwiegt die schmerzstillende Wirkung. ASS gehört zu den nicht-steroidalen-Antirheumatika (NSAR) und hemmt die Cyclooxygenase-1 (COX).
Good to know: Ibuprofen und ASS. An Abstand denken, denn die Arzneistoffe konkurrieren um die Rezeptoren. Wird Ibuprofen zeitlich versetzt vor ASS eingenommen, besetzt der Wirkstoff die Rezeptoren. Der Thrombozytenaggregrationshemmer kann nicht mehr andocken und dessen ausreichende Wirkung bleibt aus. Der Schutz vor Herzinfarkt oder Schlaganfall ist verringert. Eine zeitversetzte Einnahme im Rahmen einer Kurzzeitbehandlung mit Ibuprofen kann die Interaktion umgehen. Dazu sollte ASS mindestens eine halbe Stunde vor oder acht Stunden nach der Ibuprofeneinnhame verabreicht werden. Ist eine langfristige Schmerztherapie angezeigt, sollte auf ein anderes Schmerzmittel ausgewichen werden. Möglich wäre ein Wechsel auf Diclofenac.
Verstärke Nebenwirkung und Blutungsneigung
ASS kann die Wirkung von Valproinsäure verstärken. Der Grund: Arzneimittel mit einer hohen Bindung an Plasmaproteine, wie beispielsweise ASS, können Valproinsäure aus ihrer Plasmabindung verdrängen – die Konzentration freier Valproinsäure im Serum steigt. Somit steigt auch unter einer Dauerbehandlung das Risiko für die Zunahme der unerwünschten Wirkungen des Antiepileptikums. Unter Umständen ist eine Dosisanpassung durch den/die Verschreibende nötig.
Außerdem kann unter der Kombi die Blutungsneigung erhöht sein. Besondere Vorsicht ist bei Säuglingen, Kindern und Jugendlichen geboten. Dazu heißt es in der Fachinformation: „Die gleichzeitige Einnahme von Valproat […] und Acetylsalicylsäure sollte besonders bei Säuglingen und Kleinkindern bei der Behandlung von Fieber oder Schmerzen unterbleiben, weil die Blutungsneigung erhöht sein kann.“
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