Neben den unmittelbaren Symptomen sind inzwischen auch verschiedene Langzeitbeschwerden infolge einer SARS-CoV-2-Infektion bekannt. Offenbar gehören dazu auch geistige Beeinträchtigungen, wie Forscher:innen nun herausgefunden haben wollen. Mindert Corona also den IQ?
Die Infektionszahlen steigen in vielen Ländern wieder und auch hierzulande befinden wir uns wohl am Fuße einer vierten Welle. Auch 16 Monate nach Beginn der Pandemie gibt es dabei immer wieder neue Erkenntnisse rund um das Virus und seine Folgen. Schon seit Monaten ist beispielsweise das Thema Long-Covid in aller Munde. Denn viele Patient:innen, die eine Covid-19-Erkrankung überstanden haben, leiden oft noch Wochen oder Monate danach unter gesundheitlichen Beeinträchtigungen. Eine davon könnte sich auch auf die geistige Leistungsfähigkeit beziehen. Dies zumindest haben englische Forscher:innen in einer Datenanalyse herausgefunden. Demnach beeinflusst Corona den menschlichen IQ – und das nicht im positiven Sinne.
Die Wissenschaftler:innen des Imperial College London haben ermittelt, wie sich eine Corona-Erkrankung auf die mentale Leistungsfähigkeit auswirkt. Dafür wurden Daten von mehr als 81.000 Patient:innen berücksichtigt, deren geistige Leistungsfähigkeit zwischen Januar und Dezember 2020 im Rahmen des „Great British Intelligence Test“ klinisch validiert bewertet worden war. Ergänzt wurden die Daten durch Umfragen und Selbstberichte. Rund 10.000 Proband:innen hatten bereits vor dem Start der Datenanalyse eine SARS-CoV-2-Infektion überstanden. Weitere Erkrankungen folgten jedoch während der Studie.
Das Ergebnis wurde im Fachmagazin „EClinicalMedicine“ veröffentlicht. Es zeigt: Patient:innen, die an Covid-19 erkrankt waren, schnitten in puncto geistige Leistungsfähigkeit deutlich schlechter ab als gesunde Menschen. Mehr noch: Diejenigen mit einem schweren Krankheitsverlauf zeigten im Vergleich zu Personen mit mildem Verlauf noch größere Defizite, zum Beispiel in Form von Vergesslichkeit oder Problemen beim logischen Denken. Faktoren wie Alter, Geschlecht, Bildungsgrad, Einkommen, Vorerkrankungen oder psychische Erkrankungen spielten laut den Forscher:innen für das Ergebnis keine Rolle.
Die Studienautor:innen schließen somit auf einen Zusammenhang zwischen Corona und einer Beeinträchtigung des IQ beziehungsweise kognitiven Defiziten: „Die Analyse von Markern der prämorbiden Intelligenz bestätigte nicht, dass diese Unterschiede bereits vor der Infektion vorhanden waren. Eine feinere Analyse der Leistung in den Untertests unterstützte die Hypothese, dass Covid-19 eine Auswirkung auf mehrere Bereiche der menschlichen Wahrnehmung hat“, heißt es in der Studie.
Das könnte dich auch interessieren
Mehr aus dieser Kategorie
Melatonin-Konzentration durch NEM bis zu 100-fach erhöht
Der Markt mit Melatonin-Präparaten boomt. Doch die Einnahme ist mit Gefahren verbunden. Denn anders als vielfach behauptet, sind Nahrungsergänzungsmittel (NEM) …
Strovac: Kein Nutzen bei wiederkehrenden Harnwegsinfekten?
Eine Blasenentzündung kommt selten allein. Genau sind viele Menschen mindestens einmal pro Jahr betroffen. Zur Behandlung und Vorbeugung wiederkehrender Harnwegsinfekte …
Antibiotika für Kinder: Besser nicht zu früh?
Dass Antibiotika mit Bedacht verordnet werden sollten – Stichwort Resistenzen –, ist bekannt. Das gilt besonders, wenn diese bei Kindern …