Ein Krieg in Europa – das Unvorstellbare ist real. In der Ukraine hat sich in den vergangenen Tagen die Lage verschärft. Russische Truppen haben unter anderem die Ruine des Kernkraftwerks in Tschernobyl und die umliegende Sperrzone erobert und auch in der Hauptstadt Kiew gab es Detonationen. Im ganzen Land werden russische Angriffe gemeldet. Unter den Opfern sind Soldaten und Zivilist:innen, die medizinische Hilfe benötigen. Das Deutsche Medikamentenhilfswerk action medeor hat damit begonnen, erste Hilfslieferungen für medizinische Einrichtungen in der Ukraine zusammenzustellen.
„Aus dem Medikamentenlager der ‚Notapotheke der Welt‘ werden medizinische Hilfsgüter in die verschiedenen Krisengebiete der Welt verschickt“, informiert action medeor in einer Pressemitteilung. Jetzt hat die gemeinnützige Organisation ein Hilferuf aus der Ukraine erreicht, genau aus dem städtischen Krankenhaus Ternopil, einer Stadt im Westen der Ukraine. Das Partnerkrankenhaus in Ternopil berichtet von Explosionen an einem Flughafen in der Nähe der Stadt. Obwohl das Krankenhaus nicht im Zentrum der derzeit umkämpften Gebiete liegt, ist es unmittelbar betroffen, heißt es.
„Das Krankenhaus bittet um Unterstützung: Immer mehr Menschen fliehen aus dem Osten der Ukraine, um sich vor kriegerischen Auseinandersetzungen in Sicherheit zu bringen“, schreibt action medeor.
„Wir behandeln hier viele verletzte Soldaten, aber auch Menschen, die aus den ostukrainischen Gebieten geflohen sind und Schutz suchen“, berichtet Yaroslav Chaikyvskyy, Direktor des Krankenhauses. „Viele von ihnen kommen nur mit einem Koffer bei uns an und haben sonst nichts. Unter den Flüchtenden sind viele Frauen, auch Familien mit Kindern. Sie leiden zum Teil an chronischen Krankheiten, die im Osten der Ukraine nicht mehr behandelt werden konnten und können. Aber wir behandeln hier auch Lungenentzündungen und Unterkühlungen an Armen und Beinen, außerdem nehmen wir als Notfallkrankenhaus chirurgische Eingriffe für die Notversorgung von Geflüchteten vor.“
Weil im Osten des Landes das Gesundheitssystem an seine Belastungsgrenze stößt, werden immer mehr Ärzt:innen auch aus dem Westen der Ukraine zur Versorgung der Bevölkerung gebraucht. Zeitgleich steigt im gesamten Land die Zahl der Hilfesuchenden. In Ternopil laufen die Vorbereitungen auf einen großen Ansturm derer, die aus der Ostukraine flüchten.
„action medeor hat Direktor Yaroslav Chaikyvskyy und seinem Krankenhaus in Ternopil eine sofortige Unterstützung mit Verbandsmaterialien und medizinischem Equipment zugesagt.“ Außerdem würden im niederrheinischen Tönisvorst derzeit weitere Medikamentenlieferungen vorbereitet. „Wir gehen davon aus, dass wir in der Ukraine weitere medizinische und humanitäre Hilfe leisten müssen“, so Sid Peruvemba, Vorstandssprecher von action medeor.
Wer die Arbeit von action medeor unterstützen möchte, kann dies mit einer Spende tun.
action medeor e.V.– „ich helfe, ich heile“ – wurde am 13. August 1964 als Verein gegründet. Vorangegangen war die Idee des Hausarztes Dr. Ernst Boekels, der bundesweit Medikamente von Ärzt:innen sammelte, um diese an bedürftige Menschen in Entwicklungsländern zu schicken. 2001 gründete der Verein die Stiftung action medeor.
Mehr aus dieser Kategorie
Kinderkrankentage: Verringert Teilzeit den Anspruch?
Sowohl in diesem als auch im kommen Jahr können berufstätige Eltern jeweils bis zu 15 Kinderkrankentage beanspruchen. Ihr Gehalt bekommen …
Diamorphin: Zugang zu „Heroin“ auf Rezept soll erleichtert werden
Diamorphin kommt in der Substitutionstherapie zum Einsatz. Seit 2009 gibt es das „Heroin“ auf Rezept. Seitdem ist die Zahl der …
Adexa-Positionspapier: Aufstiegschancen für PTA
Am 16. Dezember stellt Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) die Vertrauensfrage und ebnet damit den Weg für Neuwahlen. An die neue …