Seit nunmehr fast zwei Jahren ist die Corona-Pandemie das bestimmende Thema. Und das hat Folgen. So geraten andere Themen rund um die Gesundheitsversorgung in den Hintergrund. Dazu zählt auch, dass es hierzulande nach wie vor zu wenige Standardimpfungen zum Schutz vor Erkrankungen wie Masern und Co. gibt, und zwar bei Erwachsenen und Kindern.
Die gute Nachricht vorweg: Die Pandemie hat für einen Lichtblick gesorgt und „die Impfquoten mehrerer von der Ständigen Impfkommission (Stiko) für Erwachsene empfohlenen Impfungen erhöht“, schreiben die Expert:innen des Robert-Koch-Instituts (RKI) im Epidemiologischen Bulletin. Das Problem: Es bestehe weiterhin viel Luft nach oben. Mehr noch. Auch bei Kindern gebe es erheblichen Nachholbedarf. Aber der Reihe nach.
Impfen ist und bleibt eine lebenslange Aufgabe. Denn Impfungen sollen vor schweren Erkrankungen schützen. Doch wie die seit Monaten nur schleppend verlaufende Corona-Impfkampagne zeigt, ist die Impfbereitschaft hierzulande eingeschränkt. Zahlen des RKI zeigen nun einmal mehr, dass auch die Impfquote gegen Influenza – trotz eines positiven Trends in den letzten Jahren – sowie bei Pneumokokken zu wünschen übriglassen. Gleiches gilt für die seit rund zwei Jahren empfohlene Immunisierung gegen Herpes Zoster für Personen ab 60 Jahren, die jedoch durch Lieferengpässe erschwert wurde.
Hinzu kommt, dass auch Auffrischungen von Standardimpfungen zu wenig wahrgenommen werden. Demnach lasse nur etwa jede/r zweite Erwachsene seine Impfung gegen Tetanus und Diphtherie nach zehn Jahren regelmäßig auffrischen. Die empfohlene Impfung gegen Pertussis haben bisher nur rund vier von zehn Erwachsenen erhalten. Bei Masern liegt die Quote unter den nach 1970 geborenen über 18-Jährigen, für die diese Impfung empfohlen ist, bei nicht einmal 2 Prozent. „Die bestehenden Impflücken erhöhen das Risiko für schwere Krankheitsverläufe und Hospitalisierungen, die insbesondere unter Pandemiebedingungen auch zu einer zusätzlichen Belastung der Gesundheitsversorgungssysteme führen können“, warnen die Expert:innen.
Doch damit nicht genug. Auch bei den Kleinen zeigen sich Impfdefizite. „Kinder in Deutschland werden oftmals zu spät und zu wenig geimpft“, lautet das Urteil der RKI-Expert:innen. Demnach würden vielfach national oder international vorgesehene Impfquoten nicht erreicht. Und das, obwohl die Impfquoten bei vielen empfohlenen Standardimpfungen wie gegen Masern, Mumps, Röteln, Diphtherie, Tetanus, Pertussis, Polio oder Hepatitis B generell solide ausfielen, allerdings erst bei Schuleintrittsalter. „Bei allen Impfungen werden die empfohlenen Alterszeitpunkte nicht eingehalten, Impfserien bleiben unvollständig und einige Kinder erhalten manche Impfungen gar nicht“, kritisiert das RKI.
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