Plus 10 Prozent: Die Arzneimittelausgaben der Krankenkassen sind im Jahr 2021 wieder einmal gestiegen. Rund 45 Milliarden Euro zahlten die Kassen für die Versorgung ihrer Versicherten, wie der Deutsche Apothekerverband (DAV) berechnet. An den Apotheken liegt dies jedoch nicht.
Eine immer anspruchsvollere medizinische Versorgung, die demographische Entwicklung und der medizinische Fortschritt sind laut DAV die Gründe für die gestiegenen Arzneimittelausgaben 2021. Hinzu kommt, dass im letzten Jahr 714 Millionen Packungen Medikamente verordnet wurden – zwei Millionen mehr als noch 2020.
Die Apotheken treffe an dieser Entwicklung keine Schuld, so der DAV-Vorsitzende Thomas Dittrich. Auch wenn sie durch die Corona-Pandemie zahlreiche zusätzliche Aufgaben wie die Maskenabgabe und Co. übernommen hätten. Doch die Abrechnung hierfür erfolgte nicht über die Kassen, sondern über das Bundesamt für Soziale Sicherung. „Die Apotheken sind keine Kostentreiber im System. Im Gegenteil: Ihr Anteil an den Leistungsausgaben der gesetzlichen Krankenkassen ist seit Jahren rückläufig und liegt nur noch bei knapp über 2 Prozent.“
Trotzdem haben sich die im Vorjahr ohnehin schon gestiegenen Arzneimittelausgaben 2021 noch einmal deutlich erhöht, und zwar von knapp 41 auf 45 Milliarden Euro, wie der DAV auf Basis der Abrechnungsergebnisse von Apothekenrechenzentren angibt. Ein Anstieg um rund 10 Prozent. Kassen und Ärzt:innen waren zunächst von einer Erhöhung um etwa 5 Prozent ausgegangen.
Die Berechnung des DAV berücksichtigt allerdings noch nicht die Einsparungen, die die Kassen über Rabattverträge erzielen konnten. Allein bis Ende September soll dabei eine Summe von 3,7 Milliarden Euro zusammengekommen sein, die wiederum noch von den Ausgaben abgezogen werden müssten. Hinzu kommt, dass die Zahlen für das vierte Quartal noch fehlen. Im vergangenen Jahr konnten die Kassen dank Rabattverträgen eine Rekordsumme von insgesamt fünf Milliarden Euro einsparen.
Der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen (GKV) forderte angesichts der Ausgabensteigerungen eine Senkung der Mehrwertsteuer auf Medikamente auf 7 Prozent. Das würde rund fünf Milliarden Euro sparen, sagte Verbandssprecher Florian Lanz am Montag. „Während ein Taubenzüchter für seine Brieftauben nur 7 Prozent Mehrwertsteuer zahlt, müssen die Krankenkassen für ein Krebsmedikament 19 Prozent zahlen. Auch für Blutdrucksenker ist dieser hohe Mehrwertsteuersatz zu bezahlen und gleichzeitig entfallen auf Schnittblumen 7 Prozent. Das passt vorne und hinten nicht!“
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