Corona-Schnelltests gehören angesichts der zirkulierenden Omikron-Variante mehr denn je zu den Musthaves. Denn aufgrund der knappen Testkapazitäten sollen PCR-Tests für bestimmte Gruppen priorisiert werden. Ein positives Schnelltestergebnis muss also für die meisten ausreichen, um eine Corona-Infektion zu belegen. Schweizer Forscher:innen haben einen neuen Schnelltest entwickelt, der auch Auskunft über den möglichen Krankheitsverlauf, Virusvarianten und weitere Erkrankungen liefern soll.
Entwickelt wurde der neue Schnelltest von Wissenschaftler:innen des Schweizer Paul-Scherer-Instituts sowie der Universität Basel. Der entscheidende Unterschied im Vergleich zu Antigen-Schnelltests: Es soll nicht das Vorhandensein von Viruspartikeln nachgewiesen werden, sondern „Antikörper, die das Immunsystem als Reaktion auf die Infektion produziert“, heißt es in einer Pressemitteilung. Also handelt es sich um einen weiteren Antikörpertest? Nicht ganz. Denn der Test soll ebenfalls nicht bloß eine überstandene Infektion nachweisen. „Er ist genauso günstig, schnell und einfach zu handhaben, zudem lassen sich mit ihm verschiedene Erreger gleichzeitig identifizieren – etwa die der Grippe.“
Der neue Schnelltest funktioniert mittels Blutentnahme aus der Fingerkuppe. Die Blutprobe wird dann wie bei Antigen-Schnelltests mit einer Flüssigkeit vermischt. Darin enthalten sind neben speziellen fluoreszierenden Teilchen auch Nanopartikel mit derselben Oberflächenstruktur wie bei den Spike-Proteinen von Sars-Cov-2. Das Gemisch wird dann auf eine Plexiglasscheibe aufgetragen. Befinden sich im Blut Antikörper gegen das Coronavirus, heften sich zunächst die Leuchtpartikel, dann die Nanopartikel daran.
Der Nachteil: Als Selbsttest kommt der neue Schnelltest zunächst nicht infrage, sondern muss in einer Teststelle oder Arztpraxis durch geschultes Personal erfolgen. Zwar dauert die Durchführung nur zwischen zehn und maximal 30 Minuten, für die Auswertung braucht es jedoch ein spezielles Fluoreszenz-Mikroskop, unter dem die Leuchtfarbe sichtbar wird. Künftig sollen jedoch ein Handylicht und eine Speichel- anstelle einer Blutprobe dafür ausreichen, so der Plan.
Je heller die Probe unter dem Mikroskop leuchtet, desto mehr Antikörper sind vorhanden. „Außerdem kann man anhand der Signalstärke erkennen, ob das Immunsystem gut reagiert und ein milder Verlauf zu erwarten ist – oder ob es womöglich sogar überreagiert und Komplikationen drohen“, erklären die Wissenschaftler:innen.
Doch damit nicht genug. Den Forscher:innen zufolge gibt es verschiedene „Erweiterungsmöglichkeuten“: Werden der Blutprobe vor dem Auftragen zusätzlich Nanopartikel mit anderen Oberflächenstrukturen zugesetzt, könnten auch andere Krankheitserreger nachgewiesen werden. „Außerdem ist es möglich, verschiedene Antikörper, die das Immunsystem in den unterschiedlichen Stadien der Erkrankung produziert, zu identifizieren. Man könnte zum Beispiel grün fluoreszierende Teilchen verwenden, die sich nur an Antikörper heften, die zu Beginn einer Infektion auftreten und rot leuchtende Teilchen für Antikörper in späteren Stadien.“
Das könnte dich auch interessieren
Mehr aus dieser Kategorie
Antibiotika für Kinder: Besser nicht zu früh?
Dass Antibiotika mit Bedacht verordnet werden sollten – Stichwort Resistenzen –, ist bekannt. Das gilt besonders, wenn diese bei Kindern …
Erhöht Milch das Risiko für Herzkrankheiten?
Milch- und Milchprodukte haben bei vielen Menschen einen festen Platz auf dem Ernährungsplan. Doch zu viel davon kann gefährlich werden, …
SVA tagt: OTC-Switch für Sildenafil und Co.?
Am 21. Januar 2025 tagt der Sachverständigenausschuss für Verschreibungspflicht (SVA) zum ersten Mal im neuen Jahr. Auf der Agenda steht …