Russlands Atomstreitkräfte wurden in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt. Außerdem sollen russische Truppen nach eigenen Angaben das ukrainische Kernkraftwerk Saporischschja – das größte Atomkraftwerk Europas – kontrollieren und das Sperrgebiet um den Unfallreaktor Tschernobyl erobert haben. In den Nachbarländern der Ukraine und auch in Deutschland steigt die Nachfrage nach Iod zur Iodblockade für den Fall eines Strahlenunfalls.
Kommt es zu einem nuklearen Unfall, kann radioaktives Iod freigesetzt werden. Dieses kann über die Nahrung oder die Atmung in den Körper gelangen und sich in der Schilddrüse anreichern. Die Einnahme von hochdosiertem Iod – Iodblockade – kann eine Anreicherung von radioaktivem Iod im Körper verhindern. Dennoch: „Die Einnahme von Jodtabletten (auch: Kaliumjodidtabletten) zur Schilddrüsenblockade sollte nur nach ausdrücklicher Aufforderung durch die zuständigen Behörden erfolgen“, mahnt das Bundesamt für Strahlenschutz. Zudem ist die Einnahme zum richtigen Zeitpunkt entscheidend. Mehr noch. Die Einnahme von Iodtabletten kann ausschließlich vor der Aufnahme von radioaktivem Jod in die Schilddrüse schützen, nicht aber vor der Wirkung anderer radioaktiver Stoffe.
Iodblockade
Die Einnahme von hochdosiertem Iod kann das Einlagern von radioaktivem Iod in der Schilddrüse verhindern, wenn die Iodtabletten rechtzeitig eingenommen werden. Denn dann ist die Schilddrüse mit nicht-radioaktivem Jod gesättigt, bevor radioaktives Jod vom Körper aufgenommen werden kann.
„Damit Sie im unwahrscheinlichen Fall eines solchen Unfalls davor geschützt werden, planen die Katastrophenschutzbehörden Schutzmaßnahmen […], dazu gehört auch das Verteilen spezieller Jodtabletten“, informiert das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz. „Tritt bei einem schweren Unfall in einem Kernkraftwerk radioaktives Jod in die Umwelt aus, erhält die Bevölkerung im betroffenen Gebiet kostenlos Jodtabletten von den Behörden.“
Laut Bundesamt für Strahlenschutz werden hierzulande mehr als 180 Millionen Jodtabletten an verschiedenen Standorten gelagert, die im Ereignisfall durch Feuerwehrwachen, Rathäuser, Apotheken oder bekannten Wahllokalen an die Bevölkerung abgegeben werden.
Der richtige Zeitpunkt
Auf eigene Faust sollte kein hochdosiertes Iod eingenommen werden – der richtige Zeitpunkt wird in einem Notfall von den Katastrophenschutzbehörden über die Medien bekannt gegeben. Werden die Tabletten zu früh eingenommen, kann das nicht-radioaktive Jod schon wieder abgebaut sein, wenn radioaktives Jod aufgenommen wird. Somit ist der Schutz nicht ausreichend. Werden Jodtabletten zu spät eingenommen, kommt auch der Schutz zu spät und radioaktives Jod kann bereits von der Schilddrüse aufgenommen worden sein.
Die Dosierung
Für eine Jodblockade ist hochdosiertes Iod nötig – Zielgruppe sind Personen bis 45 Jahre. Personen über 45 Jahren wird keine Einnahme empfohlen. Warum nicht? Weil mit zunehmendem Alter häufiger Stoffwechselstörungen auftreten können, die die Gefahr von Nebenwirkungen einer Jodblockade erhöhen. Außerdem sinkt mit steigendem Alter das Risiko von Schilddrüsenkrebs, der durch Strahlung verursacht wird, stark ab.
Dabei sind die Anwendungsvorschriften der Behörden zu beachten – diese gelten für Kaliumiodid Lannacher 65 mg.
Bevölkerungs-/Altersgruppe | Dosierung |
Schwangere und Stillende | 100 mg Iodid (130 mg Kaliumiodid, 2 Tabletten) |
< 1 Monat | 12,5 mg Iodid (16,25 mg Kaliumiodid, 1/4 Tablette) |
1 bis unter 36 Monate | 25 mg Iodid (32,5 mg Kaliumiodid, 1/2 Tablette) |
3 bis unter 13 Jahre | 50 mg Iodid (65 mg Kaliumiodid, 1 Tablette) |
13 bis unter 45 Jahre | 100 mg Iodid (130 mg Kaliumiodid, 2 Tabletten) |
Kaliumiodid Lannacher 65 mg ist rezeptfrei in der Apotheke erhältlich. Hierbei handelt es sich um ein Präparat aus Österreich, das hierzulande zugelassen ist.
Eine Alternative ist die Lugolsche Lösung. Hierbei handelt es sich um eine 5-prozentige wässrige Iod-Lösung (Iod 5,0 g Kaliumiodid 10,0 g und gereinigtem Wasser ad 100,0 g).
Iodblockade: Vorsicht bei Schilddrüsenerkrankung
Eine latente Hyperthyreose kann durch die Einnahme hoher Dosen Kaliumjodid in eine Hyperthyreose mit Krankheitszeichen übergehen. Personen, bei denen eine Schilddrüsenerkrankung bekannt ist, sollten Jodtabletten erst nach Rücksprache mit dem/der behandelnden Ärzt:in erhalten, so das Bundesamt für Strahlenschutz.
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