Migräne: Schmerzmittel auf Dauer keine gute Idee?
Chinesische Medizin statt Schmerzmittel? Erfahrungen zeigen, dass Schmerzmittel zwar die Beschwerden einer Attacke lindern, sich im Gegenzug aber auch die Abstände zwischen den Anfällen verkürzen und die Häufigkeit der Migräne erhöhen kann.
Migräne zählt zu den primären Kopfschmerzen. Das bedeutet, dass dem Schmerz keine andere Erkrankung zugrunde liegt, sondern er die Krankheit ist. Der pochende oder pulsierende einseitige sehr starke Schmerz kann die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigen, denn die Attacken kommen anfallsweise und können vier bis 72 Stunden andauern. Aber nicht nur der Schmerz, sondern auch die möglichen Begleiterscheinungen wie Aura, Übelkeit, Lärm- und Lichtempfindlichkeit machen den Patient:innen das Leben schwer. Es ist schnelle Hilfe gefragt und die kommt unter anderem in Form von Schmerzmitteln. Doch wie die Klinik am Steigerwald informiert, ist die dauerhafte Einnahme von Analgetika bei Migräne keine gute Idee. Bei „aussichtslosen Fällen“ helfe auch chinesische Medizin.
Schmerzmittel helfen meist vielen Migränepatient:innen, den Anfall zu überstehen. Doch wie die Klinik am Steigerwald mahnt, verstärke sich dadurch die Erkrankung und Anfälle würden immer häufiger auftreten. „Die Chinesische Medizin setzt auf naturheilkundliche Methoden – im akuten Anfall aber noch viel mehr zur langfristigen Therapie.“
Aber von vorn: Migräne gehört zu den chronischen Erkrankungen. Zwischen den ersten Anfällen können manchmal Jahre vergehen. Im Laufe der Zeit können die Attacken in kürzeren Abständen und somit häufiger auftreten, aber auch heftiger ausfallen. Eine Ursache sieht die Chinesische Medizin laut Klinik in der Gabe von Medikamenten, wie etwa Schmerzmitteln.
„Erfahrungen zeigen, dass diese zwar die Beschwerden lindern, sich im Gegenzug aber auch die Abstände zwischen den Anfällen verkürzen und die Häufigkeit erhöht“, erklärt Allgemeinmediziner, Experte für Chinesische Medizin und Leiter der Klinik am Steigerwald Dr. Christian Schmincke. „Langfristig steigt die Anfallsfrequenz sogar so weit, dass die Anfallsauslösung ausschließlich durch den Medikamentenspiegel bestimmt wird.“ Das bedeutet: Wird ein bestimmter Spiegel der Medikamente im Körper unterschritten, kommt die Migräne-Attacke. Ein Teufelskreis beginnt, denn die Betroffenen greifen bei einer Attacke erneut zum Medikament.
Diese Medikamenten-Abhängigkeit entwickele sich meist unabhängig von der Art des Migräne-Mittels und gelte auch für natürliche Arzneien. „Wir gehen heute davon aus, dass durch einen Migräneanfall eine Art Spannung abgelassen wird, die sich dann bis zum nächsten Anfall wieder aufbaut“, so Schmincke. „Wird dieser Verlauf durch die frühzeitige Einnahme von akut wirksamen Medikamenten gestoppt, kommt der nächste Anfall früher als im unbehandelten Fall.“ Das Unterdrücken der Migräne hinterlasse einen unerledigten Rest, es bestehe eine Art Nachholbedarf – der nächste Anfall kommt früher.
Werden Migränepatient:innen nach chinesischen Leitkriterien behandelt, steht erst einmal ein Medikamentenentzug an. Während des „Entzugs“ sowie bei einer akuten Migräneattacke sollen chinesische Phytotherapie, Körpertherapie, Behandlungspflege und Akupunktur helfen. „Von entscheidender Bedeutung für den langanhaltenden Erfolg bei Migräne ist allerdings die Intervall-Behandlung“, heißt es. Hier kommen Akupunktur und Moxibustion, Qi Gong sowie gesunde Ernährung und spannungsregulierende Körpertherapien zum Einsatz. Die Hauptsäule der Behandlung ist allerdings die chinesische Arzneitherapie – Patient:innen nehmen täglich Kräuter, Knollen und Wurzeln in Form von Dekokten zu sich. „Diese werden im Therapieverlauf angepasst. Dieses Konzept der Chinesischen Medizin hilft nicht nur im Frühstadium, sondern bewährt sich auch in aussichtslos scheinenden Endphasen.“
Einige Kassen – beispielsweise die Barmer – übernehmen unter bestimmten Voraussetzungen die Kosten für Traditionelle Chinesische Medizin für die Behandlung von chronischen Kopfschmerzen oder Migräne.
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