Kastanien: Wundermittel in Medizin und Alltag
Herbstzeit ist Kastanienzeit! Vor allem von Kindern werden sie mit Vorliebe zum Basteln und Dekorieren verwendet, aber Kastanien können noch viel mehr – Grund dafür sind vor allem die enthaltenen Saponine.
Sobald die ersten Kastanien von den Bäumen fallen, zeigt sich wieder einmal ein ganz besonderes Naturphänomen: Regennasse Straßen, die sich in der Nähe von Kastanienbäumen befinden, sind plötzlich voller Schaum. Aber warum ist das eigentlich so?
Auslöser sind die durch Fußgänger:innen und/oder Autos zerdrückten Kastanien. Denn diese schäumen bei Nässe – und zwar aufgrund der enthaltenen Saponine.
Saponine: Pflanzliche Seife
Saponine (lat. sapo, Seife) sind Glykoside von Steroiden, Steroidalkaloiden (stickstoffhaltige Steroide) oder Triterpenen und kommen in vielen Pflanzen vor, so zum Beispiel in Hülsenfrüchten oder Spinat. In Kastanien ist die Konzentration allerdings besonders hoch. Saponine zählen zu den Bitterstoffen – wie der Name schon vermuten lässt, haben sie einen sehr bitteren Geschmack.
Kommen Saponine mit Wasser in Kontakt und werden geschüttelt, bildet sich Schaum. Wegen dieser Eigenschaft werden sie in der Lebensmittel- und Kosmetikindustrie gern als Zusatzstoffe in beispielsweise Shampoos, Seifen und Zahnpasta eingesetzt. Besonders bekannt für ihre Saponine sind die indischen Waschnüsse, die man anstelle von herkömmlichen Waschmitteln für die Reinigung in der Waschmaschine nutzen kann. Eine noch bessere Umweltbilanz haben aber die hier heimischen Rosskastanien, die du im Herbst fast überall selbst sammeln kannst.
Rezept für Waschmittel aus Kastanien:
- Kastanien in kleine Stücke schneiden
- Kastanienstücke in ein Glas geben und mit 300 ml Wasser übergießen
- Wasser etwa acht Stunden ziehen lassen
- fertige Lauge sieben und in das Waschmittelfach der Waschmaschine schütten
- Bonus: Als Weichspüler etwas Essig verwenden
- Wäsche wie gewohnt waschen
- Vorsicht bei Weißwäsche: vor dem Zerkleinern braune Schalen entfernen und evtl. Backpulver oder Natron in die Waschtrommel geben
Kastanien reifen an Kastanienbäumen und zählen zu der Familie der Nüsse. Charakteristisch ist ihre stachelige Hülle, die die Frucht umgibt. Insgesamt gibt es etwa 20 verschiedene Sorten, manche von ihnen sind sogar essbar. Zu den bekanntesten Kastaniensorten in Deutschland zählen Rosskastanien und Edelkastanien oder Esskastanien. Wer selbst auf Esskastanien-Jagd gehen möchte, sollte sich vorher gut über die Identifikation der einzelnen Arten informieren, denn die meisten nicht-essbaren Sorten sind ungenießbar und gering giftig für den Menschen.
Kastanien in der Medizin
Doch Saponine eignen sich nicht nur zum Waschen, denn es wird ihnen auch eine heilende Wirkung nachgesagt. Obwohl diese wissenschaftlich noch nicht abschließend geklärt werden konnte, werden folgende Eigenschaften vermutet:
- antibiotische Wirkung
- Cholesterinsenkende Wirkung
- Stärkung des Immunsystems
- entzündungshemmende Wirkung, z. B. bei rheumatischen Erkrankungen
- antikanzerogene Wirkung, senkt z.B. das Risiko für die Entstehung von Darmkrebs
- schleimtreibende beziehungsweise schleimlösende Wirkung
Speziell Efeu, der ebenfalls reich an Saponinen ist, wird in der Medizin als pflanzlicher Hustenlöser verwendet. In hohen Konzentrationen können Saponine jedoch auch giftig wirken. Die Samen von Rosskastanien kommen zusätzlich als Venenmittel wie beispielsweise zum Einsatz. Die beiden Hauptwirkstoffe Aesculin (in der Rinde) und Aescin (in den Samen) wirken nämlich positiv auf Blutgefäße, speziell die Venen: Sie festigen die Aderwände, fördern die Durchblutung der feinsten Blutgefäße und wirken gleichzeitig entwässernd. Aesculin regt zusätzlich den Stoffwechsel an und fördert die Durchblutung. Aescin wirkt leicht entzündungshemmend. Salben, Gels, Kapseln oder Tabletten aus Rosskastanienextrakten können die Symptome bei Venenschwäche und Krampfadern entsprechend mildern.
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