Nahrungsergänzungsmittel für Kinder: Überflüssig, zu hoch dosiert, zu teuer
Die Sache mit der ausgewogenen Ernährung ist gar nicht mal so einfach – vor allem nicht bei Kindern, denn bei den Kleinen stehen nicht alle gesunden Lebensmittel auf der Top 10-Liste der Lieblingsspeisen. Wegen der Sorgen vor einer potentiellen Unterversorgung setzen Eltern bei ihren Kindern auf Nahrungsergänzungsmittel. Doch diese bergen Gefahren, wie der Marktcheck der Verbraucherzentralen zeigt.
„Damit du groß und stark wirst!“ Kinder sind noch im Wachstum, eine ausreichende Versorgung mit Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen ist unerlässlich. Sind Nahrungsergänzungsmittel für Kinder das auch? Nein, sagen Expert:innen. „Die Produkte sind meist zu hoch dosiert, schlichtweg überflüssig und häufig sehr teuer“, lautet das Urteil der Verbraucherzentralen.
Jedes zehnte Kind im Alter zwischen zwei und 18 Jahren erhält laut Verbraucherzentralen täglich Nahrungsergänzungsmittel oder mit Vitaminen und Mineralstoffen angereicherte Lebensmittel. Spitzenreiter ist Korea – 54,2 Prozent der Kinder im Alter zwischen ein und sechs Jahren konsumieren Nahrungsergänzungsmittel, in den USA liegt der Anteil bei 45 Prozent im Alter zwischen zwei und fünf Jahren, in Dänemark erhalten 37,5 Prozent der Sieben- bis Achtjährigen ein Nahrungsergänzungsmittel. Was Gummidrops, Kautabletten, Säfte und Co. wirklich können, haben die Verbraucherzentralen untersucht. Die Expert:innen haben 26 Nahrungsergänzungsmittel für Kinder aus Apotheke, Drogeriemarkt und Reformhaus genauer unter die Lupe genommen.
Bei der Bewertung der Zusammensetzung und der Gehalte der Inhaltsstoffe der einzelnen Produkte wurden die D-A-CH-Referenzwerte für die tägliche Vitamin- und Mineralstoffzufuhr für Kinder im Alter von vier bis sieben Jahren herangezogen sowie die Empfehlungen des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) berücksichtigt.
Nährstoff | Referenzwert für Kinder 4 bis 7 Jahre | Einheit |
Vitamin A | 350 | µg-RAE/Tag |
Vitamin D | 20 | µg/Tag |
Vitamin E | 8 | mg/Tag |
Vitamin K | 20 | µg/Tag |
Thiamin | 0.7 | mg/Tag |
Riboflavin | 0.8 | mg/Tag |
Niacin | 9 | mg/Tag |
Vitamin B6 | 0.7 | mg/Tag |
Folat | 140 | µg/Tag |
Pantothensäure | 4 | mg/Tag |
Biotin | 25 | µg/Tag |
Vitamin B12 (Cobalamine) | 2 | µg/Tag |
Vitamin C | 30 | mg/Tag |
Natrium | 500 | mg/Tag |
Chlorid | 750 | mg/Tag |
Kalium | 1300 | mg/Tag |
Calcium | 750 | mg/Tag |
Phosphor | 600 | mg/Tag |
Magnesium | 120 | mg/Tag |
Eisen | 8 | mg/Tag |
Jod | 120 | µg/Tag |
Fluorid | 1.1 | mg/Tag |
Zink | 4 | mg/Tag |
Selen | 20 | µg/Tag |
Kupfer | 0.5 – 1.0 | mg/Tag |
Mangan | 1.5 – 2.0 | mg/Tag |
Chrom | 20 – 80 | µg/Tag |
Molybdän | 30 – 75 | µg/Tag |
Das Ergebnis: „Insgesamt haben 22 der 26 Produkte (85 Prozent) bei bestimmungsgemäßem Gebrauch entsprechend der Verzehrempfehlung bei mindestens einem Vitamin oder Mineralstoff die D-A-CH-Referenzwerte für Kinder im Alter von vier bis sieben Jahren überschritten.“ Mehr noch: Elf der 26 Produkte im Marktcheck (42 Prozent) übersteigen die vom BfR vorgeschlagenen Höchstmengen für Vitamine und Mineralstoffe, die für Personen ab 15 Jahren vorgesehen sind. Ein Problem – vor allem bei den fettlöslichen Vitaminen A und D –, denn eine Überdosierung kann Folgen haben. Dazu gehören unter anderem Kopfschmerzen, Übelkeit oder Müdigkeit.
Das Fazit: „Eine ausgewogene Ernährung, ausreichend Schlaf und Bewegung an der frischen Luft sind und bleiben die Voraussetzung für eine gute Entwicklung der Kinder.“
Außerdem fordern die Expert:innen verbindliche Höchstmengen für Nährstoffe in Nahrungsergänzungsmitteln für Kinder. „Vor dem Hintergrund des Vorsorgeprinzips sind aus Sicht der Verbraucherzentralen bis zu einer solchen verbindlichen Regelung Nahrungsergänzungsmittel für Kinder keine ausreichend sichere Produktgruppe.“
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