Bei einer Corona-Infektion gibt es verschiedene Risikofaktoren für einen schweren Krankheitsverlauf, darunter bestimmte Vorerkrankungen. Offenbar stellt auch das Geschlecht einen Risikofaktor dar – zum Nachteil von Männern.
Das Wichtigste vorab: In puncto Infektionsrisiko gibt es keine signifikanten Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Demnach infizieren sich Männer und Frauen in etwa gleich häufig mit SARS-CoV-2. Beim weiteren Verlauf der Erkrankung lassen sich dann jedoch verschiedene Entwicklungen beobachten. Demnach stellt das männliche Geschlecht einen besonderen Risikofaktor für eine schwere Covid-19-Erkrankung oder sogar den Tod dar. Zu diesem Ergebnis kommt eine britische Studie. Schuld daran ist offenbar das Immunsystem.
Von vorn: Anhand von mehr als 3,1 Millionen gemeldeten Fällen aus verschiedenen Ländern haben die Forscher:innen untersucht, wie sich das Geschlecht auf den Verlauf der Erkrankung und das Sterberisiko auswirkt. Wie sich herausstellt, haben „Männer im Vergleich zu Frauen ein höheres Risiko für die Aufnahme auf die Intensivstation und den Tod“, heißt es in der Studie, die im Fachmagazin Nature Communications veröffentlicht wurde.
Ein Grund dafür dürfte in einer unterschiedlichen Reaktion des Immunsystems liegen, die bereits in früheren Untersuchungen nachgewiesen werden konnte. Bei Frauen reagiere dieses schneller und effektiver als bei Männern. Hier kommen auch hormonell bedingte Unterschiede ins Spiel: Während Östrogen das Immunsystem antreiben soll, soll Testosteron für eine Hemmung sorgen.
Darüber hinaus spielt das Alter eine entscheidende Rolle. So steigt mit zunehmendem Alter generell die Gefahr für eine schwere Erkrankung. So weit, so bekannt. Auch hier stellt sich das Geschlecht jedoch als zusätzlicher Risikofaktor heraus. Denn „altersbedingte Veränderungen im Immunsystem sind auch zwischen den Geschlechtern unterschiedlich“, so die Studie. Männliche Personen würden demnach oft eine beschleunigte Immunalterung zeigen. All dies erhöhe bei ihnen das Morbiditäts- und Mortalitätsrisiko, so die Studie. „Bei Menschen, die mit SARS-CoV-2 infiziert sind, führen diese Unterschiede wahrscheinlich zu einer wirksameren Viruskontrolle bei Frauen, was zu dem geringeren Risiko einer schweren Erkrankung beitragen könnte.“
Das Bemerkenswerte: Lagen bei den Betroffenen zum Zeitpunkt der Infektion Vorerkrankungen wie Diabetes oder Bluthochdruck vor, ließen sich keine nennenswerten Unterschiede im Hinblick auf das Risiko für einen schweren Verlauf oder den Tod feststellen.
Auch wenn laut den Forscher:innen nun weitere Untersuchungen notwendig sind, um die gewonnenen Erkenntnisse zu belegen, würden diese bereits wichtige Anhaltspunkte liefern. Demnach haben die „Daten Auswirkungen auf die klinische Behandlung von COVID-19 und unterstreichen die Bedeutung der Berücksichtigung des Geschlechts als Variable in der Grundlagen- und klinischen Forschung“, schlussfolgern sie.
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