Schnelltest ja oder nein? Regelmäßiges Testen gehört weiterhin zu den wichtigsten To-dos im Kampf gegen Corona. Aber wie aussagekräftig sind Antigentests überhaupt? Fest steht: Sie haben ihre Grenzen. Das gilt besonders für Schnelltests bei Kindern, zeigt eine neue Auswertung.
Wie zuverlässig sind Schnelltests? Seit der Ausbreitung der Omikron-Variante beschäftigt uns diese Frage wieder einmal verstärkt. Denn ob die Tests auch bei Mutationen funktionieren, ist nicht abschließend geklärt. Erst vor kurzem gab das Paul-Ehrlich-Institut Entwarnung und erklärte, dass die Mehrheit der Tests auch die neue Virusvariante erkennen würde. Und so kommen die Tests weiter täglich zum Einsatz, unter anderem für den 3G-Nachweis am Arbeitsplatz.
Auch in Schulen und Kitas gehören sie zum Alltag. Das Ziel: Infektionen schnell erkennen und weitere Ansteckungen vermeiden – nicht erst seit Omikron. Doch ist das mit Schnelltests überhaupt möglich? Das zeigt eine aktuelle Auswertung des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Und die kommt zu einem ernüchternden Ergebnis: Schnelltests bei Kindern sind nur bedingt „wirksam“.
Für die Analyse wurden Ergebnisse aus 17 internationalen Studien herangezogen. Sie alle prüften die Zuverlässigkeit von Schnelltests bei Kindern. Die gute Nachricht: Die durchschnittliche Spezifität lag bei allen acht untersuchten Tests bei 99 Prozent. Abstriche müssen dagegen bei der Sensitivität gemacht werden. Denn diese lag im Schnitt nur bei 64 Prozent.
Zur Erinnerung: Die Spezifität gibt die Wahrscheinlichkeit an, dass Gesunde, die nicht an der Erkrankung leiden, im Test auch tatsächlich als gesund erkannt werden. Dagegen gibt die Sensitivität Aufschluss darüber, bei welchem Prozentsatz erkrankter Patient:innen eine Infektion tatsächlich erkannt und durch ein positives Testergebnis ausgewiesen wird.
Aufgeschlüsselt nach dem Auftreten von Symptomen oder nicht, gab es bei der Spezifität keine Abweichungen. Die Sensitivität dagegen variierte zwischen 72 Prozent bei symptomatischen Patient:innen und lediglich 56 Prozent bei Infizierten ohne Symptome. Das bedeutet, dass eine Vielzahl von Kindern trotz Erkrankung ein falsch-negatives Ergebnis erhielt.
„Die Sensitivitätsschätzungen der Antigentests variierten stark zwischen den Studien und waren wesentlich niedriger als von den Herstellern angegeben. […] Bei den Schätzungen der Spezifität wurden in den verschiedenen Studien weniger Unterschiede und nur geringfügige Abweichungen von den Leistungsangaben der Hersteller festgestellt“, betonen die Wissenschaftler:innen.
Ihr Fazit: Keiner der geprüften Tests erfüllte „die von der WHO, der US-amerikanischen Food and Drug Administration oder der britischen Medicines and Healthcare Products Regulatory Agency (MHRA) empfohlenen Mindestanforderungen an die Leistungsfähigkeit vollständig.“
Für die Auswertung berücksichtigt wurden allerdings nur Tests, die von geschultem Personal oder Eltern durchgeführt wurden, Selbsttests und Co. blieben außen vor. Dies könnte sowohl die Sensitivität als auch die Spezifität noch nach unten korrigieren, mahnen die Expert:innen. Hinzu kommt, dass die Omikron-Variante in den Daten noch keine Rolle spielte. Inwieweit sich die Ergebnisse auch auf Erwachsene übertragen lassen, ist nicht klar.
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